Franziskus - geb. 1936

Franziskus ist seit dem 13. März 2013 der 266. Papst der römisch-katholischen Kirche und der erste Lateinamerikaner in diesem Amt. Der gelernte Chemietechniker tritt dem Jesuitenordne bei, wird mit 33 Jahren zum Priester und 1998 zum Erzbischof von Buenos Aires ernannt. Er erwirbt sich den Ruf, bescheiden und volksnah zu sein und sich für die Armen einzusetzen. Als "Paradigmenwechsel" wird wahrgenommen, dass er den Bischofskonferenzen größere Verantwortung überträgt und Leitungspositionen mit Frauen besetzt.

  • 1936

    17. Dezember: Franziskus wird als Jorge Mario Bergoglio in einem Vorort von Buenos Aires als eines von fünf Kindern italienischer Einwanderer geboren.

    Er besitzt die argentinische und die italienische Staatsangehörigkeit.

    Bergoglio schließt die Schule als Chemietechniker ab.

  • 1958

    11. März: Bergoglio tritt dem Jesuitenorden bei. Für ihn steht fest, dass er Priester werden möchte.

    Er studiert zunächst Geisteswissenschaften und Philosophie in Chile.

  • 1963

    Nach seiner Rückkehr nach Argentinien studiert Bergoglio an der Ordenshochschule des Colegio Máximo San José in San Miguel Philosophie und katholische Theologie. Beide Studiengänge schließt er erfolgreich ab.

  • 1964-1966

    An Jesuiten-Hochschulen in Santa Fe und Buenos Aires lehrt Bergoglio Literatur und Psychologie.

  • 1969

    13. Dezember: Bergoglio empfängt das Sakrament der Priesterweihe durch Erzbischof Ramón José Castellano.

  • 1970-1971

    Sein Terziat zur Beendigung seiner Ausbildung, um in den Jesuitenorden eingegliedert zu werden, verbringt er in Alcalà de Henares in Spanien.

  • 1971- 1973

    Nach Argentinien zurückgekehrt, arbeitet er als Novizenmeister und Theologiedozent an der Hochschule von San Miguel.

  • 1973-1979

    Der Jesuitenorden überträgt ihm das Amt des Provinzial des Jesuitenordens in Argentinien. In diese Zeit fallen die Proteste der Befreiungstheologie gegen Ungerechtigkeit und Diktatur in Lateinamerika, die von Geistlichen vor allem in Chile und Brasilien unterstützt wird.

    Nach dem erfolgreichen Putsch der Militärjunta 1976 in Argentinien stellt sich die katholische Kirchenhierarchie hinter das Regime. Der unbarmherzige Umgang mit Oppositionellen und Andersdenkenden durch das Regime führt zu einer Spaltung der katholischen Kirche. Die meisten Bischöfe lehnen die Befreiungstheologie ab.

    Für Bergoglio ist es eine Gratwanderung zwischen sozialem Einsatz, Gewährung von Schutz für Verfolgte und Kontakten mit der Militärjunta.

    Als er 2013 zum Papst gewählt wird, werfen ihm Kritiker vor, er habe sich zu sehr mit dem Regime arrangiert. Bergoglio selbst weist die Vorwürfe zurück.

  • 1980-1986

    Bergoglio steht als Rektor der Theologischen Hochschule von San Miguel vor.

    1986 verbringt er einige Monate zu Forschungszwecken in Frankfurt am Main.

  • 1986-1992

    Im argentinischen Córdoba übernimmt Bergoglio das Priesteramt an der Jesuitenkirche.

  • 1992

    20. Mai: Papst Johannes Paul II. ernennt Bergoglio zum Weihbischof in Buenos Aires und Titularbischof von Auca.

    27. Juni: Bergoglio wird zum Bischof von Buenos Aires geweiht. Er gilt als volksnah, bescheiden und den Armen zugewandt.

    Er kritisiert offen die Korruption der Herrschenden und die miserablen Lebensbedingungen eines Großteils der Bevölkerung.

  • 1997

    3. Juni: Papst Johannes Paul II. ernennt Bergoglio zum Erzbischof-Koadjutor.

  • 1998

    28. Februar: Nach dem Tod von Kardinal Antonio Quarracino wird Bergoglio zum Erzbischof von Buenos Aires ernannt. Er übernimmt gleichzeitig die Aufgabe des Ordinarius für die Gläubigen der orientalischen Riten.

