Martin Schulz geb. 1955

Martin Schulz ist ein deutscher SPD-Politiker und seit März 2017 Parteivorsitzender der Sozialdemokraten. Von 1987 bis 1998 ist Schulz Bürgermeister der Stadt Würselen, ab 1994 zudem Mitglied des Europäischen Parlaments. 2012 wird er Präsident des Europäischen Parlaments und setzt sich u.a. dafür ein, dass dem Parlament innerhalb der Europäischen Union ein größerer Stellenwert beigemessen wird. Ende 2016 verkündet Schulz die Beendigung seiner Tätigkeiten im Europäischen Parlament und seinen Eintritt in die Bundespolitik. Am 19. März 2017 wird Schulz zum neuen Parteivorsitzenden und Kanzlerkandidaten der SPD gewählt.

  • 1955

    20. Dezember: Martin Schulz wird als jüngstes von insgesamt fünf Kindern in Eschweiler-Hehlrath geboren. Seine Kindheit und Jugend verbringt er in Würselen. Schulz wächst in einer politischen Familie auf. Sein Vater, der Polizeibeamte Albert Schulz, ist Sozialdemokrat, seine Mutter Clara Schulz überzeugtes Gründungsmitglied der CDU in Würselen.

  • 1966-1974

    Schulz besucht das private Heilig-Geist-Gymnasium in Würselen. Er interessiert sich vor allem für Geschichte und Philosophie und ist sprachbegabt. Nach einer nicht bestandenen Mathenachprüfung verlässt Martin Schulz mit 18 Jahren das Gymnasium, die Mittlere Reife wird ihm anerkannt.

  • 1972

    Martin Schulz engagiert sich in der „Sozialdemokratischen Wählerinitiative“ als Wahlkämpfer für Willy Brandt. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss von Intellektuellen um Günter Grass, Heinrich Böll und Siegfried Lenz.

    Als Jugend-Spieler beim Fußballclub Rhenania Würselen plant Schulz eine Karriere als Fußballprofi. Eine schwere Knieverletzung mit 19 Jahren beendet den Traum.

  • 1975-1980

    Martin Schulz beginnt eine Ausbildung zum Buchhändler in Aachen. Danach verliert er die Orientierung. Mit 24 ist Schulz alkoholabhängig, ohne eigene Wohnung und Job. 1980 rafft er sich wieder auf, mit der Hilfe von Familie und Freunden. Schulz geht offen mit seiner Lebenssituation zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr um.

  • 1981

    Schulz arbeitet für kurze Zeit in einer Werbeagentur.

  • 1982

    04. Dezember: Martin Schulz eröffnet seine eigene Buchhandlung in Würselen. Dabei spezialisiert er sich vor allem auf politische Literatur.

  • 1984

    Schulz wird Mitglied im Vorstand der SPD Kreis Aachen und kandidiert für das Stadtparlament in Würselen. Er wird jüngster Stadtverordneter und ist bis 1998 Stadtratsmitglied.

    Bei der politischen Arbeit lernt Schulz seine spätere Frau Inge kennen. Sie ist Garten- und Landschaftsarchitektin. Gemeinsam bekommen sie Sohn Nico und Tochter Lina.

  • 1987-1998

    Schulz wird Bürgermeister der Stadt Würselen. Mit 31 Jahren ist er damals der jüngste Bürgermeister Nordrhein-Westfalens. Insgesamt bleibt Schulz drei Amtszeiten Bürgermeister seiner Heimatstadt.

  • 1989

    Oktober: Bei der Kommunalwahl erhält die SPD unter Martin Schulz 50,5 Prozent der Stimmen, die absolute Mehrheit.

  • 1994

    Juni: Schulz wird mit 42 Prozent der Stimmen als Abgeordneter in das Europäische Parlament gewählt. Zuvor setzt er sich parteiintern gegen Dieter Schinzel durch.

  • 1994-2017

    Mitglied im Europäischen Parlament.

  • 1994-1998

    Schulz ist zugleich Bürgermeister von Würselen und Europa-Abgeordneter.

