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Modell eines Punkthochhauses

Ende der 1980er Jahre lebt ein großer Teil der DDR-Bevölkerung in Plattenbauwohnungen. Schon früh setzt die DDR-Führung beim Bau von Mehrfamilienhäusern auf die vergleichsweise schnelle und günstige Montagebauweise als Lösung für die seit Kriegsende bestehende Wohnungsnot. Bis 1990 soll für jeden bezahlbarer Wohnraum verfügbar sein. In vielen Städten der DDR entstehen neue Wohnviertel in Massenbauweise einschließlich Versorgungseinrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Geschäfte. Währenddessen verfallen zahllose Altbauten, die aufwändig und teuer saniert werden müssten. Die vergleichsweise komfortabel ausgestatteten Wohnungen sind günstig, weil der Staat die Mieten subventioniert. Gewünscht ist ein enges Miteinander der Bewohner – manche genießen gemeinsame Feste und Aktivitäten der Hausgemeinschaft, anderen geht die unvermeidliche Nachbarschaftskontrolle zu weit. Das Objekt ermöglicht einen Einstieg in das Thema Wirtschafts- und Sozialpolitik mit Fokus auf die Wohnungssituation in der DDR.

Für den Unterricht

Wiedergeben: Im LeMO-Beitrag Bauen im Sozialismus können sich Schülerinnen und Schüler informieren, mit welchen Maßnahmen die DDR-Führung auf die Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg reagiert, und den Erfolg dieser Maßnahmen einschätzen.

Erschließen: Anhand des Fotos vom Punkthochhaus PH 16 stellen die Schülerinnen und Schüler Mutmaßungen über die Konstruktionsweise des Gebäudes und über die Vorzüge der Montagebauweise an. Warum lässt die Staatsführung fast nur noch Neubaugebiete planen statt alte Bausubstanz instand zu setzen?

Schildern: Der Zeitzeuge Heinz Clemens aus Dresden berichtet in LeMO von seinen Erinnerungen an die „Hausgemeinschaft“ in einem Wohnblock in der Budapester Straße in Dresden. Die Schülerinnen und Schüler können sich über gemeinsame Aktionen und Projekte der Hausbewohner informieren und zusammentragen, welche positiven Aspekte Heinz Clemens dem Leben in der „Platte“ abgewinnt.

Gegenüberstellen: Die städtebaulichen Nachteile des Plattenbauprogramms schildert die Zeitzeugin Ulrike Poppe. Die Schülerinnen und Schüler können aus ihrem Beitrag die Folgen für die historischen Innenstädte zusammentragen und abschließend gegenüberstellen: Welchen Nutzen hat das Plattenbauprogramm für die Gesellschaft und welchen Schaden richtet es auf der anderen Seite an?

Für den Museumsbesuch

In der Ausstellung können die Schülerinnen und Schüler das Modell des Punkthochhauses PH16 und dessen Bauweise beschreiben. Sie finden hier auch Informationen zur Geschosshöhe und zur Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner. Der Beitrag „Wohnungsbauprogramm“ auf dem Monitor daneben dokumentiert, wie ein Plattenbau entsteht.

Plattenbauwohnungen haben heute oft ein negatives Image – in der DDR jedoch sind sie begehrt. Im Text zum Hochhausmodell können die Schülerinnen und Schüler die Vorzüge des Wohnens in der „Platte“ recherchieren.

Die Realität in den neuen Wohngebieten enttäuscht manchen frisch gebackenen Mieter. Im Interview schildert der Leipziger Fotograf Harald Kirschner seine Erinnerungen an die ersten Jahre in Leipzig-Grünau. Am Großfoto über dem Sofa können die Schülerinnen und Schüler seine Schilderungen mit ihren eigenen Eindrücken von dem im Bau befindlichen Gebiet abgleichen.

Der Leipziger Künstler Rainer Schade hat sich satirisch mit dem Leben im Plattenbau auseinandergesetzt. Rechts neben dem Fernseher finden die Schülerinnen und Schüler seine Grafik „Karnickelbauten“. Im zugehörigen Text können sie nachlesen, worauf der Künstler mit seiner Arbeit und dem Titel anspielt, und anschließend diskutieren: Ist Schades Standpunkt nachvollziehbar? Welche anderen Sichten auf das Leben im Plattenbau gibt es? Wie stehen die Schülerinnen und Schüler selbst zum Wohnen in der „Platte“?

lo