Sarah Kirsch 1935 - 2013

  • 1935

    16. April: Sarah Kirsch wird unter dem Namen Ingrid Bernstein in Limlingerode/Südharz als Tochter eines Fernmeldemechanikers geboren.

  • 1936

    Umzug mit der Familie nach Halberstadt, wo sie die Schule mit dem Abitur abschließt. Anschließend beginnt sie eine Forstarbeiterlehre, die sie allerdings kurz darauf wieder abbricht.

  • 1954-1958

    Studium der Biologie in Halle. Sie schließt als Diplombiologin ab. Zwischendurch arbeitet sie in einer Zuckerfabrik, in der Heimerziehung und in einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG).

  • 1958

    Bekanntschaft mit dem Lyriker Rainer Kirsch, mit dem sie von 1960 bis 1968 verheiratet ist.

  • ab 1960

    Bei den ersten Veröffentlichungen einzelner lyrischer Texte in Zeitschriften benutzt sie das Vornamen-Pseudonym "Sarah". Sie nimmt den Namen aus Protest gegen die Verfolgung und Massenvernichtung der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus und gleichzeitig als Protest gegen den Antisemitismus des wenige Jahre vorher verstorbenen Vaters an.

  • 1963-1965

    Studium am "Literaturinstitut Johannes R. Becher" in Leipzig.

  • ab 1965

    Freischaffende Schriftstellerin und Mitglied im Deutschen Schriftstellerverband in der DDR. Gemeinsam mit ihrem Mann veröffentlicht sie den Lyrikband "Gespräch mit dem Saurier" für den beide die Erich-Weinert-Medaille erhalten.

  • 1967

    Ihr erster unter eigenem Namen veröffentlichter Lyrikband trägt den Titel "Landaufenthalt". Der Themenschwerpunkt liegt auf dem angestrebten Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur.

  • 1969

    Nach ihrer Scheidung von Rainer Kirsch zieht Kirsch nach Ost-Berlin und bekommt ein Kind.

    Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet sie als Journalistin, Hörfunkmitarbeiterin und Übersetzerin.

  • 1973

    Ihr Lyrikband "Zaubersprüche" wird als "in sexueller und erotischer Hinsicht freiester Gedichtband aus der ganzen bekannten deutschsprachigen Frauenlyrik" beurteilt.

    Veröffentlichung der Erzählungen "Die ungeheuren berghohen Wellen auf See" und "Die Pantherfrau", in der die Lebensgeschichte einer Arbeiterin beschrieben wird.

    Auszeichnung mit dem Heinrich-Heine-Preis der DDR.

    Mitglied des Vorstandes des Schriftstellerverbandes der DDR.

  • 1976

    Veröffentlichung des Lyrikbandes "Rückenwind" der von den Motiven Liebe, Trennung und Einsamkeit dominiert wird. Sie spiegelt darin ihre Erfahrungen aus der Beziehung zu dem West-Berliner Lyriker Christoph Meckel (geb.1935) wieder, der durch die Mauer von ihr getrennt lebt.

    Mitunterzeichnerin der Protesterklärung gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann.

    Daraufhin wird Kirsch aus der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und dem Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen.

  • seit 1976
  • 1977

    August: Kirsch siedelt in die Bundesrepublik Deutschland über und wohnt zunächst in West-Berlin.

  • 1978

    Aufenthalt in Rom als Villa-Massimo-Stipendiatin. Veröffentlichung der "Wintergedichte" und des Bandes "Katzenkopfpflaster".

  • 1980

    Zusammen mit Günter Grass, Thomas Brasch und Peter Schneider verfasst Sarah Kirsch einen offenen Brief an Bundeskanzler Helmut Schmidt, in dem dieser zu kritischer Distanz gegenüber der US-Außenpolitik aufgefordert wird.

  • 1981

    Verleihung des Österreichischen Staatspreises für Literatur.

  • seit 1983

    Sarah Kirsch lebt in Tielenhemme/Schleswig-Holstein.

  • 1984

    Veröffentlichung des Gedichtbandes "Katzenleben". Auszeichnung mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis.

  • 1988

    Veröffentlichung des Prosabandes "Allerlei-Rauh. Eine Chronik". Er gilt als autobiografisch, auch wenn Sarah Kirsch dem Leser darin ausdrücklich versichert, alles sei frei erfunden.

    Auszeichnung mit dem Literaturpreis der Stadt Mainz und dem Kunstpreis des Landes Schleswig-Holstein.

  • 1989

    Veröffentlichung des Lyrikbandes "Schneewärme" der von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) als "pessimistisch und menschenscheu" bezeichnet wird.

  • 1991

    Veröffentlichung des Prosawerkes "Schwingrasen". Das niederdeutsche Wort bezeichnet Wiesen über dem Moor, auf denen jeder Schritt ins Ungewisse geht. Im gleichen Jahr veröffentlicht sie das Bilder-Tagebuch "Spreu", in dem man die Dichterin auch als Malerin kennenlernt.

  • 1992

    Ausstellung ihrer kleinformatigen Aquarelle in der Hamburger Galerie Hoeppner mit dem Titel "Besonderheiten". Veröffentlichung des Gedichtbandes "Erlkönigs Tochter". Für den Band wird sie 1993 mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet. Sarah Kirsch lehnt eine Wahl an die Berliner Akademie der Künste mit der Begründung ab, diese sei eine "Schlupfbude" für ehemalige Staatsdichter und Stasi-Zuträger.

  • 1994

    Das Buch "Das simple Leben" enthält Prosaminiaturen und einige Gedichte, die sich zu einem literarischen Tagebuch zusammenfügen, das aus der Zeit des Golfkrieges und der "Stasi- Enthüllungen" stammt.

  • 1996

    Verleihung des mit 60.000 D-Mark dotierten Büchner-Preises der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Übernahme der Bruder-Grimm-Professur an der Universität Gesamthochschule Kassel.

  • 1996/97

    Gastdozentin für Poetik an der Universität Frankfurt/Main.

  • 1997

    Verleihung des mit 25.000 D-Mark dotierten Droste-Hülshoff-Preises des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.

  • 2000

    In ihrem Kunstband "Beim Malen bin ich weggetreten" gibt Kirsch einen Überblick über ihr bildnerisches Schaffen - von den ersten Versuchen im Briefmarkenformat bis zu Aquarellen, Gouachen und Collagen.

  • 2001

    Erscheinen des lyrischen Miniaturbandes "Schwanenliebe. Zeilen und Wunder".

  • 2002

    Veröffentlichung des Buches "Islandhoch, Tagebruchstücke", in dem sie Erfahrungen und Eindrücke ihrer Islandreise verarbeitet.

  • 2013

    5. Mai: Sarah Kirsch stirbt nach kurzer, schwerer Krankheit in Heide/Holstein.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Sarah Kirsch, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/sarah-kirsch.html
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