• Bundeskanzler Willy Brandt lädt den DDR-Ministerratsvorsitzenden Willy Stoph zu Gesprächen ein.
  • Bundeskanzler Willy Brandt lädt den DDR-Ministerratsvorsitzenden Willy Stoph zu Gesprächen ein.

Dokument Einladung an Stoph

In seinem Schreiben lädt Bundeskanzler Willy Brandt den Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), Willi Stoph, zu direkten Gesprächen ein.

Brandt besucht am 19. März 1970 Erfurt und trifft dort Stoph. Ein Gegenbesuch findet am 21. Mai 1970 in Kassel statt. Die Gipfeltreffen sind die ersten Gespräche der Regierungschefs der beiden deutschen Staaten. Die Treffen markieren den Beginn der deutsch-deutschen Annäherung im Sinne der Neuen Ostpolitik der sozialliberalen Koalition

Ort und Zeit:
Bonn, 22. Januar 1970
Objektart:
Dokument
Bildnachweis:
Bundesarchiv; B 136 / 6689
Urheber:
Brandt, Willy (Verfasser)

Bundesrepublik Deutschland

Der Bundeskanzler

Bonn, den 22. Januar 1970

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

im Namen der Bundesregierung schlage ich vor, dass unsere Regierungen Verhandlungen über den Austausch von Gewaltverzichtserklärungen aufnehmen. Diese nach dem Grundsatz der Nichtdiskriminierung zu führenden Verhandlungen sollen Gelegenheit zu einem breit angelegten Meinungsaustausch über die Regelungen aller zwischen unseren beiden Staaten anstehenden Fragen, darunter denen gleichberechtigter Beziehungen, geben.

Dazu gehört, dass jede Seite frei sein muss, alle ihr richtig erscheinenden Erwägungen, Vorschläge, Grundsätze und Entwürfe vorzubringen. Erörterungen und Verhandlungen darüber sollten ohne jeden Zeitdruck möglich sein. Zu Ihrer Unterrichtung füge ich bei, was ich in diesem Zusammenhang am 14. Januar 1970 in meiner Erklärung im Deutschen Bundestag dargelegt habe.

Dabei ist es der Wunsch meiner Regierung, in Verhandlungen über praktische Fragen zu Regelungen zu kommen, die das Leben der Menschen im gespaltenen Deutschland erleichtern können.

An den Vorsitzenden des Ministerrates der Deutschen Demokratischen Republik

Herrn Willi Stoph

Berlin

-2-

Die Bundesregierung ist jederzeit bereit, mit Verhandlungen zu beginnen. Für ein erstes Gespräch, in dem Ablauf und Fortgang der Verhandlungen vereinbart werden können, steht Bundesminister Egon Franke zur Verfügung.

Mit vorzüglicher Hochachtung

gez. Brandt

Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

lo