Petra Kelly 1947 - 1992

Petra Kelly ist eine deutsche Politikerin und Gründungsmitglied der Partei „Die Grünen“. Sie wird in den 1980er Jahren zur Symbolfigur der deutschen Umwelt- und Friedensbewegung und setzt sich für die Förderung der Menschenrechte ein. Nach politischen Rückschlägen und persönlichen Problemen zieht sich Kelly immer mehr ins Private zurück. Ihr plötzlicher Tod sorgt für Entsetzen in der Öffentlichkeit: Ihr Lebensgefährte und Parteikollege Gert Bastian erschießt im Oktober 1992 erst sie und dann sich selbst.

  • 1947

    29. November: Petra Karin Lehmann wird als Tochter deutscher Eltern in Günzburg/Donau geboren. Der Vater verlässt die Familie, als sie sieben Jahre alt ist. Die Mutter arbeitet ganztags, so dass die Tochter von der Großmutter aufgezogen wird. Nach der Heirat der Mutter mit dem amerikanischen Offizier John E. Kelly ändert sich der Familienname in Kelly.

  • 1960

    Nachdem die Familie Kelly in die USA übergesiedelt ist, besucht Kelly dort die High School.

  • 1966-1970

    Studium der Politischen Wissenschaften und Weltpolitik an der American University in Washington. Abschluss mit dem Grad Bachelor of Arts (BA). Während ihres Studiums ist sie Mitglied im Studentenrat, organisiert politische Seminare und beteiligt sich an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg sowie gegen die Rassendiskriminierung.

  • 1968

    Kelly engagiert sich im Präsidentschaftswahlkampf in den Büros der Senatoren Robert Kennedy (1925-1968) und Hubert Humphrey (1911-1978).

  • 1970/71

    Kelly kehrt nach Europa zurück und studiert Politische Wissenschaften und Europäische Integration an der Universität von Amsterdam. Abschluss mit einem Master Degree (MA). Zeitgleich arbeitet sie als Forschungsassistentin am "Europa Institut".

  • 1971

    Praktikantin bei der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel.

  • 1972-1982

    Kelly ist für die Europäische Kommission in Brüssel tätig. Zunächst arbeitet sie als Verwaltungsreferendarin im Wirtschafts- und Sozialausschuss, später als Verwaltungsrätin im Sekretariat der Fachgruppen Sozialfragen, Umweltschutz, Gesundheitswesen und Verbrauch.

  • 1972-1979

    Aktives Mitglied im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU). Kelly betätigt sich in Gremien wie der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte Kriegsdienstgegner e.V.", der "Humanistischen Union", dem "Bund für soziale Verteidigung e.V.", der "Union Syndicale" in Brüssel und der "Bildungs- und Begegnungsstätte für gewaltfreie Aktion", Lüchow-Dannenberg. Außerdem unterstützt sie auch gewaltfreie Ökologie-, Frauen- und Friedensbewegungen in den USA, in zahlreichen europäischen Ländern, Japan und in Australien.

  • 1973

    Nachdem ihre Halbschwester Grace Patricia 1970 an Krebs gestorben ist, gründet sie die "G.P. Kelly-Vereinigung zur Unterstützung der Krebsforschung für Kinder e.V.". Die Vereinigung entwirft in Form einer Bürgerinitiative ein psychosoziales Betreuungsmodell für krebs- und chronisch kranke Kinder und fördert aus Spendenaufkommen weitere Projekte dieser Art.

  • 1979

    Austritt aus der SPD.

    Kelly wird Mitglied des BBU-Vorstandes und ist zuständig für internationale Kontakte.

    Gründungsmitglied der Partei Die Grünen, für die sie bundesweite Listenführerin bei den Wahlen des Europäischen Parlaments wird.

  • 1980

    März: Kelly wird neben August Haußleiter (1905-1989) und Norbert Mann (geb. 1943) Sprecherin des Bundesvorstands der Partei der Grünen.

  • 1981

    Oktober: Auf dem Parteitag der Grünen in Offenbach wird Kelly erneut in den Vorstand gewählt.

  • 1982

    Oktober: Bei den bayerischen Landtagswahlen tritt Kelly als Spitzenkandidatin an. Die Grünen scheitern mit 4,6 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde.

    November: Auf dem Parteitag der Grünen verzichtet Kelly entsprechend des Rotationsprinzips auf eine erneute Kandidatur für das Sprecheramt im Bundesparteivorstand.

