LeMO Lernen > Stiftung Haus der Geschichte

Kleid aus einem sowjetischem Gulag

Dr. Karola Frank bekommt dieses Kleid (siehe Objektdatenbank unter dem Suchbegriff „Karola Frank“) von Mithäftlingen geschenkt, als sie in einem sowjetischen Lager in Kasachstan gefangen ist. Sie ist die Ehefrau von Karl Hermann Frank, der während der Zeit des Nationalsozialismus Staatsminister im Protektorat Böhmen und Mähren und in dieser Funktion für schwerste Verbrechen verantwortlich ist. Der Nationalsozialist wird 1946 in Prag hingerichtet, seine Frau schon vorher in die Sowjetunion deportiert. Die Gründe dafür sind bis heute nicht endgültig geklärt. Karola Frank verbringt zehn Jahre in unterschiedlichen Lagern in Kasachstan. Als Ärztin kann sie vielen Mithäftlingen helfen, die ihr zum Dank das schlichte Kleid schenken. Erst 1955 kommt sie frei. Am Beispiel von Karola Frank können Entnazifizierungsmaßnahmen und die sowjetische Besatzungspolitik thematisiert werden.

Für den Unterricht

Beschreiben: Die Schülerinnen und Schüler können folgende Kriterien für eine Objektbeschreibung heranziehen: Name des Objekts, Material, Maße, Herkunft, Funktion und Zustand.

Wiedergeben und gegenüberstellen: Im Beitrag Entnazifizierung können sich Schülerinnen und Schüler über die Entnazifizierungsmaßnahmen der Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges informieren und die Vorgehensweisen und Zielsetzungen in den Westzonen mit denen in der Sowjetischen Besatzungszone vergleichen.

Analysieren: Auch Siegfried Jenkner war in den 1950er Jahren in einem sowjetischen Arbeitslager inhaftiert. Die Schülerinnen und Schüler können anhand seiner Erinnerungen den Lebensalltag in einem solchen Gulag beschreiben.

Für den Museumsbesuch

In der Dauerausstellung des Zeitgeschichtlichen Forums können Schülerinnen und Schüler das Kleid im Original betrachten und beschreiben.

Links neben dem Kleid ist ein handgefertigtes Buch ausgestellt, das ebenfalls in einem Gulag entstand. Die Schülerinnen und Schüler können seine Besonderheiten beschreiben und schlussfolgern, was die Beschaffenheit des Buches über die Zustände im Lager und die Bedürfnisse der Insassen aussagt.

Im Text rechts neben dem Kleid erfahren die Schülerinnen und Schüler mehr über die Politik der Sowjetischen Militäradministration in ihrer Besatzungszone. Am Beispiel der dort beschriebenen Lager lässt sich diskutieren, warum manche Entnazifizierungs-Maßnahmen geheim bleiben sollen.

Leipzig ist nach Kriegsende für wenige Wochen amerikanisch besetzt. Rechts neben dem Kleid befinden sich Dokumente, die den Wechsel zu sowjetischer Besatzung im Juli 1945 dokumentieren. Schülerinnen und Schüler können in der „Zusammenstellung der Kapitalverbrechen“ aus dem Herbst 1945 herausarbeiten, welche Straftaten sowjetische Besatzungssoldaten gegen die Bevölkerung Leipzigs begehen. Sie können sich eine Meinung zu der Frage bilden, wie solche Übergriffe das Image der Besatzungsmacht beeinflussen.

lo