Jahreschronik 1953

JANUAR
  • 15.01.

    Verhaftung des Außenministers und stellvertretenden Vorsitzenden der DDR-CDU Georg Dertinger (1902-1968) unter dem Vorwurf der Spionage.

    Deutsche Erstaufführung des amerikanischen Filmklassikers "Vom Winde verweht" aus dem Jahr 1939.

FEBRUAR
  • 04.02.

    Der DDR-Schriftsteller Johannes R. Becher wird in Moskau mit dem "Internationalen Stalinpreis für die Festigung des Friedens zwischen den Völkern" ausgezeichnet.

  • 06.02.

    Die Deutsche Bischofskonferenz wendet sich in einer Eingabe gegen den Entwurf der Bundesregierung zur Angleichung des Familiengesetzes an den Grundsatz der Gleichberechtigung von Mann und Frau. Sie will u.a., dass die Entscheidungsbefugnis des Mannes in bestimmten Fragen nicht angetastet wird, da sie der "natürlichen Ordnung" entspreche.

  • 27.02.

    Unterzeichnung des Londoner Abkommens über die Regelung der deutschen Auslandsschulden. Die Bundesrepublik Deutschland erklärt sich darin bereit, die Auslandsschulden des Deutschen Reiches seit dem Ersten Weltkrieg zu übernehmen.

MÄRZ
  • 01.03.

    Eröffnung der dritten "Deutschen Kunstausstellung" in Dresden, auf der ein Querschnitt des "sozialistischen Realismus" gezeigt wird.

  • 05.03.

    Der 73-jährige sowjetische Partei- und Regierungschef Josef Stalin stirbt in Moskau an den Folgen eines Schlaganfalls.

  • 07.03.

    Deutsche Erstaufführung der Oper "Lulu" von Alban Berg (1885-1935) im Opernhaus Essen.

  • 10.03.

    Die erweiterte Versammlung der Montanunion billigt einen Vertragsentwurf über die Gründung einer Europäischen Politischen Gemeinschaft.

  • 12.03.

    In Hannover wird der Film- und Revuepalast "Aegi", das größte und modernste bundesdeutsche Kino, eröffnet. Es wird zum Renommierobjekt der Universum Film AG (UFA).

  • 19.03.

    Der Bundestag ratifiziert den Deutschland- und den EVG-Vertrag. In Frankfurt/Main wird auf der Internationalen Automobil-Ausstellung der Messerschmitt- Kabinenroller vorgestellt.

  • 25.03.

    Der Bundestag verabschiedet das Bundesvertriebenengesetz, das die Eingliederung von Vertriebenen und Flüchtlingen aus den früheren deutschen Ostgebieten und der DDR bundesweit einheitlich regelt.

  • 27.03.

    Das Luxemburger Abkommen tritt in Kraft.

  • 31.03.

    Vertreter von 17 Staaten unterzeichnen in New York eine UN-Resolution über die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

APRIL
  • 01.04.

    In der Bundesrepublik Deutschland verlieren sämtliche Gesetzesbestimmungen ihre Gültigkeit, die mit dem Gleichberechtigungsgrundsatz von Mann und Frau nicht vereinbar sind. Da das Ehe- und Familienrecht bisher nicht dem Grundgesetz angepasst und reformiert wurde, müssen in Streitfällen die Gerichte entscheiden.

  • 06. - 17.04.

    Bundeskanzler Konrad Adenauer besucht zum ersten Mal die USA.

  • 10.04.

    Mit einer Sonate von Richard Strauss wird in Israel erstmals seit Kriegsende in einem öffentlichen Konzert das Werk eines deutschen Komponisten aufgeführt.

  • 20.04.

    Erhöhung der Preise für rationierte Lebensmittel in der DDR.

  • 21.04.

    Die Bischöfe der Evangelischen Kirche protestieren gegen den Kirchenkampf der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) und der Regierung gegen die "Junge Gemeinde" und die Evangelische Studentengemeinde.

  • 24.04.

    Deutsche Erstaufführung eines sogenannten 3-D-Films in Düsseldorf mit "Bwana, der Teufel", bei dem auch die spezifischen 3-D-Brillen benutzt werden.

  • 30.04.

    Stiftung des Karl-Marx-Ordens in der DDR für "besondere Verdienste beim planmäßigen Aufbau des Sozialismus".

MAI
  • 01.05.

    Im erstmals seit 1943 ausgetragenen Endspiel um den DFB-Pokal besiegt Rot-Weiß Essen im Düsseldorfer Rheinstadion Alemannia Aachen 2:1.

  • 03.05.

    Sendebeginn der "Deutschen Welle", der Radiosendung für Deutsche im Ausland.

  • 10.05.

    Die Stadt Chemnitz wird auf Beschluss der DDR-Regierung in Karl-Marx-Stadt umbenannt. Die Villa Hügel in Essen, der frühere Wohnsitz der Familie Krupp, wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: Erstmals findet eine Kunstausstellung in dem Prunkbau statt.

  • 28.05.

