Gerd Poppe geb. 1941

  • 1941

    25. März: Gerd Poppe wird in Rostock geboren.

  • 1959-1964

    Studium der Physik in Rostock. Abschluss als Diplomphysiker.

  • 1965-1976

    Poppe arbeitet als Physiker im Halbleiterwerk Stahnsdorf.

  • seit 1968

    Engagement in oppositionellen Kreisen.

    Poppe freundet sich mit dem Regimekritiker Robert Havemann und dem Liedermacher Wolf Biermann an.

    Besonders die gewaltsame Niederschlagung des Prager Frühlings veranlasst Poppe zu offenem Protest.

    Er organisiert Lesungen mit kritischen Rednern.

    Poppe knüpft Kontakt mit dem westdeutschen Studentenführer Rudi Dutschke.

  • 1975

    Nach seiner Verweigerung des Wehrdienstes mit der Waffe wird er für sechs Monate Bausoldat.

  • 1976

    Poppe protestiert gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. Die Akademie der Wissenschaften zieht daraufhin ihre Zusage für seine Einstellung zurück.

  • 1977-1984

    Arbeit als Maschinist in einer Schwimmhalle in Berlin.

  • 1979

    Heirat mit Ulrike Wick. Die Ehe wird 1997 geschieden.

  • 1980

    Nachdem Poppe zusammen mit seiner Ehefrau Ulrike Poppe einen unabhängigen Kinderladen mitinitiiert, in der gemeinsamen Wohnung Dichterlesungen veranstaltet und sich an unabhängigen Publikationen beteiligt, geraten beide verstärkt unter Beobachtung der Sicherheitsorgane.

  • 1980-1989

    Aufgrund seiner Kontakte zu Unterzeichnern der "Charta 77" in der Tschechoslowakei belegen die DDR-Behörden Poppe mit einem Auslandsreiseverbot. Die Bürgerrechtsbewegung "Charta 77" will die Unterdrückung seitens der kommunistischen Machthaber in der Weltöffentlichkeit publik machen. Unter Berufung auf die von den Ostblockstaaten unterzeichnete Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) fordert sie die Wahrung der Menschenrechte.

  • 1982

    Poppe kann nicht am Begräbnis von Robert Havemann teilnehmen, da er kurzfristig in Haft genommen wird.

  • 1984-1989

    Ingenieur im Baubüro des Diakonischen Werkes.

  • 1985

    Zusammen mit Bärbel Bohley und Wolfgang Templin (geb. 1948) begründet Poppe die Oppositionsgruppe Initiative Frieden und Menschenrechte (IFM).

  • 1986-1989

    Mitherausgeber und Autor verschiedener illegaler Publikationen, unter anderem "grenzfall" (1986/87), "Spuren. Zur Geschichte der Friedensbewegung der DDR" (1988) und "Ostkreuz" (1989).

  • 1989
    Ibrahim Böhme liefert noch sechs Wochen vor dem Fall der Mauer Berichte an das Ministerium für Staatssicherheit über seine engen Kontakte zu Gerd und Ulrike Poppe.
  • 1989/90

    Sprecher der IFM am Zentralen Runden Tisch. Dort beteiligt er sich an der Arbeitsgruppe "Neue Verfassung der DDR".

  • 1990

    Februar-April: Minister ohne Geschäftsbereich in der von Hans Modrow geleiteten Regierung.

    März-Oktober: Abgeordneter für Bündnis 90 in der frei gewählten Volkskammer.

    Mitbegründer des "Kuratoriums für einen demokratisch verfassten Bund deutscher Länder".

  • 1990-1998

    Bundestagsabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen. Obmann in der Enquêtekommission "Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland".

  • 1992

    Poppe sieht seine Akten in der Berliner Gauck-Behörde ein. Rund 44 Inoffizielle Mitarbeiter haben seit 1971 sein Leben bespitzelt.

    Poppe ist Mitbegründer des "Forums zur Aufklärung und Erneuerung".

  • 1992/93

    Poppe ist Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss des Bündnis 90.

  • 1993

    Anlässlich der Fusion von Bündnis 90/Die Grünen kritisiert Poppe die Politik der Grünen in den 1980er Jahren, da damals die Menschenrechte im Ostblock nur für wenige Parteimitglieder ein Thema gewesen seien.

    Mai: Poppe fordert, dass die Hilfskonvois in Bosnien unter Militärschutz gestellt werden. Damit handelt er sich die Kritik seiner Parteifreunde ein, die sich im März gegen eine militärische Intervention im ehemaligen Jugoslawien ausgesprochen hatten. Für seine Äußerung, es gebe eine "Pflicht zur Einmischung, wenn es, wie im Fall Bosniens, zum Völkermord kommt" wird Poppe auf dem Parteitag der Grünen ausgepfiffen.

  • 1994

    November: Poppe wird zum außenpolitischen Sprecher der Bundestagsfraktion gewählt.

  • 1995

    Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse.

  • 1996

    Dezember: Poppe befürwortet den Erhalt und die Ausdehnung der NATO unter Einbeziehung Russlands als unverzichtbare "militärische Komponente".

    Damit setzt er sich wiederum von der Position der Grünen ab.

  • 1998

    Bei den Bundestagswahlen tritt Poppe nicht mehr als Kandidat an.

    Poppe wird Beauftragter der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe im Auswärtigen Amt. Dieses Amt hat er bis 2003 inne.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 20.09.2022
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Gerd Poppe, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/gerd-poppe.html
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