Nachkriegsjahre > Alltag

Überlebensmittel

Lebensmittel sind knapp. Der Hunger der Bevölkerung ist das zentrale Problem der ersten Nachkriegsjahre. Internationale Hilfsorganisationen wie CARE versuchen mit Lebensmittelsendungen die schlimmste Not zu lindern. Eine gute Ernte entspannt die Lage kurzzeitig. Doch der lange und strenge Winter 1946/47 wird zum "Hungerwinter". Bezogen auf die Ernährungslage ist das Jahr 1947 das kritischste der gesamten Nachkriegszeit.

Stadt und Land

Die staatliche Lebensmittelversorgung ist bei Kriegsende komplett zusammengebrochen. Jede Region, Stadt und Gemeinde ist auf ihre eigenen Vorräte angewiesen, die in den Städten schnell verbraucht sind. Die auf Lebensmittelkarten zu beziehende Nahrung reicht bei weitem nicht aus. Nur Tausch- und "Kompensationsgeschäfte" können das Überleben sichern. Kurz nach Kriegsende setzen auch Hamsterfahrten ein. Zahlreiche Städter begeben sich aufs Land, denn hier ist die Versorgungslage besser. In überfüllten Zügen, zu Fuß und mit dem Fahrrad durchstreifen sie Dörfer, um Hausrat, Kleidung oder Wertgegenstände gegen Butter, Speck und Kartoffeln zu tauschen.

"Fringsen"

Der Kölner Kardinal Frings erteilt für kleinere "Ungenauigkeiten" in Eigentumsfragen von der Kanzel herab die Absolution. Lebensnotwendiges zu nehmen, wenn es weder durch Arbeit noch durch Bitten zu bekommen sei, erklärt er für erlaubt. "Fringsen" wird zum geflügelten Wort.

Schwarzmarkt

Auf dem Schwarzmarkt tauschen die Menschen Devisen, Schmuck und andere Sachwerte gegen Nahrungs- und Genussmittel. Zigaretten sind die Ersatzwährung für die wertlos gewordene Reichsmark. Vom Fahrradschlauch bis zur komplizierten Maschine ist fast alles zu bekommen, wenn man entsprechende Gegenwerte zu bieten hat. Versuche der Alliierten, den Schwarzhandel zu unterbinden, bleiben erfolglos. Erst die Währungsreform vom Juni 1948 und die damit einhergehende Normalisierung des Warenangebots trocknen den Schwarzmarkt aus.

(ab, ag, db, reh, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 20.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Baghdady, Anne/Grau, Andreas/Blume, Dorlis/Haunhorst, Regina/Würz, Markus: Überlebensmittel, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/alltag/ueberlebensmittel.html
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