Kofi Annan 1938 - 2018

Kofi Annan ist ein ghanaischer Diplomat, von 1997 bis 2006 UN-Generalsekretär sowie Friedensnobelpreisträger des Jahres 2001. Als Chef der Vereinten Nationen setzt Annan sich zwei Amtszeiten lang für Frieden, Sicherheit und Menschenrechte ein und nimmt sich dem Kampf gegen globalen Terrorismus und HIV/Aids an.

  • 1938

    8. April: Kofi Annan wird in Kumasi in der britischen Kolonie Goldküste, dem heutigen Ghana, geboren. Er stammt aus einer einflussreichen Familie: Sein Vater, ein traditionelles Oberhaupt des Fante-Stammes, ist Provinzgouverneur der britischen Kolonialregierung.

  • 1961

    Nach einem Studium an der Universität für Wissenschaft und Technik in Kumasi und am Macalester College in St. Paul, Minnesota, erwirbt Kofi Annan einen Bachelor´s Degree im Fach Wirtschaftswissenschaften.

  • 1961-1962

    Weiterführendes wirtschaftswissenschaftliches Studium am Institut universitaire des hautes études internationales in Genf.

  • 1962

    Kofi Annan beginnt seine Laufbahn bei den Vereinten Nationen (UNO). In den folgenden Jahren ist er in verschiedenen Unterorganisationen der UNO tätig. Er arbeitet als Verwaltungs- und Budgetreferent in der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf, in der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Afrika (ECA) in Addis Abeba, bei den Notfallstreitkräften der Vereinten Nationen (UNEF II) in Ismailia und im Büro des Hohen Flüchtlingskommissars (UNHCR) in Genf.

  • 1972

    Erwerb eines Masters of Science im Fach Management am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge/USA, als Teilnehmer des renommierten Sloan Fellows Program für internationale Führungskräfte.

  • 1984

    Kofi Annan heiratet die schwedische Juristin und Künstlerin Nane Lagergren. Das Paar hat aus früheren Ehen drei Kinder.

  • 1987-1990

    Beigeordneter Generalsekretär für Personalverwaltung und Sicherheitskoordinator der Vereinten Nationen in New York.

  • 1990-1992

    Beigeordneter Generalsekretär für Programmplanung, Budget und Finanzen der Vereinten Nationen in New York.

  • 1990

    Nach der Invasion Kuwaits durch den Irak organisiert Kofi Annan im Auftrag des UNO-Generalsekretärs die Ausreise von über 900 internationalen Fachkräften und Angehörigen westlicher Nationen aus dem Irak. Er leitet die Verhandlungen mit dem Irak über die Freilassung der westlichen Geiseln und die Finanzierung humanitärer Hilfe im Rahmen des "Öl-für-Lebensmittel"-Programms der UNO.

  • 1992-1996

    Zunächst als Beigeordneter Generalsekretär, seit März 1993 als Untergeneralsekretär ist Kofi Annan für Friedenssicherungseinsätze der Vereinten Nationen zuständig.

    In dieser Zeit werden die Aufgabenbereiche der UNO-Operationen zur Friedenssicherung stark ausgeweitet.

    Nach dem Friedensabkommen von Dayton fungiert Annan zwischenzeitlich (November 1995-März 1996) als Sonderbeauftragter des Generalsekretärs für Jugoslawien. Er koordiniert den Übergang der UNO-Schutztruppen im ehemaligen Jugoslawien (UNPROFOR) zur multinationalen Durchführungstruppe unter Führung der NATO (IFOR).

    17. Dezember: Auf Vorschlag des UNO-Sicherheitsrats wird Kofi Annan von der Generalversammlung zum Generalsekretär der Vereinten Nationen gewählt.

  • 1997

    1. Januar: Kofi Annan tritt sein Amt als 7. Generalsekretär der Vereinten Nationen an.

    Im Juli stellt er seinen Reformplan zur "Erneuerung der Vereinten Nationen" vor, der zur Grundlage einer weitreichenden Umstrukturierung wird.

  • 1998

    April: Annan präsentiert dem Sicherheitsrat einen Bericht über die "Ursachen von Konflikten und die Förderung von dauerhaftem Frieden und nachhaltiger Entwicklung in Afrika", um das Engagement der internationalen Gemeinschaft in Afrika aufrechtzuerhalten. Annan trägt wesentlich zur Bewältigung schwieriger politischer Situationen bei: Er bemüht sich um die Zustimmung des Irak zu den Resolutionen des Sicherheitsrats. Weiterhin unterstützt er mit einer Mission den Übergang zu einer Zivilregierung in Nigeria.

  • 1999

    Januar: Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos stellt Annan die Initiative "Globaler Pakt" vor. Ziel ist es, den Herausforderungen der Globalisierung in den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen und Umwelt zu begegnen. Internationale Konzerne, Wirtschaftsvereinigungen, Gewerkschaftsverbände sowie Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sollen in enger Zusammenarbeit bei der Erweiterung des Weltmarkts vor allem sozialen Erfordernisse berücksichtigen.

  • 2000

    April: Veröffentlichung des Millenniumsberichts "Wir, die Völker: Die Rolle der Vereinten Nationen im 21. Jahrhundert". In dem Bericht fordert Annan die Mitgliedsstaaten dazu auf, sich auf einen Aktionsplan zu verpflichten, um Armut und Ungleichheit zu bekämpfen, Bildung zu verbessern, die Ausbreitung von HIV/Aids einzudämmen, die Umwelt zu schützen und die Menschen vor Gewalt und tödlichen Konflikten zu bewahren. Sein Bericht wird zur Grundlage der Anfang September auf dem Millenniumsgipfel in New York von den Staats- und Regierungschefs verabschiedeten Erklärung.

