Erna Wagner-Hehmke 1905 - 1992

Erna Wagner-Hehmke ist eine deutsche Fotografin. 1948 erhält sie den Auftrag, die Arbeit des Parlamentarischen Rates in der jungen Bundesrepublik fotografisch zu begleiten. Dabei nimmt sie oftmals eine ungewöhnliche Perspektive ein: So dokumentiert sie nicht nur die langen Sitzungen, sondern auch Empfänge, Pausen und die Arbeit hinter den Kulissen. Dabei ist es ihr ein Anliegen, die Eigenständigkeit von Frauen in einer männerdominierten Umgebung zu betonen.

  • 1905

    06. März: Erna Wagner-Hehmke wird in Breslau, das damals zum Deutschen Kaiserreich gehörte, geboren.

  • 1924

    Nach ihrem Abitur am dortigen Augusta-Gymnasium beginnt sie ein Studium der Fotochemie an der Universität Breslau.

    In einem Urlaub an der Ostsee trifft die Familie auf die zehn Jahre ältere Fotografin Anne Winterer, die den Eltern eine Fotografinnenausbildung für Erna empfiehlt. Anne Winterer wird später zu Wagner-Hehmkes Mentorin.

  • 1925

    Nach dem zweiten Semester bricht Hehmke ihr Studium ab und eröffnet mit Anne Winterer in Düsseldorf das Fotostudio „Lichtbildwerkstatt Hehmke-Winterer“ auf der Bismarckstraße. Winterer bildet Erna Hehmke dort in einem Jahr zur Fotografin aus.

  • 1926

    Weiterbildung an der „Photografischen Lehranstalt Lettehaus“ in Berlin

  • 1927/28

    Es folgt ein halbjähriger Aufenthalt in Paris mit Arbeit im Portraitstudio „Lucien Lorelle“. Zurück in Düsseldorf knüpft Wagner-Hehmke Kontakte in der Kulturszene. Künstler wie Otto Dix und oder die Galeristin Mutter Ey lassen sich von ihr porträtieren.

  • 1932

    Hehmke legt ihre Meisterprüfung ab und heiratet den Architekten Rudolf Wagner.

  • 1935

    Anne Winterer verlässt das gemeinsame Fotostudio. Wagner-Hehmke führt das Geschäft eigenständig unter dem alten Namen weiter. Einen Schwerpunkt ihrer fotografischen Arbeiten bildet nun die Architektur- und Industriefotografie im Stil der Neuen Sachlichkeit.

  • Ab 1940

    Auch während des Zweiten Weltkrieges arbeitet Wagner-Hehmke weiter. Das Atelier „Lichtbildwerkstatt Hehmke-Winterer“ wird durch Bomben zerstört und muss anschließend wiederaufgebaut werden.

  • 1948

    Erna Wagner-Hehmke erhält von der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei den Auftrag, die Arbeit des Parlamentarischen Rates von seiner Gründung bis hin zur ersten Bundesversammlung am 12. September 1949 zu dokumentieren. Die Fotografien werden zu individuellen Fotoalben zusammengestellt, die die Abgeordneten und Ministerpräsidenten an ihre Zeit in Bonn erinnern sollen.

    01. September: Bereits beim Festakt im Bonner Museum Koenig fotografiert Wagner-Hehmke. Danach begleitet sie die Mitglieder des Parlamentarischen Rats in der Pädagogische Akademie, wo mit der Ausarbeitung des Grundgesetzes begonnen wird.

    Vier Frauen sind an der Ausarbeitung des Grundgesetzes maßgeblich beteiligt und setzen die Aufnahme des 2. Absatzes in Artikel 3 des Grundgesetztes durch: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Das einzige gemeinsame Porträt der „Mütter des Grundgesetzes“, Elisabeth Selbert, Helene Weber, Frieda Nadig und Helene Wessel, wurde von Wagner-Hehmke fotografiert.

  • 1948-1949

    Wagner-Hehmke hält in ihren Bildern nicht nur parlamentarische Arbeit während der Sitzungen fest. Auch den Menschen im Hintergrund schenkt sie Aufmerksamkeit: Sekretärinnen, Kellner und Fahrer werden im Stil der Reportagefotografie abgelichtet. Weitere Fotografien zeigen informelle Szenen wie fraktionsübergreifende Diskussionen an Biertischen in Bonner Gaststätten.

  • 1950–1952

    Erna Wagner-Hehmke wird auf der Photokina Köln jährlich für ihre Arbeiten ausgezeichnet.

  • 1954–1970

    Bis zu ihrer Pensionierung leitet Wagner-Hehmke den praktischen Unterricht für Fotografinnen und Fotografen an der Berufsschule am Fürstenwall in Düsseldorf. Dabei bildet sie in der „Lichtbildwerkstatt Hehmke-Winterer“ selbst Fotografinnen und Fotografen aus und ist ehrenamtlich „Lehrlingswart“. Zudem ist sie Mitglied des Prüfungsausschusses für die Gesellen- und Meisterprüfungen sowie Vorstandsmitglied der Fotografeninnung, deren Ehrenmitglied sie bis zu ihrem Tod bleibt.

  • 1977

    März: Wagner-Hehmke beendet ihre Tätigkeit als Fotografin.

  • 1986

    31. Dezember: Das Atelier „Hehmke-Winterer“ wird endgültig geschlossen und abgemeldet.

  • 1992

    09. Juni: Erna Wagner-Hehmke verstirbt mit 87 Jahren in Düsseldorf.

 

(LS) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 16.11.2023
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Schmidt, Lara: Biografie Erna Wagner-Hehmke, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/erna-wagner-hehmke.html
Zuletzt besucht am 29.04.2024

lo