Charles de Gaulle 1890 - 1970

Charles De Gaulle ist der erste Ministerpräsident Frankreichs nach dem Zweiten Weltkrieg und gilt als einer der bedeutendsten französischen Politiker des 20. Jahrhunderts. Er gründet nach der Niederlage Frankreichs gegen das nationalsozialistische Deutschland 1940 in seinem Londoner Exil das Komitee „Freies Frankreich“ und wird zur Integrationsfigur der Résistance gegen die deutsche Besatzung. 1958 wird de Gaulle zum letzten Ministerpräsidenten der Vierten Republik berufen und erlässt eine neue Verfassung, die dem Präsidenten große Macht einräumt und die sogenannte Fünfte Republik begründet, in der de Gaulle von 1959 bis 1969 Staatspräsident wird. In dieser Funktion kann de Gaulle unter anderem 1962 eine Lösung des Algerienkonfliktes erwirken und wird zu einer wichtigen Figur der deutsch-französischen Aussöhnung.

  • 1890

    22. November: Charles André Joseph Marie de Gaulle wird in Lille als Sohn des Gymnasiallehrers Henri de Gaulle geboren.

  • 1911

    Nach Beendigung der Offiziersschule St. Cyr Eintritt in die französische Armee als Infanterieoffizier.

  • 1914-1918

    Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg.

    De Gaulle nimmt an den Kämpfen um das Fort Douaumont bei Verdun als Hauptmann teil. Er wird schwer verwundet und gerät in deutsche Kriegsgefangenschaft, aus der er fünfmal vergeblich versucht zu entkommen.

    In dieser Zeit erlernt er die deutsche Sprache.

  • 1918

    Nach Kriegsende und Entlassung aus der deutschen Gefangenschaft, tritt de Gaulle wieder in die französischen Armee ein.

  • 1920/21

    De Gaulle arbeitet im Stab von General Maxime Weygand (1867-1965) in Polen.

  • 1924 und 1927

    Aufenthalt in Deutschland im Stab der Rheinarmee in Mainz (1924) und als Bataillonskommandeur in Trier (1927).

  • 1925

    Versetzung zum Kabinett von Marschall Henri Philippe Pétain.

  • 1932-1936

    Generalsekretär des Nationalen Verteidigungsrates.

  • 1937-1939

    De Gaulle ist zuerst Oberst eines Panzerregiments und 1939 Kommandeur einer Panzerdivision.

  • 1938

    Veröffentlichung der militär-philosophischen Schrift "Frankreich und seine Armee".

  • 1940

    19. Mai: Beförderung zum jüngsten General der französischen Armee.

    6. Juni: Berufung auf den Posten eines Unterstaatssekretäres für Nationale Verteidigung.

    15. Juni: Nachdem sich die Befürworter für einen Waffenstillstand um Pétain durchsetzen, fliegt de Gaulle nach London.

    18. Juni: Über Radio London Aufruf an die französische Nation, an der Seite der Alliierten weiterzukämpfen.

    25. Juni: Gründer des Londoner Komitees "Freies Frankreich", Chef der "Freien Französischen Streitkräfte" und Chef des "Nationalen Verteidigungskomitees" (1940-1943).

    Juli: Vom Kriegsrat der Vichy-Regierung in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

  • 1942

    Juni: Mitbegründer und ab November 1943 Präsident des "Comité Francais de Libération Nationale" (Nationales Befreiungskomitee).

  • 1944

    Mai: Das "Comité Francais de Libération Nationale" konstituiert sich in Algier zur "provisorischen Regierung der französischen Republik".

    August: Rückkehr nach Paris.

    September: De Gaulle wird Chef der provisorischen Regierung Frankreichs.

  • 1945

    13. November: Die konstituierende Nationalversammlung wählt de Gaulle zum Ministerpräsidenten Frankreichs.

  • 1946

    Januar: Rücktritt vom Ministerpräsidentenamt wegen seiner Kritik an der Verfassung der IV. Republik.

  • 1947

    Gründer der "Sammlungsbewegung des französischen Volkes" (Rassemblement du Peuple Francais, RPF) mit dem Hauptprogrammpunkt, einer durchgreifenden Verfassungsreform. In der Folge lehnt de Gaulle den Beitritt Deutschlands zur NATO, den Schumanplan und die Gründung der EWG mit der Begründung ab, dass Deutschland in diesen Gemeinschaften militärisch und wirtschaftlich das Übergewicht erhalten werde.

  • 1953

    Nach Wahlniederlage Auflösung der RPF als politische und parlamentarische Gruppe.

  • 1954-1959

    De Gaulle schildert seine politischen Aktivitäten bis 1946 in der Memoirenserie "L'Appel", "L'Unite" und "Le Salut".

  • 1958

    1. Juni: De Gaulle wird Ministerpräsident Frankreichs mit Sondervollmachten zur Niederschlagung des Aufstandes in Algier.

