Imre Nagy 1896 - 1958

Imre Nagy ist ein ungarischer Politiker der kommunistischen Partei MDP und von 1953 bis 1955 und 1956 Ministerpräsident. Er unterstützt den ungarischen Volksaufstand 1956. Nachdem die Sowjetunion die Revolution militärisch niederschlägt, wird Nagy verhaftet und später hingerichtet. Heute gilt er in Ungarn als Nationalheld.

  • 1896

    7. Juni: Imre Nagy wird in Kaposvar/Ungarn als Bauernsohn geboren.

    Während seiner Schlosserlehre wird Nagy Mitglied des Metallarbeiterbundes.

  • 1914-1916

    Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg.

  • 1916

    Nagy gerät in russische Kriegsgefangenschaft und wird dort erstmals mit bolschewistischem Gedankengut vertraut.

  • 1917

    Nach der Oktoberrevolution kämpft er als sowjetischer Bürger für die Rote Armee.

  • 1919

    Während der kurzen kommunistischen Herrschaft in Ungarn kehrt er in die Heimat zurück.

    Nach dem Scheitern der kommunistischen Regierung flüchtet er in die Sowjetunion.

  • 1921

    Rückkehr nach Ungarn und Eintritt in die Sozialdemokratische Partei, aus der er wegen seiner radikalen linksextremen Kritik bald wieder ausgeschlossen wird.

    Beitritt zur illegalen (kommunistischen) Sozialistischen Arbeiterpartei Ungarns.

  • 1927/28

    Verhaftung und Inhaftierung in Ungarn.

  • 1929

    Emigration in die Sowjetunion. Dort macht er als Mitarbeiter Bucharins Karriere und arbeitet im Auftrag der Komintern das Agrarprogramm der KP aus.

  • 1939-1944

    Während des Zweiten Weltkrieges arbeitet er in Moskau unter anderem als Chefredakteur für das ungarische "Radio Kossuth".

  • 1944/45

    Rückkehr nach Ungarn wo er zum Landwirtschaftsminister ernannt wird. Beteiligung an der Vorbereitung und Durchführung der großen Agrarreform zur Zerschlagung des Großgrundbesitzes in Ungarn.

  • 1944-1949

    Mitglied des Zentralkomitees der ungarischen KP.

  • 1945

    Als Innenminister ist er u.a. mit Maßnahmen zur Vertreibung der Ungarndeutschen befasst.

  • 1949

    Ausschluss aus dem Politbüro aufgrund politischer Differenzen.

    Professor für politische Wissenschaften an der Budapester Universität.

  • 1951

    Wiederaufnahme in das Politbüro der KP.

  • 1952

    Minister für Kollektivierung und Vizeministerpräsident.

  • 1953

    4. Juli: Im Zuges des "Neuen Kurses" der ungarischen KP Wahl zum Ministerpräsidenten.

    Propagierung der Idee des "nationalen und menschlichen Sozialismus".

  • 1955

    Die ungarische Parteileitung enthebt Nagy wegen "Rechtsabweichung" seiner Ämter, später wird er auch aus der Partei ausgeschlossen.

  • 1956

    Oktober: Nagy wird politisch rehabilitiert.

    Beginn der revolutionären Ereignisse in Ungarn in deren Folge Nagy erneut zum Ministerpräsidenten berufen wird und an die Spitze des Aufstands tritt.

    Nagys Programm, das reformsozialistische Ungarn nach dem Abzug der Sowjetarmee in eine parlamentarische Demokratie und in die Neutralität zu führen, versetzt die Kremlführung in Alarmbereitschaft.

    Vergeblich ruft er die UNO um Hilfe an. Während die Weltöffentlichkeit durch die Suez-Krise abgelenkt ist, rücken neue sowjetische Panzerverbände in Ungarn ein.

    2. November: Nagy kündigt die Mitgliedschaft Ungarns im Warschauer Pakt auf und proklamiert die Neutralität Ungarns.

    10./11. November: Das von Aufständischen und Teilen der Armee verteidigte Budapest fällt nach blutigen Straßenkämpfen. Der Aufstand in Ungarn bricht zusammen, entgegen vorheriger Zusagen wird Nagy, der in der jugoslawischen Botschaft Asyl gesucht hat, nach Verlassen der Botschaft verhaftet und in Rumänien inhaftiert.

  • 1958

    Verfahren gegen Nagy wegen "konterrevolutionärem Verhalten" und Verurteilung zum Tode.

    16. Juni: Imre Nagy wird im Hof des Zentralgefängnisses von Budapest erhängt.

  • 1989

    Rehabilitation Nagys. Am Jahrestag der Hinrichtung findet unter starker Anteilnahme der Bevölkerung die neuerliche Beisetzung Nagys und seiner Weggefährten statt.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 02.06.2020
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Imre Nagy, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/imre-nagy.html
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