  • 2001

    21. Februar: Bergoglio wird Kardinalpriester in Rom mit der Titelkirche San Roberto Bellarmino.

    Er ist Mitglied der Kongreation für den Gottesdienst, den Päpstlichen Rat für die Familie und die Päpstliche Kommission für Lateinamerika.

  • 2005-2011

    Bergoglio hat den Vorsitz der Argentinischen Bischofskonferenz inne.

  • 2010

    In einem Brief an die argentinische Regierung kritisiert Bergoglio mit scharfen Worten die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe.

  • 2013

    13. März: Bergoglio wird im fünften Wahlgang zum 266. Papst gewählt. Er gibt sich den Namen Franziskus, in Anlehnung an den Heiligen Franz von Assisi. Er ist seit 1.272 Jahren der erste Nichteuropäer, der erste Papst aus Lateinamerika und der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri. Viele verbinden mit seinem bescheidenen und unprätentiösen Stil die Hoffnung auf Wandel in der katholischen Kirche.

    08. Juli: Seine erste Reise als Papst führt Franziskus auf die italienische Flüchtlingsinsel Lampedusa. Er kritisiert die Gleichgültigkeit der Europäer und gedenkt der schätzungsweise 20.000 Menschen, die auf der Flucht ums Leben gekommen sind.

    29. Juli: Auf einer Pressekonferenz spricht sich Franziskus gegen die Diskriminierung homosexueller Menschen aus und spricht sich selbst das Vermögen ab, über ihre Sexualität zu richten.

  • 2014

    17. Dezember: Bei der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und den Vereinigten Staaten von Amerika übernimmt Franziskus eine Vermittlerrolle im Dialog der Staatspräsidenten Barack Obama und Raul Castro. Nach 50 Jahren ist dies die erste Annäherung der beiden Staaten.

  • 2015

    12. April: Bei einer Messe für armenische Katholiken im Petersdom erkennt Franziskus die Ermordung von bis zu 1,5 Millionen Armeniern durch die Regierung des Osmanischen Reiches als Genozid an.

    26. Juni: Ein bilateraler Grundlagenvertrag erkennt Palästina offiziell als Staat an. Damit positioniert sich der Vatikan deutlicher als je zuvor im Nahost-Konflikt.

    24. September: Bei seinem Besuch in den USA spricht Franziskus als erster Papst vor dem US-Kongress in Washington. Er kritisiert die bestehende Todesstrafe und die Waffenlieferungen der USA.

  • 2016

    12. Februar: Nach der Spaltung der Kirche vor fast 1000 Jahren kommt es auf Kuba erstmalig zu einem Treffen des römischen Papstes Franziskus I. und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I.. Gemeinsam rufen sie zur Einheit aller Christen auf und verurteilen die Verfolgung der Christen im Nahen Osten.

    06. Mai: Zur Würdigung seines Engagements für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit erhält Franziskus im Vatikan den Karlspreis zu Aachen. Der Karlspreis wird öffentlichen Persönlichkeiten verliehen, die sich für die europäische Einheit einsetzen.

  • 2018

    26. August: Bei einer Pressekonferenz spricht der Papst sich dafür aus, Kinder mit homosexuellen Neigungen psychiatrisch behandeln zu lassen. In der Niederschrift der Pressekonferenz fehlt die Aussage. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) zeigte sich besorgt über die Äußerungen.

    01. Dezember: In einem Interview bezeichnet der Papst Homosexualität als Modeerscheinung. Er plädiert dafür, dass homosexuelle Männer nicht zu Priesterseminaren zugelassen werden und Priester ihr Amt aufgeben sollten.

  • 2019

    04. Februar: Als erster Papst besucht Franziskus die arabische Halbinsel. In Abu Dhabi unterzeichnet er gemeinsam mit dem Großimam der Kairorer Al-Azhar-Universität, Ahmad Al-Tayyeb, ein Dokument über die religionsverbindende „Brüderlichkeit aller Menschen“, die die Verschiedenheit aller Menschen in Bezug auf Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie und Sprache anerkennt. Gewalt und Terror im Namen der Religion werden scharf verurteilt. Für die einen ist es ein Meilenstein im christlich-muslimischen Dialog, für konservativ-katholische Kreise steht die Erklärung im Widerspruch zu den Glaubensgrundsätzen.

