Der Bundestagswahl 1976 geht ein harter Wahlkampf voraus. Markante Schlagworte wie der Slogan der CSU "Freiheit oder Sozialismus" sollen zur Wahl mobilisieren und tragen zur Polarisierung bei. Im Mittelpunkt stehen jedoch die beiden Kanzlerkandidaten: CDU und CSU werben mit Helmut Kohl, dem Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz. Die sozial-liberale Koalition setzt auf Bundeskanzler Helmut Schmidt und dessen Image als Krisenmanager. Das Fernsehen gibt den Spitzenkandidaten drei Tage vor der Wahl Gelegenheit, sich den Wählern zu präsentieren. In einer viereinhalbstündigen Diskussion äußern sich die vier Parteivorsitzenden zu zentralen politischen Themen.

Bei der Bundestagswahl am 3. Oktober 1976 gewinnen Christlich Demokratische Union (CDU) und Christlich Soziale Union (CSU) Stimmen hinzu. Mit 48,6 Prozent der Stimmen erzielen sie ihr bestes Ergebnis seit 1957 und werden wieder stärkste Fraktion im Bundestag. Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) verliert über drei Prozent der Stimmen und erhält nur 42,6 Prozent. Zusammen mit der Freien Demokratischen Partei Deutschlands (FDP), die auf 7,9 Prozent der Stimmen kommt, kann sich die sozial-liberale Koalition knapp behaupten. Helmut Schmidt bleibt Bundeskanzler. Bei seiner Wahl am 15. Dezember 1976 erhält er jedoch nur eine Stimme mehr als unbedingt notwendig.

Neuer Oppositionsführer im Bundestag wird Helmut Kohl, der von Mainz nach Bonn wechselt. Zusammen mit dem Generalsekretär Kurt Biedenkopf (geb. 1930) treibt der CDU-Vorsitzende die Modernisierung seiner Partei voran. Bereits im Bundestagswahlkampf 1976 zeigt die CDU ihr neues Profil: Aus der alten Honoratiorenpartei ist nun eine Mitgliederpartei geworden. Gezielt werden Wählergruppen angesprochen, zum Beispiel die Jungwähler, die 1969 und 1972 vor allem der SPD ihre Stimme gaben.

(ag) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 05.05.2003
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas: Bundestagswahl 1976, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-krisenmanagement/bundesrepublik-im-umbruch/bundestagswahl-1976.html
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