Erich Apel 1917 - 1965

Erich Apel ist ein DDR-Politiker, der sich besonders für die Umsetzung des „Neuen Ökonomischen Systems der Planung und Leitung (NÖSPL)“ engagiert, welches die DDR-Wirtschaftspolitik leistungsorientierter gestalten soll. Er ist Ingenieur, leitet von 1955 bis 1958 das Ministerium für Schwermaschinenbau, danach die Wirtschaftskommission beim Politbüro der SED, bis er schließlich Vorsitzender der staatlichen Planungskommission und stellvertretender Ministerpräsident wird. Seine wirtschaftspolitischen Ansichten werden jedoch nicht von der Sowjetunion geteilt, was ihn politisch ins Abseits befördert und 1965 schließlich in den Selbstmord treibt.

  • 1917

    3. Oktober: Erich Hans Apel wird in Judenbach, Kreis Sonneberg/Thüringen als Arbeitersohn geboren.

    Apel besucht die Volksschule in Judenbach und später Oberschulen in Sonneberg und Steinach.

  • 1932-1935

    Werkzeugmacher- und Schlosserlehre.

    Danach Tätigkeit als Werkzeugmacher und Konstrukteur.

    Anschließend Studium an der Ingenieurschule in Ilmenau.

  • 1939

    Abschluss des Studiums als Maschinenbau-Ingenieur.

    Apel wird zum Wehrdienst eingezogen und in der Heeresversuchsanstalt Peenemünde eingesetzt.

    Dort wird er nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst als Betriebsingenieur, ab 1943 als Leiter des Entwicklungsbetriebes dienstverpflichtet.

  • 1946

    Eintritt in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD).

    Apel arbeitet zunächst als Lehrer, später als Hauptingenieur bei der Sowjetisch-Technischen Kommission in Bleicherode.

  • 1946-1952

    Apel wird wegen seiner Kenntnisse deutscher Raketentechnik von der sowjetschen Besatzungsmacht als Leiter eines Versuchsbetriebes in die UdSSR verpflichtet.

    In der Sowjetunion setzt Apel sein Ingenieurstudium fort, gekoppelt mit einem Studium des Marxismus-Leninismus.

  • 1953-1955

    Stellvertretender Minister für Maschinenbau.

  • 1955-1958

    Apel wird Minister für Schwermaschinenbau.

  • 1954/55

    Ehrung mit der Medaille "Für ausgezeichnete Leistungen".

  • 1957
  • 1958

    Leiter der Wirtschaftskommission beim Politbüro des Zentralkomitees (ZK) der SED und Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses der Volkskammer.

    Unterstützt von Günter Mittag arbeitet Apel an der Reformierung des Wirtschaftsapparates der SED.

  • 1959

    Apel erhält den "Vaterländischen Verdienstorden in Silber".

  • 1960

    Juni: Promotion zum Dr.oec. Juli: Apel wird Mitglied des ZK der SED.

  • 1962

    Kandidat des Politbüros des ZK und Mitglied des Forschungsrats der DDR.

    Außerdem ist er Mitglied des Rates für die friedliche Anwendung der Atomenergie.

  • 1963

    Apel wird stellvertretender Vorsitzender des Ministerrates und Vorsitzender der Staatlichen Plankommission, eines Gremiums zur langfristigen Wirtschaftsplanung der DDR.

    In dieser Eigenschaft ist er gemeinsam mit Günter Mittag entscheidend an der Umsetzung des "Neuen ökonomischen Systems der Planung und Leitung" (NÖSPL) beteiligt, das den DDR-Bürgern mehr Wohlstand bringen soll.

    NÖSPL fördert betriebliche Eigeninitiative und eine Modernisierung der Wirtschaft.

    Apel wirkt auf eine Eindämmung der Abhängigkeit der DDR-Wirtschaft von sowjetischen Erfordernissen hin.

    Um gegenüber dem "kapitalistischen Westen" aufzuholen, verwendet er - wahrscheinlich mit Wissen Walter Ulbrichts - Rohstoffe aus der Sowjetunion, die in der DDR für den sowjetischen Markt weiterverarbeitet werden sollten, für Devisen bringende Westaufträge.

    Apel erhält das "Banner der Arbeit".

  • 1964

    Apel wird mit dem "Vaterländischen Verdienstorden in Gold" ausgezeichnet.

  • 1965

    September: Bei den Vorverhandlungen für ein neues Handelsabkommen der DDR mit der Sowjetunion fordert Apel Kredite sowie die Lockerung der Abhängigkeit der DDR-Wirtschaft von der Sowjetunion. Die Sowjetunion erhält Kenntnis von den außerplanmäßigen Westgeschäften und fordert die DDR auf, innerhalb kürzester Zeit den Schaden zu beheben. Im Verlauf der Auseinandersetzungen mit den Sowjets distanziert sich Walter Ulbricht immer mehr von Apel.

    November: Bei den weiteren Verhandlungen lehnt Apel den von den Sowjets geforderten Handelsvertrag ab, der seines Erachtens die Diskriminierung der DDR fortschreibt.

    3. Dezember: Erich Apel erschießt sich mit seiner Dienstwaffe.

    Noch am selben Tag unterschreibt Alfred Neumann an seiner Stelle den Handelsvertrag.

    Erich Apel erhält ein Staatsbegräbnis, findet darüber hinaus in der DDR aber keine Würdigung.

    Gerüchte über ein Notizbuch mit einem (wirtschafts-) politischen Vermächtnis Apels bestätigen sich nicht.

 

(sw/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina/Wirtz, Susanne: Biografie Erich Apel, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/erich-apel.html
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