Zwischen 1953 und 1989 durchlaufen 1,35 Millionen Menschen das Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde. Es ist die erste und zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge und Übersiedler aus der DDR. Ausschnitte aus dem Kurz-Dokumentarfilm Video abspielen
 
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Video Notaufnahmelager Marienfelde

Zwischen 1953 und 1989 durchlaufen 1,35 Millionen Menschen das Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde. Es ist die erste und zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge und Übersiedler aus der DDR. Ausschnitte aus dem Kurz-Dokumentarfilm "Insel der Hoffnung" (Bundesrepublik Deutschland, 1953).

Ort und Zeit:
Bundesrepublik Deutschland, 1953
Objektart:
Video
Bildnachweis:
Landesarchiv Berlin

Dieses Objekt ist eingebunden in folgende LeMO-Seiten:

Sprecher 1:

Dieser kleine Fleck auf der Landkarte der Weltpolitik ist einer ihrer Brennpunkte: Berlin. Eine Stadt geteilt in zwei Hälften, Ost und West. Ringsum die Sowjetzone, Rotarmisten, Volkspolizei, Wachtürme, Stacheldraht versperren den Weg. Fliehen kann man nur noch nach West-Berlin. Die Stunden der Flucht sind Stunden der Angst. Heimlich, unauffällig, fast ohne Gepäck sickern die Flüchtenden in die Stadt. Die Meisten wählen den Weg über Ost-Berlin, kommen von dort zu Fuß nach den Westen oder mit der S-Bahn oder Untergrundbahn. Hier stehen sie nun, die Neuankömmlinge eines Tages. In manchen Monaten sind 30.000, 40.000, ja fast 50.000 Menschen nach West-Berlin geflohen. Mit der ersten Registrierung beginnt es, wie es weiter geht steht auf dem Laufzettel, der jedem gleich bei der Ankunft in die Hand gedrückt wird. Wer mit ein paar Mark Ostgeld in der Tasche sein Zuhause verlassen hat, will natürlich zunächst einmal wissen, ob er am Abend ein Bett oder ein Strohsack vorfinden wird. Personalausweise werden abgegeben, Quittungen ausgeschrieben.

Vater einer geflohenen Familie:

Den Ausweis sind wir los, jetzt müssen wir warten, bis sie uns aufrufen, dass wir die Quittung kriegen. Wahrscheinlich sehen sie jetzt in ihren Polizeibüchern nach, ob wir was auf’m Kerbholz haben dürfen. So weiß man wenigstens, dass keine krummen Hunde in die Lager kommen.

Sprecher 2:

Die Bundesnotaufnahme wird nur dann gewehrt, wenn die Flucht wegen einer dringenden Gefahr für Leib und Leben oder aus sonstigen zwingenden Gründen erfolgte. Niemand soll sagen können, aus Berlin werde ein unkontrollierter Flüchtlingsstrom in den Westen weitergeleitet.

Mutter einer geflohenen Familie:

Wir hätten nicht alles Fleisch und Kartoffeln abgeliefert von unserm Soll, haben sie gesagt, und entweder sollen wir nun sofort in die Genossenschaft eintreten oder mein Mann würde ins Zuchthaus kommen.

Vater einer geflohenen Familie:

Wo meine Leute 300 Jahre gesessen haben, da arbeite ich nicht für eine Kolchose.

Sprecher des Aufnahmeausschuss:

Der Aufnahmeausschuss hat beraten und beschlossen, ihnen die Notaufnahme zu gewähren, wegen Verlassens der Sowjetischen Besatzungszone aus zwingenden Gründen.

Sprecher 2:

Die anerkannten Flüchtlinge, die Notaufgenommenen, werden nach einer Quote auf die Länder der Bundesrepublik und West-Berlin verteilt.

lo