    Kelly wird mit dem Alternativen Friedens-Nobelpreis ausgezeichnet.

  • 1983

    März: Nach den Bundestagswahlen gelangt Kelly über die bayerische Landesliste in den Bundestag, wo sie bis 1990 Mitglied bleibt. Zusammen mit Otto Schily und Marieluise Beck-Oberdorf (geb. 1952) wird sie in den "Sprecherrat" der Fraktion gewählt. Außerdem wird sie Mitglied des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten.

    Mai: Protest auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin.

    September: Teilnahme an den Sitzblockaden in Mutlangen und Bittburg.

    Veröffentlichung der Schrift "Um Hoffnung kämpfen. Gewaltfrei in eine grüne Zukunft".

    Die amerikanische Frauenorganisation "Women Strike for Peace" verleiht ihr den Preis "Frau des Jahres".

  • 1985

    Kelly zieht in Bonn mit ihrem Freund und Parteikollegen, dem früheren General Gert Bastian (1922-1992), zusammen.

    Kelly unterwirft sich als einzige Grünen-Politikerin nicht dem Rotationsprinzip und bleibt auf Beschluss der Bundestagsfraktion im Auswärtigen Ausschuss als stellvertretendes Mitglied.

    Innerhalb der Partei wird Kelly immer mehr zur idealistischen Einzelkämpferin.

  • 1987

    Januar: Mit den Bundestagswahlen wird Kelly erneut Bundestagsabgeordnete.

    Februar: Teilnahme am Moskauer Friedensforum. In Moskau trifft sie mit Andrej Sacharow (1921-1989) und Michail Gorbatschow zusammen.

    Oktober: Kelly hält ihre erste Rede im Bundestag zum Thema Menschenrechtsverletzungen in Tibet. Für die von ihr eingebrachte Resolution zur Menschenrechtslage in Tibet gewinnt sie - erstmalig in der Geschichte des Bundestages - die Stimmen aller Fraktionen.

  • 1990

    Dezember: Vor den Bundestagswahlen bemüht sich Kelly erfolglos um eine weitere Bundestagskandidatur.

    Mit Ende der Legislaturperiode am 20. Dezember scheidet sie aus dem Bundestag aus.

    In einem offenen Brief prangert Kelly "Selbstzerfleischung und fruchtlose, die politischen Aktivitäten lähmende Flügelkämpfe" der Partei an und mahnt "zu den authentischen grünen Prioritäten in allen Politikbereichen" zurückzufinden.

    Kelly ist Mitherausgeberin der Schrift "Tibet klagt an. Zur Lage in einem besetzten Land".

  • 1991

    April: Kelly tritt als Kandidatin für das Amt der Vorstandssprecherin der Grünen an und erhält nur rund 30 Stimmen.

  • 1991/92

    Kelly kümmert sich mit großem Idealismus um die Belange der Aborigines, der indigenen Bevölkerung in Amerika und die Probleme Tibets.

    Sie lebt mit ihrem Lebensgefährten zurückgezogen und zunehmend von politischen Weggefährten und Freunden isoliert in ihrem Haus im Bonner Stadtteil Tannenbusch. Medien berichten über ihren schlechten Gesundheitszustand und Angstzustände. Es wird über eine Abhängigkeit in der Partnerschaft zu Gert Bastian diskutiert.

  • 1992

    Februar: Kelly übernimmt die Moderation des TV-Umweltmagazins "Fünf vor Zwölf".

    1. Oktober: Nach Angaben der Polizei wird Kelly im Schlaf von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian erschossen, der sich anschließend selbst das Leben nimmt. Ein Abschiedsbrief, der einen Hinweis auf die Motive geben könnte, wird nicht gefunden. Es bleibt auch ungeklärt, ob Kelly diesem Ende zugestimmt hat.

    Die Leichen von Petra Kelly und Gert Bastian werden mehrere Wochen nach ihrem Tod in ihrer Wohnung entdeckt.

  • 1993
    Alice Schwarzer veröffentlicht das Buch "Eine tödliche Liebe. Petra Kelly und Gert Bastian". Die Autorin, die mit den beiden Toten bekannt war, geht der Frage nach, inwieweit Kelly mit dem gewaltsamen Ende einverstanden war. Ihrer Meinung nach handelte es sich um Mord.

 

(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 11.03.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Petra Kelly, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/petra-kelly.html
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