Dieser Beitrag wurdevon Tobias Klinkberg (*1983)in Wolfenbüttel verfasst.
Im Jahr der Grenzöffnung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik 1989 war ich gerade 6 Jahre alt. Dennoch kann ich mich an einige Geschehnisse erinnern.
Frühjahr 1989
Im Frühjahr des Jahres 1989 ist mein Vater mit mir ein- oder zweimal zur Grenze Mattierzoll gefahren. Ich erinnere mich, dass wir unser Auto auf einem Parkplatz abgestellt haben und dann zu Fuß weitergegangen sind. Bis zu einer Art Schranke, an der ein Schild mit der Schrift "Achtung Zonengrenze" befestigt war. Von dort aus konnte man den mir damals sehr hoch erscheinenden Wachturm und den Grenzzaun sehen. Oben im Wachturm konnten wir Grenzbeamte mit Ferngläsern beobachten. Es war schon später Nachmittag und da der Himmel auch noch von einer Wolkendecke verhangen war, wirkte der ganze Anblick ein bisschen düster. Irgendwie war mir nicht ganz wohl zumute (soweit ich mich erinnere). Dieser graue Beton-Wachturm und dieser metallene Grenzzaun hatten etwas Bedrückendes an sich. Damals wusste ich noch nicht viel über die Politik und die Zustände in der DDR. Mein Vater erklärte mir zwar das Grundlegende, aber genaue Einzelheiten verstand ich noch nicht. Ich erfuhr auch erst später, dass auf Flüchtlinge aus der DDR an der Grenze geschossen wurde. Hätte ich das damals gewusst, hätte ich möglicherweise nicht gewollt, dass wir zur Grenze fahren.
November 1989 - Monat der Grenzöffnung
Am 12.11.1989 (Sonntag) wurde die Grenze in Mattierzoll geöffnet. Wie meine Eltern mir erzählten, erfuhren wir davon aus dem Radio. Am Nachmittag sind wir dann zur Grenze gefahren. Auf dem Weg dorthin kam uns schon eine lange Schlange von Trabbis entgegen; die Fahrer hatten ihre Scheibenwischer hochgeklappt und winkten damit zum Gruß. Direkt am Grenzübergang waren riesige Menschenmassen unterwegs. Alle jubelten, winkten und freuten sich. Menschen aus Ost und West lagen sich in den Armen. Das war alles sehr beeindruckend.
Montag, der 13.11.1989
Am Montag dem 13.11.1989 gab es für mich etwas Besonderes zu beobachten:
Von unserem Haus kann man auf die Straße, die von Wolfenbüttel nach Wendessen und weiter nach Halberstadt führt (Bundesstraße 79), gucken. An diesem Montag schob sich eine endlose Schlange Trabbis nach Wolfenbüttel. Bei uns am Ortseingang gab es damals schon einen Supermarkt, dessen Parkplatz voller Trabbis war. Ich erinnere mich daran, dass jeder aus der ehemaligen DDR 100 DM Begrüßungsgeld bekommen hatte. Ich glaube, die meisten haben es sofort ausgegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Klinkberg, Tobias: Die Wiedervereinigung Deutschlands, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de//lemo/zeitzeugen/tobias-klinkberg-die-wiedervereinigung-deutschlands.html
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