  • 1994-1996

    Koordinator der sozialdemokratischen Fraktion im Unterausschuss Menschenrechte im Europäischen Parlament.

  • 1995

    Dezember: Schulz wird Berichterstatter für das Zollunionsabkommen mit der Türkei.

  • 1996-2000

    Koordinator der sozialdemokratischen Fraktion im Ausschuss für bürgerliche Freiheiten, Justiz und Inneres im Europäischen Parlament.

  • 1996-2009

    Vorsitzender der SPD Kreis Aachen.

  • 1999

    Wahlkampfleiter der SPD für die Europawahl. Die Sozialdemokraten erhalten 30,7 Prozent der Stimmen und verlieren damit 1,5 Prozent verglichen mit der Europawahl 1994. Im Vergleich zur vorangegangenen Bundestagswahl im Herbst 1998 wird die Niederlage noch deutlicher: Hier erhält die SPD 40,9 Prozent der Stimmen.

    Schulz wird Mitglied im Präsidium und Bundesvorstand der SPD.

  • 2000-2004

    Vorsitzender der SPD-Delegation im EU-Parlament.

  • 2002-2004

    Schulz wird Erster stellvertretender Vorsitzender der gesamten sozialdemokratischen Fraktion (SPE) im Europäischen Parlament.

  • 2003

    02. Juli: Internationale Bekanntheit erlangt Schulz wegen seiner Kritik am italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, zu dieser Zeit EU-Ratspräsident, und dessen Ministern. Berlusconi reagiert darauf ausfallend und äußert einen Nazi-Vergleich. Schulz bleibt ruhig und überzeugt durch besonnene Worte.

  • 2004-2009

    Vorsitzender der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten (S&D-Fraktion) im Europäischen Parlament.

  • 2011

    Juni: Schulz gibt seine Kandidatur für das Präsidentenamt des Europäischen Parlaments bekannt. Im September wird er von der S&D-Fraktion für dieses Amt nominiert.

  • 2012

    Januar: Schulz wird im ersten Wahlgang mit 387 von 670 Stimmen zum Präsidenten des Europäischen Parlaments gewählt. Eine Amtszeit dauert zweieinhalb Jahre.

  • 2012-2017

    Präsident des Europäischen Parlaments.

  • 2014

    01. Juli: Wiederwahl als Parlamentspräsident. Damit ist Martin Schulz der erste Parlamentspräsident, der in eine zweite Amtszeit geht.

  • 2015

    Mai: Auszeichnung mit dem Karlspreis für Verdienste um Europa und die europäische Einigung.

  • 2016

    November: Schulz verkündet die Beendigung seiner Tätigkeiten in Brüssel und seinen Wechsel in die Bundespolitik. Er plant, als Nummer eins der Landesliste der nordrhein-westfälischen SPD zur Bundestagswahl 2017 anzutreten.

  • 2017

    Januar: Die Sozialdemokraten kündigen die Kanzlerkandidatur von Martin Schulz für die Bundestagswahl an. Darüber hinaus soll Schulz den Posten des Parteichefs der SPD von Sigmar Gabriel übernehmen.

    Die Ankündigung der Kanzlerkandidatur von Martin Schulz schlägt schnell hohe Wellen. In den Wochen nach seiner Nominierung registriert die SPD, nach eigenen Angaben, über 10.000 neue Mitglieder, etwa 40 Prozent davon jünger als 35 Jahre. Martin Schulz wird als "Erlöserfigur" und "Messias" gefeiert und es entsteht eine neue Zuversicht innerhalb der SPD im Hinblick auf die kommende Bundestagswahl.

    19. März: Wahl zum Bundesvorsitzenden der SPD auf einem Sonderparteitag mit einem Ergebnis von 100 Prozent der Stimmen. Martin Schulz wird damit Nachfolger von Sigmar Gabriel. Darüber hinaus wird er in einer offenen Abstimmung per Handzeichen zum Kanzlerkandidaten der SPD für die Bundestagswahl am 2017 erklärt.

 

(mb) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 06.06.2017
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Bonato, Merle: Biografie Martin Schulz, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/martin-schulz.html
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