Dorothee Wilms geb. 1929

Dorothee Wilms ist eine deutsche Volkswirtin und CDU-Politikerin. Als erste Frau besetzt sie mehrere hohe Ämter in der CDU. Die Trägerin des Großen Bundesverdienstkreuzes ist Bundesministerin für Bildung und Wissenschaft sowie für innerdeutsche Beziehungen. Sie setzt sich stark für Bildung, Ausbildung und Frauenförderung ein. Wilms gilt als liberale Katholikin mit strenger Disziplin und Pflichtauffassung und als Befürworterin des europäischen Integrationsprozesses.

  • 1929

    11. Oktober: Dorothee Margarethe Elisabeth Wilms wird in Grevenbroich geboren. Sie ist das einzige Kind von Lorenz und Lieselotte Wilms, geb. Schiedges. Lorenz Wilms ist Mitglied der Zentrumspartei und seit 1924 Bürgermeister von Grevenbroich. Lieselotte Wilms ist Hausfrau.

  • 1945

    Wilms erlebt als 15-Jährige in Niederelben bei Waldbröl noch Kampfhandlungen. Als die Amerikaner im März das Dorf besetzen, ist der Krieg für sie vorbei.

  • 1950

    Wilms legt als einziges Mädchen ihres Jahrgangs am humanistische Gymnasium in Grevenbroich das Abitur ab.

  • 1950-1954

    An der Universität zu Köln studiert Wilms ein Semester lang Germanistik und Geschichte, weil sie Lehrerin werden will. Sie wechselt dann an die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, um Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Soziologie zu studieren. Während des Studiums engagiert sie sich im "Ketteler-Kreis", einer katholisch-sozial orientierten studentischen Gruppe.

  • 1953-1955

    Wilms arbeitet als studentische Hilfskraft beim Deutschen Industrieinstitut (DI) in Köln, dem heutigen Institut der Deutschen Wirtschaft. Damit beginnt ihre fast 30 Jahre währende Tätigkeit für diese Institution.

  • 1954

    Abschluss der Universität zu Köln als Diplom-Volkswirtin.

  • 1955-1973

    Wilms wird wissenschaftliche Mitarbeiterin für Jugendfragen und Berufsbildung beim Deutschen Industrieinstitut (DI) in Köln. Sie steigt auf zur stellvertretenden Abteilungsleiterin und zum Mitglied der Geschäftsleitung. In dieser Zeit publiziert sie viele Studien und Schriften zu Bildung, Ausbildung und zur Erwerbstätigkeit von Frauen und wird als Expertin zu diesem Thema oft zu Podiumsdiskussionen eingeladen.

  • 1956

    Promotion zum Dr. rer. pol mit einer Dissertation über "Das makro- oder mikroökonomische Verfahren in der Nationalökonomie". Wilms berichtet, dass sie nun "Frau Doktor Wilms" genannt wurde, nicht mehr "Fräulein Wilms".

  • 1961

    1. April: Wilms tritt in die CDU ein. Anlass ist, dass sie auf dem Bundesparteitag der CDU 1961 in Köln einen Diskussionsbeitrag über "Die Stellung und die Probleme der Frau im Beruf" halten möchte. Bisher steht sie aufgrund der Erfahrungen in der NS-Zeit Parteimitgliedschaften skeptisch gegenüber.

  • 1962-1964

    Dozentin für Wirtschafts- und Gesellschaftslehre an einer katholischen Fachschule für außerschulische Pädagogik.

  • 1967-1973

    Stadträtin in ihrer Heimatstadt Grevenbroich.

  • 1972-1996

    Wilms ist Mitglied des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

  • 1973-1985

    Vorsitzende der Frauen-Union der CDU Rheinland und Mitglied des Landesvorstands der CDU Rheinland. Trotz ihres Engagements für Frauenbildung und -politisierung steht Wilms der Neuen Frauenbewegung der 1970er Jahre aufgrund deren Protestmethoden sehr skeptisch gegenüber.

  • 1974

    Als Expertin für wirtschafts- und finanzpolitische Fragen gehört Wilms als einzige Frau zum Wahlkampfteam von Heinrich Köppler für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen. Sie arbeitet zugleich weiter in der Bundesgeschäftsstelle der CDU und pflegt ihre Eltern.

    Tod ihres Vaters.

