• Das SED-Regime bietet eine Passierscheinregelung an, damit West-Berliner Verwandte in Ost-Berlin besuchen können.
  • Das SED-Regime bietet eine Passierscheinregelung an, damit West-Berliner Verwandte in Ost-Berlin besuchen können.

Dokument Angebot Besuchsregelung

In seinem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister von West-Berlin, Willy Brandt, bietet der Stellvertretende Vorsitzende des Ministerrats der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), Alexander Abusch, im Namen des SED-Regimes Verhandlungen über eine Passierscheinregelung an. Diese soll West-Berliner für einen begrenzten Zeitraum Besuche in Ost-Berlin ermöglichen. Solche Besuche sind nach dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 unmöglich geworden.

Zwischen dem 12. und 17. Dezember 1963 verhandeln Erich Wendt, Staatssekretär des Ministeriums für Kultur der DDR und der West-Berliner Senatsrat Hans Körber über das Passierscheinabkommen, das schließlich vom 19. Dezember 1963 bis zum 5. Januar 1964 West-Berlinern Verwandtenbesuche in Ost-Berlin ermöglicht.

Ort und Zeit:
Ost-Berlin, 5. Dezember 1963
Objektart:
Dokument
Bildnachweis:
Bundesarchiv, B 137 / 16410
Urheber:
Abusch, Alexander (Verfasser)

Abschrift

Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik

Stellvertreter des Vorsitzenden

An den Regierenden Bürgermeister

Herrn Willy Brandt

Berlin-Schöneberg

Rathaus

Geheim [roter Stempel]

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,

die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik hat Ihnen und dem Senat von Westberlin mehrfach Vorschläge gemacht, wie über eine Reihe offener Fragen, darunter auch die der Ausgabe von Passierscheinen für Westberliner Bürger zum Besuch der Hauptstadt [darüber handschriftlich "1."] der Deutschen Demokratischen Republik, zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und Westberlin eine Verständigung herbeigeführt werden könnte.

Sie, Herr Bürgermeister, und andere Vertreter des Senats von Westberlin, haben in der letzten Zeit mehrfach davon gesprochen, daß Regelungen wünschenswert wären, die es Westberliner Bürgern ermöglichen würden, während des bevorstehenden Weihnachts- und Neujahrsfestes ihre Verwandten in der Hauptstadt der Deutschen [darüber handschriftlich "2."] Demokratischen Republik zu besuchen.

Geleitet von dem Bestreben, die Voraussetzungen für den Besuch von Westberliner Bürgern in der Hauptstadt der Deutschen [darüber handschriftlich "3."] Demokratischen Republik während der bevorstehenden Feiertage zu schaffen, hat die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik mich beauftragt, Ihnen mitzuteilen, daß sie auch eine solch zeitweilige Regelung für möglich hält.

Ungeachtet der weitergehenden notwendigen Regelungen der Beziehungen zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und Westberlin ist die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik bereit, für die Zeit vom 15. Dezember 1963 bis zum 5. Januar 1964 in Westberlin Ausgabestellen [handschriftlich unterstrichen ab "15. Dezember"] einzurichten, bei denen Westberliner Bürger Passierscheine für Besuche in der Hauptstadt [darüber handschriftlich "4."] der Deutschen Demokratischen Republik erhalten können.

[Stempel]

Geheim [roter Stempel]

-2-

Geheim [roter Stempel]

Wir hoffen, daß Sie diesem konstruktiven Vorschlag, der den Besuch der Westberliner Bürger in der Hauptstadt [darüber handschriftlich "5."] der Deutschen Demokratischen Republik in der genannten Zeit ermöglichen würde, Ihre Zustimmung geben werden. Falls Sie es für notwendig halten, die Durchführung [handschriftlich unterstrichen] dieser Maßnahmen mit mir zu besprechen, wäre ich zu einer Begegnung mit Ihnen in der Hauptstadt [darüber handschriftlich "6."] der Deutschen Demokratischen Republik oder in Westberlin bereit. Sollten Sie eine solche Begegnung nicht wünschen, so wäre ich auch einverstanden, wenn Sie einen Vertreter für eine derartige Besprechung benennen würden [handschriftlich unterstrichen ab "Vertreter"].

In der Hoffnung, daß Sie dem Bestreben der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, den Westberliner Bürgern für den Weihnachts- und Neujahrsverkehr Erleichterungen zu schaffen, Aufgeschlossenheit und Verständnis entgegenbringen, erwarte ich Ihre baldige Antwort.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Alexander Abusch

Berlin, den 5. Dezember 1963

Geheim [roter Stempel]

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