    September: Annan verifiziert den Abzug Israels aus dem Libanon. Seit dem erneuten Gewaltausbruch im Nahen Osten unternimmt er weitere Anstrengungen, Israelis und Palästinenser zu neuen Verhandlungen zu bewegen. Resolutionen des Sicherheitsrats und Maßnahmen nach dem Prinzip "Land für Frieden" sollen zu einer friedlichen Lösung des Konflikts beitragen.

  • 2001

    April: Veröffentlichung eines 5-Punkte-Plans gegen die Verbreitung von HIV/Aids.

    29. Juni: Annan wird in seinem Amt bestätigt und für weitere fünf Jahre zum Generalsekretär gewählt.

    Juli: Verleihung der Ehrendoktorwürde des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften der Freien Universität Berlin.

    Nach den Anschlägen vom 11. September fordert Annan die Umsetzung bestehender Rechtsinstrumente zur entschlossenen Terrorismusbekämpfung und weist auf die Möglichkeiten der Vereinten Nationen in der Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus hin.

    10. Dezember: Die Vereinten Nationen und ihr Generalsekretär werden mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

  • 2002

    1. Januar: Beginn seiner zweiten Amtszeit als Generalsekretär der Vereinten Nationen.

    November: Der Irak akzeptiert eine Resolution des UNO-Sicherheitsrats, die den ungehinderten Zugang von Waffeninspekteuren zu vermuteten Lagern und Produktionsstätten von Massenvernichtungswaffen fordert.

  • 2003

    Verleihung des Andrej-Sacharow-Preises für geistige Freiheit, einer Auszeichnung des Europäischen Parlaments.

  • 2004

    Ehrendoktorwürde der Universitäten Carleton/Ottawa und Ottawa.

    November: Annan gerät unter Druck als bekannt wird, dass das UN-Programm „Öl für Lebensmittel“, das es dem mit Sanktionen belegten Irak ermöglichen soll, humanitäre Güter gegen Öl auf dem Weltmarkt zu bekommen, von der irakischen Regierung und zahlreichen internationalen Unternehmen missbraucht wurde. Annans Sohn Kojo und er selbst geraten auch in den Verdacht der Korruption, den eine unabhängige Untersuchungskommission jedoch später ausräumen kann.

  • 2005

    11.-13. Februar: Friedenspreis der Münchner Sicherheits-Konferenz, zu der einmal jährlich Verteidigungsexperten aus der ganzen Welt zusammenkommen.

    15. März: Annan nimmt zusammen mit dem französischen Regierungschef Raffarin die Einweihung der umgebauten Holocaust-Gedenkstätte Jad Vashem in Israel vor.

    21. März: Annan stellt ein Reformpaket zur Modernisierung der Vereinten Nationen vor.

    Mitte September: Beim Jubiläumsgipfel der UNO äußert Annan seine Enttäuschung angesichts geringer Modernisierungserfolge. Sein ehrgeiziges Reformpaket wird stark abgeschwächt. Insbesondere die Vorschläge zur globalen Abrüstung werden nicht umgesetzt.

    Oktober: Annan wendet sich entschieden gegen die anti-israelischen Forderungen des iranischen Präsidenten Ahmadinejad, der eine Auflösung des Staates gefordert hatte.

  • 2006

    15. März: In der UN-Vollversammlung in New York wird die Schaffung eines neuen Menschenrechtsrates beschlossen. Obwohl Annan einige seiner Ziele nicht erreicht – gleichwertige Stellung des Menschenrechtsrats mit Sicherheitsrat und Generalversammlung, Reduzierung der Mitglieder sowie Eingrenzung auf Staaten, die hohen Menschenrechtskriterien gerecht werden, bezeichnet er die Resolution als „historisch“.

    Annan setzt sich für eine globale CO2-Steuer ein und ruft die Weltgemeinschaft zu einer Lösung der Darfur-Krise auf.

    31. Dezember: Annan beendet seine zweite fünfjährige Amtszeit. Sein Nachfolger wird der bisherige südkoreanische Außenminister Ban Ki-moon.

  • 2007

    Annan wird Vorsitzender der Allianz für eine Grüne Revolution in Afrika (AGRA), einer im Jahr 2006 mit Stiftungsgeldern gegründeten Organisation. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, die landwirtschaftliche Produktion Afrikas in den kommenden 10 bis 20 Jahren zu steigern und besonders Kleinbauern zu unterstützen.

  • 2012

    März: Annan wird Sondergesandter der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga für Syrien. In der Syrien-Krise versucht Annan eine vermittelnde Position einzunehmen und einen Bürgerkrieg zu verhindern.

    August: Angesichts der anhaltenden Gewalt in Syrien und der Uneinigkeit unter den Großmächten im UN-Sicherheitsrat tritt Annan wegen „mangelnder Unterstützung“ von seinem Mandat zurück.

    September: Annan veröffentlicht seine Autobiografie „Interventions: A Life in War and Peace“.

  • 2018

    18. August: Kofi Annan stirbt im Alter von 80 Jahren in Bern.

 

(nc/se) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 20.08.2018
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Chmura, Nadine/Eimermacher, Stefanie: Biografie Kofi Annan, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/kofi-annan.html
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