  • 1974-1976

    Auf Wunsch des neuen CDU-Generalsekretärs Kurt Biedenkopf wird Wilms stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der CDU und Hauptabteilungsleiterin Politik. Sie ist die erste Frau im höheren Management der CDU.

  • 1976-1994

    Mitglied des Deutschen Bundestags (Wahlkreis Köln II: Neu-Ehrenfeld, Nippes und Chorweiler). Bis 1994 zieht Wilms immer über die Landesliste in den Bundestag ein. Sie ist Expertin für bildungspolitische Fragen und sitzt im Ausschuss für Bildung und Wissenschaft.

  • 1977-1982

    Leiterin der Forschungsstelle für bildungs- und gesellschaftspolitische Entwicklung beim Institut der Deutschen Wirtschaft in Köln.

  • 1980-1982

    Wilms wird als erste Frau Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

  • 1982-1987

    Im Kabinett von Helmut Kohl wird Wilms Bundesministerin für Bildung und Wissenschaft. Sie ist die einzige Frau im Kabinett.

  • 1986

    Wilms wird in den Landesvorstand der CDU Nordrhein-Westfalen gewählt.

  • 1987-1991

    Wilms wird nach der Bundestagswahl 1987 Bundesministerin für innerdeutsche Beziehungen. In dieser Funktion regelt sie die humanitären deutsch-deutschen Beziehungen und Bildungsprogramme. Ihr Ministerium organisiert Reisen für Jugendliche und ausländische Diplomaten an die innerdeutsche Grenze. Es regelte aber auch den Gefangenenfreikauf politischer Häftlinge aus der DDR. Mit der Wiedervereinigung wird das Ministerium aufgelöst. Somit scheidet Wilms im Januar 1991 aus der Bundesregierung aus.

  • 1987

    7. September: Bei Honeckers Besuch in Bonn, dem einzigen Staatsbesuchs eines Staats- und Parteichefs aus der DDR in der Bundesrepublik, nimmt Wilms an den Verhandlungen teil. Zunächst will die SED-Führung sie nicht dabei haben, da die DDR das Amt des innerdeutschen Bundesministers nicht anerkennt.

  • 1988

    Nach dem Rücktritt von Bundestagspräsident Philipp Jenninger gilt sie als Favoritin für die Nachfolge. Sie lehnt jedoch bereits im Vorfeld ab.

  • 1989

    9. November: Wilms hält eine Rede auf einer Historikertagung im Reichstagsgebäude und bekommt einen Zettel vorgelegt: "Bitte hören Sie auf, Frau Minister, die Mauer ist auf." Wilms begreift die Bedeutung nicht und spricht zunächst weiter. Am gleichen Abend noch sucht sie den Übergang Invalidenstraße auf und geht über die Grenze nach Ost-Berlin.

  • 1991

    Wilms wird Mitglied der Kommission für Zeitgeschichte e.V. in Bonn.

  • 1992-1994

    Wilms engagiert sich als Obfrau der CDU/CSU-Fraktion in der Enquete-Kommission "Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland". Die Kommission ist eine überfraktionelle Arbeitsgruppe des Deutschen Bundestags, die sich mit Fragen der Aufarbeitung der DDR-Geschichte beschäftigt.

  • 1992-2005

    Vorstandsmitglied der Konrad-Adenauer-Stiftung.

  • 1992-2011

    Kuratoriumsvorsitzende der öffentlich-rechtlichen Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Bad Honnef-Rhöndorf.

  • 2000-2004

    Vorsitzende der Vereinigung der ehemaligen Abgeordneten des Deutschen Bundestags und des Europäischen Parlaments.

  • 2001

    Wilms errichtet die nicht-selbstständige Dorothee Wilms-Stiftung im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, die inbesondere die Literatur- und Geschichtswissenschaften fördert. Ein Schwerpunkt liegt in der Förderung von Projekten, die die Verständigung Deutschlands mit osteuropäischen Nachbarn fördern.

  • 2011

    Veröffentlichung ihrer autobiografischen Notizen "Zwischen Tradition und Emanzipation".

  • 2014

    November: Anlässlich ihres 85. Geburtstags veranstalten die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus und die Konrad-Adenauer-Stiftung einen Festvortrag "Soziale Marktwirtschaft im 21. Jahrhundert" in der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Anschließend lädt Wilms zum Empfang ein.

 

(vvg) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 18.08.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Vargas Gonzalez, Veronica: Biografie Dorothee Wilms, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/dorothee-wilms.html
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