Bärbel Bohley ist als Bürgerrechtlerin eine der wichtigen Persönlichkeiten der friedlichen Revolution in der DDR. Die freischaffende Künstlerin gerät mehrfach in Konflikt mit dem SED-Regime und ist Repressalien ausgesetzt. Sie gehört zu den Gründern der „Initiative Frieden und Menschenrechte“ sowie des „Neuen Forums“, zentrale Gruppen der Oppositionsbewegung in der DDR. Nach der Wiedervereinigung engagiert sich Bohley für die Aufarbeitung von DDR-Unrecht.
- 1945
24. Mai: Bärbel Bohley wird in Berlin als Tochter eines Konstrukteurs geboren.
- 1963
Nach dem Abitur absolviert sie eine Ausbildung zur Industriekauffrau.
Anschließend arbeitet sie als Lehrausbilderin und im Kulturbereich.
- 1969-1974
Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee mit dem Abschluss "Diplom-Malerin".
- ab 1974
Tätigkeit als freischaffende Malerin in Ost-Berlin. Ihre künstlerischen Vorbilder sind nach eigenen Angaben Käthe Kollwitz und Francisco Goya. Ihre Kunstwerke sind von einer Vorliebe für halbfigürlich-abstrakte oder ganz gegenstandslose Formen und kräftige Farben geprägt.
- 1979-1983
Mitglied der Sektionsleitung Malerei und des Bezirkvorstandes Berlin des "Verbandes Bildender Künstler der DDR" (VBK), aus dem sie 1983 wegen ihres Engagements in der Friedensarbeit ausgeschlossen wird.
- 1982
Als erklärte Pazifistin wird sie Gründungsinitiatorin des unabhängigen Netzwerkes "Frauen für den Frieden".
- 1983/84
Um die Jahreswende kommt Bohley zusammen mit Ulrike Poppe wegen des Verdachtes auf "landesverräterische Nachrichtenübermittlung" für sechs Wochen in Untersuchungshaft. Anlass sind ihre Kontakte zu britischen Gesinnungsgenossen und zu den bundesdeutschen Grünen.
Verhängung eines Auslandsreiseverbotes und eines Auftrags- und Ausstellungsboykotts gegen Bohley.
- 1985/86
Bohley setzt sich verstärkt für mehr öffentliche Diskussionen, für Meinungs-, Reise- und Versammlungsfreiheit in der DDR ein.
Sie wird Mitbegründerin der Initiative Frieden und Menschenrechte.
- 1988
Bei Demonstrationen zum 69. Jahrestag der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht verhaftet der DDR-Staatssicherheitsdienst rund 120 Menschen, darunter auch Bohley. Anschließend wird sie aus der DDR abgeschoben.
Bohley erreicht ein sechs-monatiges Visum für Großbritannien.
Im August kehrt sie zurück in die DDR.
- 1989
Mitunterzeichnerin des Aufrufs "Die Zeit ist reif" in dem ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel in der DDR gefordert wird.
Mitbegründerin der Bürgerbewegung Neues Forum (NF), der sich in kurzer Zeit über 200.000 Menschen anschließen.
4. November: Bärbel Bohley spricht vor mehr als einer halben Million Menschen auf dem Alexanderplatz in Berlin.
- 1990
Mai-Dezember: Abgeordnete der Berliner Stadtverordnetenversammlung.
Beteiligung an der Aktion "Ich will endlich meine persönliche Akte", bei der das Gebäude des ehemaligen Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) besetzt wird.
- 1991
Mitarbeiterin der Fraktion NF/Bürgerbewegung im Berliner Abgeordnetenhaus. Bohley ist eine entschiedene Vertreterin basisdemokratischer Konzepte und eine Gegnerin der Fusion der Bürgerbewegungen zur Partei "Bündnis 90".
- 1993
Nach dem Studium ihrer "Stasi-Akte" beschuldigt Bohley den PDS-Gruppenchef im Bundestag, Gregor Gysi, als "Stasi-Spitzel".
- 1994
Spitzenkandidatin des Neues Forums (NF) zur Europawahl.
Bohley wird für ihre Verdienste um die friedliche Revolution in der DDR mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
- 1995
Nach der Wiederholung der Anschuldigung der "Stasi-Spitzelschaft" gegen Gysi wird Bohley vom Hamburger Landgericht zu einer Ordnungsstrafe verurteilt.
- 1996
Gründungsmitglied des Vereins "Bürgerbüro e.V." in Berlin, dem sich unter anderem Helmut Kohl, Rudolf Scharping, Ignatz Bubis und Wolf Biermann anschließen. Der Verein will denjenigen helfen, "die durch Willkürakte der DDR fortdauernd geschädigt sind".
- 1999
Bohleys EU-Mandat als EU-Beauftragte in Sarajevo für die Rückkehr von Flüchtlingen und den Wiederaufbau der Bürgerkriegsgebiete endet.
- 2000
26. Mai: Bohley erhält zusammen mit den anderen Erstunterzeichnern des Gründungsaufrufs "Aufbruch 89 - Neues Forum vom 10. September 1989" den Nationalpreis der "Deutschen Nationalstiftung".
- 2002
Im Bundestagswahlkampf unterstützt Bohley die Freie Demokratische Partei (FDP).
- 2006
In Bosnien organisiert sie das Projekt "Zisternen", womit sie die Versorgung Bedürftiger mit Trinkwasser garantieren will und ihnen somit die Grundlage für eine neue Existenz bietet.
- 2010
Die letzten zwei Jahre verbringt Bohley in Berlin.
Am 11. September 2010 stirbt Bärbel Bohley in Strasburg in der Uckermark an Lungenkrebs. Sie wird in Berlin beerdigt.
(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Bärbel Bohley, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/baerbel-bohley.html
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