Heinrich Böll 1917 - 1985

Heinrich Böll ist einer der bedeutendsten und meistgelesenen Schriftsteller der Nachkriegszeit in der Bundesrepublik. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er zunächst als Kurzgeschichtenautor berühmt, 1972 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Böll bezieht immer wieder zu tagespolitischen Ereignissen Stellung und ist bekannt für sein Engagement in der Friedensbewegung.

  • 1917

    21. Dezember: Heinrich Böll wird in Köln als jüngstes von sechs Kindern des Bildhauers Viktor Böll und seiner Frau Maria (Geburtsname: Hermann) geboren.

  • 1928-37

    Besuch des Staatlichen Humanistischen Kaiser-Wilhelm-Gymnasiums in Köln.

  • 1937

    Abitur und Beginn einer Buchhändlerlehre in Bonn.

  • 1938

    Abbruch der Lehre und erste schriftstellerische Arbeiten. Einberufung zum Arbeitsdienst.

  • 1939

    Zum Sommersemester Beginn des Studiums der Germanistik und der klassischen Philologie an der Universität zu Köln. Mit seiner Einberufung zur Wehrmacht im Herbst muss Böll das Studium abbrechen.

  • 1939-1945

    Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg in Polen, Frankreich, der Sowjetunion, Rumänien und Ungarn sowie Einsätze an verschiedenen Orten in Deutschland. In dieser Zeit wird Heinrich Böll mehrfach verwundet.

  • 1940/41

    Nach einer Typhuserkrankung und einem längeren Aufenthalt in einem französischen Lazarett wird Böll zum Einsatz an die Heimatfront beordert.

  • 1942

    März: Heirat mit der Übersetzerin Annemarie Cech. Aus der Ehe gehen vier Söhne hervor, wobei der erste Sohn noch in seinem Geburtsjahr 1945 verstirbt.

  • 1943

    1. September: Beförderung zum Obergefreiten.

  • 1944

    31. Mai: Böll wird bei einem Einsatz in Jassy (Rumänien) schwer verwundet. Er verzögert absichtlich seine Genesung und damit die Rückkehr in den Kriegsdienst durch hohen Alkoholkonsum.

    Im Sommer gelingt es Böll, sich nach Metz abzusetzen, wo er sich jedoch nur kurz aufhält.

    Vorgetäuschte oder künstlich herbeigeführte Krankheiten, manipulierte Urlaubsscheine, kurzzeitige Desertion: so erlebt Heinrich Böll die Endphase des Krieges in Deutschland.

  • 1945

    26. März: Kurz vor Kriegsende meldet Böll sich bei der Wehrmacht zurück.

    9. April: Er gerät bei Waldbröl in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Die folgenden Monate verbringt er unter anderem in einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager in Frankreich.

    15. September: Entlassung aus der Gefangenschaft.

  • 1946

    Wiederaufnahme des Germanistikstudiums in Köln, bis er sich nach zwei weiteren Semestern 1947 exmatrikuliert.

    Beginn intensiver schriftstellerischer Tätigkeit.

  • 1947/48

    Veröffentlichung erster Kurzgeschichten, wie "Aus der 'Vorzeit'", "Die Botschaft" und "Der Angriff" in der Zeitung "Rheinischer Merkur" und den avantgardistischen Zeitschriften "Der Ruf" und "Karussel".

  • 1949

    Erste Buchveröffentlichung mit der vom Kriegserleben geprägten Erzählung "Der Zug war pünktlich".

  • 1950

    Veröffentlichung eines Sammelbandes mit 25 Kurzgeschichten unter dem Titel "Wanderer, kommst du nach Spa...".

  • 1951

    Sein Antikriegsroman "Wo warst du, Adam" wird veröffentlicht.

    Böll lebt fortan als freier Schriftsteller mit festem Wohnsitz in Köln.

    Einladung zur Tagung der "Gruppe 47" in Bad Dürkheim, wo er für seine satirische Geschichte "Die schwarzen Schafe" ausgezeichnet wird.

  • 1953

    Veröffentlichung des Romans "Und sagte kein einziges Wort", der eine durch das Elend der Lebens- und Wohnverhältnisse gefährdete Ehe eines Heimkehrers zum Thema hat.

  • 1954

    Veröffentlichung des Romans "Haus ohne Hüter".

  • 1955

    Die im Jahre 1962 verfilmte Erzählung "Das Brot der frühen Jahre" erscheint.