  • 2020

    27. März: Anlässlich der Coronavirus-Pandemie spendet Papst Franziskus den „Urbi et Orbi“-Segen aus Gründen des Infektionsschutzes erstmalig auf einem menschenleeren Petersplatz. Sonst kommen dort Tausende Menschen zusammen.

    21. Oktober: In dem Dokumentarfilm „Francesco" betont der Papst das Recht auf Familie für homosexuelle Paare. Er spricht sich für eingetragene Lebenspartnerschaften als rechtliche Absicherung durch das Gesetz aus. Die kirchliche Ehe lehnt er für homosexuelle Paare jedoch weiterhin ab.

  • 2021

    April: Aufgrund einer Änderung des Kirchenrechts müssen geistliche Führungskräfte und weltliche Spitzenbeamte von nun an alle zwei Jahre eine Erklärung einreichen, dass weder wegen Geldwäsche, Steuerhinterziehung noch terroristischer Aktivitäten gegen sie ermittelt wird.

    15. Mai: Franziskus verurteilt den sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche und nennt Kindesmissbrauch „psychologischen Mord“. Er wolle gegen die Verschleierung von Missbrauchsfällen ankämpfen.

  • 2022

    25. Februar: Einen Tag nach dem russischen Angriff auf die Ukraine besucht der Papst die Residenz des russischen Botschafters beim Vatikan und spricht sich für ein Ende des Krieges aus.

    19. März: Nach neunjähriger Erarbeitung veröffentlicht der Vatikan die neue Kurienverfassung. Laien und Frauen dürfen nun Führungspositionen annehmen, sofern sie über die nötigen Kompetenzen verfügen. Dies betrifft auch die Leitung der Kurienbehörde. Damit öffnet der Papst die Kirche für Frauen.

    Bereits 2021 erhielt die Französin Nathalie Becquart als erste Frau ein Stimmrecht in einer Bischofssynode. Die Regelung, dass Frauen nicht zu Priesterinnen geweiht werden dürfen, bleibt jedoch bestehen.

    03. Mai: Nach einem Telefongespräch mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. kritisiert Franziskus dessen Haltung zum Krieg in der Ukraine, seine Staatstreue zu Russland und bezeichnet ihn als „Messdiener Putins“. Die Oberhäupter der Kirchen hätten die Sprache Jesu zu sprechen und nicht die Sprache der Politik.

    Franziskus kündigt zudem an, mit Waldimir Putin über den Krieg sprechen zu wollen.

    18. Juli: Papst Franziskus äußert sich gegenüber der Presse kritisch zum Synodalen Weg in Deutschland. Er sieht die Einheit der Kirche bedroht und fürchtet, dass Entscheidungen am Vatikan vorbei getroffen werden.

    Der Synodale Weg ist eine Reformbewegung innerhalb der katholischen Kirche. Neben der Aufarbeitung der Missbrauchsvorfälle sind zudem die Lebensformen von Bischöfen und Priestern, Machtstrukturen sowie die Sexualmoral der Kirche Diskussionsthema. Den Vorsitz haben die Deutsche Bischofskonferenz sowie das Zentralkomitee der deutschen Katholiken inne.

    25. Juli: Auf seiner Kanada-Reise entschuldigt sich Franziskus für die Gewalt an der indigenen Bevölkerung und benennt die Christen als Unterstützer des Kolonialismus. Zuvor waren Überreste von rund zweihundert indigenen Kindern auf dem Gelände einer ehemaligen katholischen Internatsschulen gefunden worden.

  • 2023

    10. März: Unter Mit Zustimmung des Papstes beschließt die Synodalversammlung in Frankfurt, dass in Deutschland nun auch wiederverheiratete geschiedene Menschen und homosexuelle Paare gesegnet werden können.

    14. Mai: Im Zuge einer Reihe von Staatsbesuchen erhält Wolodymyr Selenskyj eine Audienz beim Papst. Den Wunsch des Papstes, im Krieg zwischen Ukraine und Russland zu vermitteln, lehnt Selenskyj ab.

 

(reh, ls) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 01.08.2023
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina/Schmidt, Lara: Biografie Papst Franziskus, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/franziskus.html
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