Erich Honecker 1912 - 1994

Erich Honecker ist Politiker in der DDR. Er ist von 1971 bis 1989 Erster Sekretär des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. 1976 übernimmt er auch das Amt des Vorsitzenden des Staatsrats und hat somit die beiden höchsten Ämter in Partei und Staat inne. Honecker lehnt Reformen bis zum Zusammenbruch der DDR ab, baut den Überwachungsstaat weiter aus und betreibt eine Politik der Abgrenzung zur Bundesrepublik Deutschland.

  • 1912

    25. August: Erich Honecker wird in Neunkirchen/Saar als drittes Kind eines Bergmanns geboren.

    Sein Vater gehört zuerst der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), dann der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) und ab 1919 der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) an.

  • 1918-1926

    Besuch der Volksschule in Wiebelskirchen.

  • 1922-1926

    Mitglied der kommunistischen Jugendorganisation "Jung-Spartakus-Bund".

  • 1926

    Eintritt in den "Kommunistischen Jugendverband Deutschland" (KJVD).

  • 1926-1928

    Tätigkeit als Landarbeiter in Pommern.

  • 1928-1930

    Honecker arbeitet zunächst als Dachdeckergehilfe und beginnt schließlich eine Dachdeckerlehre, die er aber vorzeitig abbricht. Er ist Mitglied der Holzarbeitergewerkschaft.

  • 1929

    Honecker wird ehrenamtlicher politischer Leiter der KJVD-Ortsgruppe und besucht die Bezirksschule des KJVD.

  • 1930

    Eintritt in die KPD. Honecker wird Mitglied des Roten Frontkämpferbundes (RFB), der Roten Hilfe Deutschlands (RH) und später der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO). Er wird hauptamtlicher Funktionär der KJVD.

  • 1930/31

    Besuch der internationalen Lenin-Schule in Moskau.

  • seit 1931

    Politischer Leiter der Bezirksleitung des KJVD im Saargebiet und Leiter des Bereichs Agitation und Propaganda (Agitprop).

  • ab 1933

    Tätigkeit für den KJVD im Untergrund. Honecker wird Mitglied des Zentralkomitees (ZK) des KJVD.

  • 1934

    Februar: Honecker wird kurzzeitig inhaftiert. Nach seiner Entlassung flieht er zunächst in die Niederlande. Im Herbst kehrt er ins Saarland zurück, um die politische Arbeit gegen den Anschluss des Saargebietes an das Deutsche Reich wieder aufzunehmen.

  • 1935

    Februar: Honecker flüchtet nach Frankreich.

    August: Er wird unter einem Decknamen in Berlin tätig.

    Dezember: Festnahme durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo).

  • 1937

    Juni: Honecker wird durch den Volksgerichtshof wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er wird im Gefängnis Brandenburg-Görden inhaftiert.

  • 1945

    Am 6. März gelingt ihm die Flucht aus einer Baukolonne, er taucht zunächst im zerbombten Berlin unter und kehrt im April zu seinem Arbeitskommando zurück.

    27. April: Befreiung durch die Rote Armee.

    Mai: Honecker stößt zu der aus der UdSSR zurückgekehrten "Gruppe Ulbricht". Als Jugendsekretär des Zentralkomitees (ZK) der KPD baut er die "Antifaschistischen Jugendausschüsse" auf, aus denen 1946 die Freie Deutsche Jugend (FDJ) hervorgeht.

  • 1946-1947

    Ehe mit Charlotte Schanuel. Sie stirbt 1947.

  • 1946-1955

    Vorsitzender der FDJ.

  • 1946

    Auf dem Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) wird er in den Parteivorstand der SED gewählt.

  • 1947-1953

    Ehe mit Edith Baumann. Aus der Ehe geht eine Tochter hervor.

  • 1948-1949

    Mitglied des Präsidiums des Deutschen Volksrates.

  • 1949

    Honecker wird Mitglied des ZK der SED.

  • 1949-1955

    Mitglied des Exekutivkomitees des kommunistisch orientierten "Weltbundes der Demokratischen Jugend" (WBDJ).

  • 1949-1989

    Abgeordneter zunächst der Provisorischen Volkskammer und schließlich der Volkskammer der DDR.

  • 1950-1958

    Kandidat im Politbüro des ZK der SED.

  • 1952

    Margot Feist bringt die gemeinsame Tochter Sonja zur Welt.

  • 1953

    Scheidung von Edith Baumann. Heirat mit Margot Feist.

  • 1955

    Auszeichnung mit dem Vaterländischen Verdienstorden der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

  • 1955/56

    Besuch der Parteihochschule des ZK der KPdSU in Moskau.

  • ab 1958

    Vollmitglied des Politbüros der SED und Sekretär des ZK verantwortlich für Sicherheitsfragen, Kaderfragen und "Leitende Parteiorganisation".

    Honecker wird zum wichtigsten Mann nach Ulbricht.

  • 1960-1971

    Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates (NVR).

  • 1961

    Honecker leitet die Vorbereitungen für den Berliner Mauerbau am 13. August, den er bis zu seinem Tod als notwendigen "antifaschistischen Schutzwall" verteidigt.

  • 1969

    Honecker wird erstmals mit dem Karl-Marx-Orden ausgezeichnet. Er erhält die Ehrung 1972, 1977, 1982 und 1987 erneut. 1972, 1982 und 1987 wird ihm außerdem der Lenin-Orden verliehen.

  • 1971

    3. Mai: Als Nachfolger von Walter Ulbricht zum 1. Sekretär des ZK der SED bestimmt.

    Juni: Ebenfalls in der Nachfolge Ulbrichts Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates.