  • 1957

    Veröffentlichung des Reiseberichts "Irisches Tagebuch".

  • 1958

    Nach Erscheinen von "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen und andere Satiren" erhält er den Eduard-von-der-Heydt-Preis der Stadt Wuppertal.

    Im Rundfunk darf ein Beitrag Heinrich Bölls, der "Brief an einen jungen Katholiken", wegen seiner massiven Kritik am deutschen Nachkriegskatholizismus nicht gesendet werden.

  • 1959

    Veröffentlichung des Romans "Billard um halbzehn", in dem er sich erneut mit Themen des Krieges und des Zusammenbruchs der bürgerlichen Gesellschaft auseinander setzt.

    Auszeichnung mit dem Großen Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen.

  • 1961

    Stipendiat der Villa Massimo in Rom.

  • 1963

    Veröffentlichung des Bestsellers "Ansichten eines Clowns", der sowohl als Theaterstück inszeniert als auch verfilmt wird. Ein zentrales Thema des Romans ist die Kritik am deutschen Katholizismus.

  • 1964

    Gastdozent für Poetik an der Universität Frankfurt/Main.

  • 1966

    Veröffentlichung des Erzählung "Ende einer Dienstfahrt".

  • 1967

    Verleihung des "Georg Büchner Preises" der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

  • 1970-72

    Präsident des Deutschen P.E.N.-Zentrums (Bundesrepublik).

  • 1971

    Veröffentlichung des Romans "Gruppenbild mit Dame", der später verfilmt wird.

    Wahl zum Präsidenten des Internationalen P.E.N.-Zentrums (bis 1974).

  • 1972

    Öffentliche Kontroversen um seinen "Spiegel"-Artikel "Will Ulrike Meinhof Gnade oder freies Geleit?".

    Engagement in der sozialdemokratischen Wählerinitiative zur Bundestagswahl.

    Auszeichnung mit dem Nobelpreis für Literatur, der damit zum ersten Mal nach 43 Jahren wieder an einen deutschen Schriftsteller vergeben wird.

  • 1974

    Veröffentlichung der Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann", eine Kritik krimineller Formen der Meinungsmanipulation durch die Boulevardpresse.

    Im März gewährt Böll dem sowjetischen Schriftsteller Alexander Solschenizyn (1918-2008) erste Aufnahme. Zuvor hatte Böll einige seiner Manuskripte in den Westen geschmuggelt und so erste Veröffentlichungen ermöglicht.

    Verleihung der "Carl-von-Ossietzky-Medaille" der Internationalen Liga für Menschenrechte.

  • 1977

    Zu Bölls 60. Geburtstag erscheinen die ersten fünf Bände einer Werkausgabe sowie "Einmischung erwünscht. Schriften zur Zeit".

  • 1981

    Engagement in der Friedensbewegung. Böll spricht unter anderem bei der ersten Bonner Demonstration gegen den NATO-Nachrüstungsbeschluss.

  • 1983

    Ernennung zum Professor durch den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen.

    Ehrenbürgerschaft der Stadt Köln.

    Teilnahme an der Blockade des US-Militärdepots Mutlangen, Ansprache auf der zentralen Friedensdemonstration am 22. Oktober in Bonn.

  • 1984

    Die Stadt Köln erwirbt das literarische Archiv Bölls und richtet eine Böll-Sammlung und Arbeitsstelle ein.

  • 1985

    16. Juli: Heinrich Böll stirbt nach langer Krankheit in seinem Haus in Langenbroich/Eifel. Obwohl er einige Jahre zuvor aus der katholischen Kirche ausgetreten war, erhält er ein kirchliches Begräbnis.

    Posthum erscheint im Herbst sein letzter Roman "Frauen vor Flusslandschaft".

  • 1992

    Posthum erscheint Bölls erster in der Nachkriegszeit spielender Heimkehrer-Roman "Der Engel schwieg".

  • 1995

    Unter dem Titel "Der blasse Hund" erscheinen bislang unveröffentlichte Erzähltexte.

  • 1997

    Gründung der Heinrich-Böll-Stiftung. Die Stiftung steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe.

  • 2002

    Erscheinen der ersten Bände der "Kölner Ausgabe der Werke Heinrich Bölls", einer auf 27 Bände angelegten textkritischen Ausgabe aller veröffentlichten und unveröffentlichten Texte Bölls.

 

(iz/sw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Wirtz, Susanne/Zündorf, Irmgard: Biografie Heinrich Böll, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/heinrich-boell.html
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