    28. September: Durch Volksentscheid wird die auf de Gaulle zugeschnittene Verfassung der V. Republik angenommen: Sie legt die bestimmende Rolle des Staatspräsidenten fest und beschränkt die Rechte des Parlaments erheblich.

    14./15. September: Gespräche mit Bundeskanzler Konrad Adenauer auf de Gaulles Landsitz in Colombey-les-deux-Eglises.

    21. Dezember: De Gaulle wird mit 78 % der Stimmen zum französischen Staatspräsidenten gewählt.

  • 1960

    14. Juni: Nach fortdauernden Unruhen in Algerien spricht de Gaulle erstmalig von einem "algerischen Algerien".

  • 1961

    8. Januar: 75 % der Wähler entscheiden sich in Frankreich per Volksentscheid für die Algerienpolitik de Gaulles, die eine unabhängige Republik Algerien vorsieht.

    In Algerien selbst stimmen nur 40 % der Wahlberechtigten für diese Lösung.

    April: General-Putsch in Algier, der jedoch bald zusammenbricht.

  • 1962

    18. März: Beendigung des siebenjährigen Algerienkrieges durch das Abkommen von Evian.

    2.-8. Juli: Der Staatsbesuch Adenauers in Frankreich wird als Akt der feierlichen Versöhnung des deutschen und des französischen Volkes gestaltet.

    3. Juli: Nach entsprechendem Volksentscheid erhält Algerien die Unabhängigkeit.

    4.-9. September: Der Staatsbesuch de Gaulles in der Bundesrepublik wird von großen Sympathiebekundungen seitens der Bevölkerung begleitet.

    28. Oktober: Per Volksentscheid votieren 61 % der Wähler für eine Verfassungsreform, nach der der Staatspräsident direkt vom Volk gewählt wird.

    De Gaulle forciert die Bildung einer französischen Nuklearstreitmacht.

  • 1962/63

    Anhänger der "Organisation Armée Secrète" (OAS) verüben insgesamt sieben Attentate auf de Gaulle.

  • 1963

    14. Januar: De Gaulle bringt durch seine ablehnende Haltung die Brüsseler Verhandlungen zum Eintritt Großbritanniens in die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft zum Scheitern.

    22. Januar: Adenauer und de Gaulle unterzeichnen im Élysée-Palast in Paris den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag.

  • 1965

    19. Dezember: Wiederwahl zum französischen Staatspräsidenten im zweiten Wahlgang gegen François Mitterrand.

  • 1965/66

    Frankreich boykottiert sieben Monate die Tagungen des europäischen Ministerrats. De Gaulle protestiert mit dieser "Politik der leeren Stühle" gegen die Vorschläge der Europäischen Kommission zur Finanzierung der gemeinsamen Agrarpolitik.

  • 1966

    21. Februar: In einer Fernsehansprache erklärt de Gaulle, dass Frankreich nach Ablauf der Gültigkeitsdauer des NATO-Vertrages im April 1969 die Unterstellung sämtlicher ausländischer militärischer Einrichtungen in Frankreich unter seinen Oberbefehl fordere.

    20.-30. Juni: Reise in die Sowjetunion.

    1. Juli: Da die NATO-Partner nicht auf de Gaulles Forderungen eingehen, wird der Abzug der französischen Offiziere aus den integrierten Stäben vollzogen und das NATO-Hauptquartier sowie die politische NATO-Spitze von Paris nach Belgien verlegt.

  • 1967

    6.-12. September: Auf seiner Polen-Reise spricht sich de Gaulle für die Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze als Ostgrenze der Bundesrepublik Deutschland, aber gegen die Zwei-Staaten-Theorie aus.

  • 1968

    Die Studentenrevolte in Paris und die folgende große Streikwelle erschüttern de Gaulles Autorität.

  • 1969

    27. April: De Gaulle verbindet das Referendum über die sogenannte Regionalreform und die praktische Abschaffung des Senats mit der persönlichen Vertrauensfrage. Mit 47,5 % der Stimmen scheitert der Volksentscheid. Noch in der Nacht zum 28. April erklärt de Gaulle daraufhin seinen Rücktritt.

  • 1970

    Erscheinungsbeginn der zweiten Memoirenserie de Gaulles. Im ersten Band, "Le Renouveau" schildert er die ersten vier Jahre seiner Präsidentschaft. Die neue Folge unter dem Gesamttitel "Memoire d'Espoir" ist auf drei Bände konzipiert.

    9. November: Charles de Gaulle stirbt auf seinem Landsitz in Colombey-les-deux-Eglises /Département Haute-Marne.

    12. November: Beisetzung in Colombey-les-deux-Eglises. Da er ein Staatsbegräbnis ausdrücklich abgelehnt hatte, findet am selben Tag in Paris nur ein offizieller Trauergottesdienst statt, an dem über 80 ausländische Staats- und Regierungschefs teilnehmen.

 

(db/iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 04.03.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Blume, Dorlis/Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Charles de Gaulle, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/charles-de-gaulle.html
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