    Honecker begrüßt das Berliner Viermächteabkommen und stimmt nach zähen Verhandlungen dem Transitabkommen vom 17. Dezember zu.

    Zögerlich reagiert er auf die durch das Viermächteabkommen geförderte Neue Ostpolitik der sozialliberalen Koalition, unterzeichnet schließlich aber 1972 doch den Grundlagenvertrag mit der Bundesrepublik Deutschland.

  • 1976

    29. Oktober: Honecker übernimmt als Nachfolger von Willi Stoph den Vorsitz des Staatsrats der DDR.

  • 1976-1989

    Ernennung zum Generalsekretär der SED.

    Nach Abschluss der KSZE-Verhandlungen in Helsinki fordern Menschen in der DDR zunehmend Ausreiseerleichterungen. Oppositionelle schließen sich zu Bürgerrechtsbewegungen zusammen.

    Auf die Flut von Ausreiseanträgen und die heftige Kritik zahlreicher Intellektueller reagiert das SED-Regime mit einer Verschärfung des politischen Klimas und der Ausbürgerung namhafter Schriftsteller und Künstler.

  • 1980

    Oktober: Die deutsch-deutschen Beziehungen geraten an einen Tiefpunkt als Honecker in einer Rede in Gera Fortschritte in den innerdeutschen Beziehungen u.a. von einer Anerkennung der DDR-Staatsbürgerschaft abhängig macht.

    November: Der erste Staatsbesuch Honeckers in einem westlichen Land führt nach Wien.

  • 1981

    Dezember: Gipfeltreffen Honeckers mit Bundeskanzler Helmut Schmidt am Werbellinsee und in Güstrow.

  • 1983

    Juli: Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, der einen von der Bundesregierung verbürgten Milliardenkredit an die DDR vermittelt.

  • 1984

    Das wachsende internationale Gewicht der DDR äußert sich in Besuchen des kanadischen Premierministers Pierre Trudeau (1919-2000), des griechischen Premierministers Andreas Papandreou (1919-1996), des schwedischen Regierungschefs Olof Palme (1927-1986) und des italienischen Ministerpräsidenten Bettino Craxi (1934-2000) in Ost-Berlin.

  • 1985

    April: Honecker besucht mit Italien erstmals ein NATO-Land. Er trifft auch mit Papst Johannes Paul II. (1920-2005) zusammen.

  • 1987

    Februar: Nach dem Besuch des sowjetischen Außenministers Eduard A. Schewardnadse (geb. 1928) in Ost-Berlin distanziert sich Honecker von Michail Gorbatschows Reformkonzepten unter dem Hinweis, dass die ökonomische und soziale Situation in der DDR Reformen nach dem von Gorbatschow vorgeschlagenen Muster nicht erforderlich machten.

    September: Erster Besuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik.

  • 1989

    Juni: Bei einer Moskaureise verteidigt Honecker erneut die Mauer, die "bei Fortbestehen der Gründe noch 50 oder 100 Jahre bestehen werde".

    Nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung in China lässt Honecker seine Glückwünsche übermitteln.

    Es kommt zum Massenflucht vor allem junger Menschen aus der DDR über die, trotz Widerspruch seitens des SED-Regimes, geöffnete ungarische Grenze.

    Die Demonstrationen der Menschen in der DDR für Reformen in der DDR nehmen zu.

    7. Oktober: Das SED-Regime feiert den 40. Jahrestag der DDR. Honecker reagiert nicht auf die Reformempfehlungen von Michail Gorbatschow.

    18. Oktober: Honecker wird vom Politbüro zum Rücktritt von allen Ämtern genötigt, sein Nachfolger wird Egon Krenz.

    8. November: Gegen Honecker wird ein Ermittlungsverfahren wegen Amtsmissbrauch und Korruption eingeleitet.

    3. Dezember: Honecker wird aus der SED ausgeschlossen. Daraufhin schließt er sich der wiedergegründeten KPD an.

  • 1990

    29./30. Januar: Honecker kommt kurzzeitig in Untersuchungshaft, wird aber bald aus gesundheitlichen Gründen wieder freigelassen.

    30. November: Haftbefehl gegen Honecker in seiner Eigenschaft als früherer Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR wegen des Tatverdachts des gemeinschaftlichen Totschlags.

  • 1991

    13. März: Honecker flüchtet vor der deutschen Strafverfolgung nach Moskau.

    16. November: Nach dem Ausweisungsbeschluss der russischen Regierung sucht Honecker Asyl in der chilenischen Botschaft.

  • 1992

    3. Juni: Anklage der Berliner Justiz wegen des Verdachts der Anstiftung zum Totschlag, in Zusammenhang mit den Todesschüssen an der innerdeutschen Grenze.

    29. Juli: Rückkehr nach Berlin, Einweisung des an Leberkrebs erkrankten Honecker ins Haftkrankenhaus Moabit.

  • 1993

    12. Januar: Einstellung des Verfahrens, nachdem das Berliner Verfassungsgericht die Fortsetzung des Prozesses und der Haft als Verletzung der Menschenwürde des todkranken Honeckers gewertet hat.

    13. Januar: Entlassung aus dem Haftkrankenhaus und Ausreise nach Chile.

  • 1994

    29. Mai: Honecker stirbt in Santiago de Chile an seiner Krebserkrankung

 

(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 22.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Haunhorst, Regina/Zündorf, Irmgard: Biografie Erich Honecker, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/erich-honecker.html
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