Margot Honecker 1927 - 2016

Margot Honecker ist Politikerin und die Ehefrau von Erich Honecker, dem langjährigen Staats- und Parteichef der DDR. In der DDR-Politik gilt sie als mächtigste Frau, insbesondere in Hinblick auf die Bildungspolitik. Als Ministerin für Volksbildung (1963-1989) und Mitglied des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) ist sie sowohl für Zwangsadoptionen als auch für die Einführung des Wehrunterrichts und der Polytechnischen Oberschulen mit verantwortlich. Nach dem Zusammenbruch der DDR findet sie vorerst in Moskau, dann in Chile Zuflucht, wo sie 2016 stirbt. Bis zu ihrem Tod verteidigt sie ihre sozialistischen Überzeugungen.

  • 1927

    17. April: Margot Honecker, geborene Feist, wird als Tochter des Schuhmachers Gotthard Feist und der Matratzenfabrikarbeiterin Helene Feist in Halle (Saale) geboren. Sie wächst in ärmlichen Verhältnissen auf.

    Ihre Eltern sind auch nach 1933 noch in der verbotenen Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) aktiv. Ihr Vater wird bis 1939 in verschiedene Gefängnisse und Konzentrationslager verschleppt.

  • 1938

    Nach dem Abschluss der Volksschule beginnt sie eine Lehre als kaufmännische Angestellte. Währenddessen gehört sie dem Bund Deutscher Mädel an.

  • 1940

    Durch den Tod ihrer Mutter wird Margot Honecker Halbwaise.

  • 1943–1945

    Margot Honecker arbeitet als Telefonistin im Fernsprechamt Hirschberg.

  • 1945

    Beitritt zur KPD. Margot Honecker ist als Jugendfunktionärin in Halle politisch aktiv.

  • 1946

    Nach der Zwangsvereinigung der beiden Parteien SPD und KPD wird sie Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). Zudem ist sie als Stenotypistin beim Landesvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) in Sachsen-Anhalt tätig.

    Bei der Freien Deutschen Jugend (FDJ) ist Margot Honecker Mitbegründerin des Antifaschistischen Jugendausschusses in Halle. Aufgrund ihres Engagements wird sie Mitglied des Sekretariats des FDJ-Kreisvorstandes von Halle und FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda.

  • 1947

    Leiterin der Abteilung für Kultur und Erziehung im FDJ-Landesvorstand Sachsen-Anhalt.

  • 1948

    Margot Honecker absolviert einen Sonderlehrgang an der Parteihochschule Liebenwalde. Sie wird Sekretärin des Zentralrates der FDJ und Vorsitzende der Pionierorganisation Ernst Thälmann.

  • 1949/50

    Mitglied des Deutschen Volkskongresses und Abgeordnete der ersten provisorischen Volkskammer der DDR. Nach der Gründungsversammlung 1950 ist sie mit 22 Jahren die jüngste Abgeordnete der Volkskammer. Zudem wird sie Kandidatin des SED-Zentralkomitees.

    Auf einer Reise nach Moskau anlässlich des 70. Geburtstags von Josef Stalin lernt sie ihren späteren Ehemann Erich Honecker kennen. Sie beginnen eine heimliche Affäre. Zu diesem Zeitpunkt ist Erich Honecker noch mit der stellvertretenden FDJ-Vorsitzenden Edith Baumann verheiratet, die ein Kind erwartet.

  • 1952

    Margot Honecker bringt die gemeinsame Tochter Sonja zur Welt. Die uneheliche Beziehung stößt auf Kritik. Der Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht drängt Erich Honecker zur Scheidung von seiner Ehefrau, um die politische Karriere zu schützen.

  • 1953

    Eheschließung mit Erich Honecker.

  • 1953-1954

    Da die uneheliche Beziehung nicht den sozialistischen Idealvorstellungen entspricht, wird das Ehepaar nacheinander für jeweils ein Jahr an die Moskauer Parteihochschule entsandt. Sie muss ihre acht Monate alte Tochter zurücklassen.

  • 1954

    Mit Unterstützung von Walter Ulbricht bekommt Margot Honecker eine Stelle im Ministerium für Volksbildung (MfV) und organisiert die Lehrerbildung.

  • 1958

    Margot Honecker steigt zur stellvertretenden Ministerin auf und ist für die Bereiche Lehrerbildung und Wissenschaft verantwortlich.

  • 1963-1989

    Als Ministerin für Volksbildung ist Honecker für das Schulsystem und die Jugendfürsorge in der DDR zuständig.

    Sie baut die Polytechnischen Oberschulen (POS), einheitliche zehnjährige Gemeinschaftsschulen, aus.

    Sie trägt die Hauptverantwortung für Zwangsadoptionen von Kindern, deren Eltern Republikflucht begehen oder Spionage betreiben. Oftmals informiert sie das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) persönlich über eingehende Beschwerden.

    Sie ist zudem für die politisch-ideologische Erziehung von verhaltensauffälligen Jugendlichen in Spezialheimen zuständig. Der einzige geschlossene Jugendwerkhof in Torgau (GJWH) ähnelt einer Strafvollzugsanstalt und untersteht direkt dem Ministerium für Volksbildung.

  • 1964

    Auszeichnung mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold.

  • 1970

    Seit den 1970er Jahren gilt die Ehe zwischen Margot und Erich Honecker als zerrüttet. Sie bleiben dennoch bis zum Tod Erich Honeckers 1994 verheiratet.

  • 1971

    3. Mai: Durch den Aufstieg ihres Mannes zum Staatsratsvorsitzenden erlangt Margot Honecker einen Zuwachs an Macht. Oftmals wird ihr autoritärer Führungsstil kritisiert. Unter ihr als Ministerin erlangt das Ministerium mehr Entscheidungsmacht als die zuständige ZK-Abteilung und das ZK-Sekretariat.

  • 1974

    18. Januar: Verleihung des Ehrendoktortitels durch die Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań (Polen).

  • 1977

    Auszeichnung mit dem Karl-Marx-Orden, der höchsten Auszeichnung in der DDR für besondere Verdienste beim Aufbau des Sozialismus.

  • 1978

    Als Ministerin für Volksbildung führt sie den Wehrunterricht für Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klasse ein.

  • 1987

    Erneute Auszeichnung mit dem Karl-Marx-Orden.

  • 1989

    20. Oktober: Margot Honecker tritt während der friedlichen Revolution vom Amt der Ministerin zurück, nachdem auch ihr Mann Erich Honecker zwei Tage zuvor vom Politbüro zum Rücktritt gedrängt wird.

  • 1990

    31. Januar: Auflösung der Funktionärssiedlung, in der die Honeckers leben. Berliner Mietwohnungen lehnen beide aus Sicherheitsgründen ab. Das Ehepaar findet für zweieinhalb Monate Asyl in einem Pfarrhaus in Lobetal bei Berlin.

    4. Februar: Nachdem aus der SED die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) wird, tritt Margot Honecker aus der Nachfolgeorganisation aus.

    3. April: Unterschlupf im sowjetischen Militärhospital in Beelitz.

  • 1991

    13. März: Das Ehepaar flieht vor der deutschen Strafverfolgung nach Moskau. Zuvor wird ein Haftbefehl gegen Erich Honecker wegen des Tatverdachts des gemeinschaftlichen Totschlags erlassen.

    November: Ausweisungsbeschluss der russischen Regierung.

    Dezember: Zuflucht in der chilenischen Botschaft in Moskau.

  • 1992

    Margot Honecker reist nach Chile zu ihrer Tochter aus.

  • 1993

    Strafanzeigen gegen Margot Honecker aufgrund der unmenschlichen Zustände in den Jugendwerkhöfen. Bereits seit der friedlichen Revolution gibt es zudem laufende Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit den in der DDR praktizierten Zwangsadoptionen.

    11. Januar: Nachdem Erich Honecker aufgrund seiner Krebserkrankung freigelassen wird, lebt das Ehepaar gemeinsam in Santiago de Chile.

  • 1994

    Nach dem Tod ihres Ehemanns lebt Margot Honecker gemeinsam mit ihrem Enkelsohn zurückgezogen in La Reine im Osten Santiago de Chiles.

    März: Aufgrund der Verjährung und ihrer Flucht werden die Ermittlungsverfahren gegen sie eingestellt.

  • 1999

    14. Juni: Margot Honecker verliert in letzter Instanz einen Prozess um die Herausgabe ihres beschlagnahmten Vermögens.

  • 2005–2016

    Margot Honecker nimmt mehrere offizielle Einladungen im Ausland wahr.

  • 2012

    Veröffentlichung ihres Buchs „Volksbildung“. Darin hält sie weiterhin an den sozialistischen Werten fest.

    April: Ausstrahlung der ARD-Dokumentation „Der Sturz – Honeckers Ende“. In den Interviews verteidigt sie das sozialistische System.

  • 2016

    6. Mai: Margot Honecker stirbt im Alter von 89 Jahren an einer Krebserkrankung in Santiago de Chile.

 

(lpo) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.04.2024
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Popesch, Laura: Biografie Margot Honecker, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/margot-honecker.html
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