    Der Ministerrat der DDR ordnet infolge eines Beschlusses des Zentralkomitees (ZK) der SED eine Erhöhung der Arbeitsnormen um 10,3 Prozent an. Umwandlung der Sowjetischen Kontrollkommission in Deutschland in die Hohe Kommission der UdSSR in Deutschland; einziger Hoher Kommissar wird Wladimir S. Semjonow.

  • 29.05.

    Erstbesteigung des Mount Everest durch den Neuseeländer Edmund Hillary (1919-2008) und den Nepalesen Tenzing Norgay (1914-1986).

JUNI
  • 02.06.

    Krönung Elisabeth II. (geb. 1926) von Großbritannien. Die auch im deutschen Fernsehen ausgestrahlte Direktübertragung der Krönungsfeierlichkeiten ist die erste Sendung im Rahmen der Eurovision.

  • 03.06.

    Verabschiedung des Gesetzes über den Länderfinanzausgleich, nach dem die wohlhabenderen Bundesländer 1953 und 1954 Ausgleichszahlungen an die übrigen Länder entrichten müssen.

  • 16.06.

    80 Bauarbeiter der Ost-Berliner Stalinallee treten in den Ausstand, um gegen die im Mai angeordnete Arbeitsnormenerhöhung zu protestieren. Durch Solidarisierung weiterer Kollegen entsteht eine Großdemonstration von rund 10.000 Menschen, die sich zum Regierungsgebäude in der Leipziger Straße bewegt.

  • 17.06.

    Der Streik gegen die Normenerhöhung in Ost-Berlin weitet sich auf 72 Städte und zahlreiche Ortschaften in der DDR zum Aufstand gegen das kommunistische Regime aus. Die Demonstrationen werden von sowjetischen Soldaten und DDR-Volkspolizisten gewaltsam zerschlagen. Über insgesamt 167 Städte und Landkreise wird der Ausnahmezustand verhängt.

  • 18.06.

    In Ost-Berlin, Leipzig, Magdeburg und Jena werden etwa 20.000 Personen vorübergehend in Haft genommen. Von ihnen werden in den ersten Tagen 29 Personen von sowjetischen Standgerichten zum Tode verurteilt und hingerichtet und in den nächsten Monaten mindestens 1.400 zu teilweise mehrjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.

  • 21.06.

    Das ZK der SED beschließt eine Kurskorrektur. Die Normenerhöhung wird zurückgenommen, Fahrpreisermäßigung, Erhöhung der Mindestrenten und Forcierung des Wohnungsbauprogramms werden beschlossen. Der 1. FC Kaiserslautern wird durch ein 4:1 über den VfB Stuttgart Deutscher Fußballmeister.

  • 25.06.

    Der Bundestag verabschiedet ein neues Wahlgesetz, mit der sogenannten Fünf-Prozent-Hürde. Danach dürfen Parteien nur noch in den Bundestag einziehen, wenn sie mindestens fünf Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten oder in einem Wahlkreis mindestens ein Direktmandat gewinnen. Des weiteren erhält der Wähler zwei Stimmen für die Wahl. Mit der Erststimme wird der Kandidat in einem Wahlkreis direkt gewählt und mit der Zweitstimme die Partei.

JULI
  • 12.07.

    In Hamburg wird das Volkspark-Stadion, nach dem Berliner Olympia-Stadion die zweitgrößte Sportarena der Bundesrepublik, eingeweiht.

  • 20.07.

    Einweihung des Mahnmals für die Widerstandskämpfer des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 im Innenhof des früheren Kriegsministeriums in West-Berlin.

    Die UdSSR liefert auf Kredit Lebensmittel und Rohstoffe im Wert von rund 231 Millionen Rubel an die DDR.

  • 24. - 26.07.

    15. Tagung des ZK der SED. Es wird beschlossen, an der Generallinie der Partei festzuhalten und Wilhelm Zaisser und Rudolf Herrnstadt (1903-1966) aus dem ZK auszuschließen. Walter Ulbricht wird zum Ersten Sekretär des ZK gewählt.

  • 27.07.

    Unterzeichnung des Waffenstillstandes in Korea zwischen den USA und Nordkorea.

AUGUST
  • 01.08.

    Einrichtung der "Industrie- und Handelskammer der DDR" in Ost-Berlin.

  • 04.08.

    Der 17. Juni wird durch Bundesgesetz zum "Tag der deutschen Einheit" bestimmt.

  • 20.08.

    Bekanntgabe der Zündung der ersten sowjetischen Wasserstoffbombe.

  • 25.08.

    Gründung des Technischen Hilfswerkes (THW) als Katastrophenschutzorganisation des Bundes.

SEPTEMBER
  • 06.09.

    Bei den zweiten deutschen Bundestagswahlen gewinnt die CDU/CSU die absolute Mehrheit an Mandaten.

    Eröffnung der Kunsthalle der "Neuen Darmstädter Sezession" auf der Mathildenhöhe in Darmstadt.

  • 08.09.

    Deutsche Erstaufführung des Dramas "Warten auf Godot" von Samuel Beckett (1906-1989) im West-Berliner Schlosspark-Theater.

  • 13.09.

    Nikita S. Chruschtschow wird zum Ersten Sekretär des Zentralkomitees der KPdSU gewählt.

  • 14.09.

    In den USA erscheint der zweite sogenannte Kinsey Report, der eine empirische Untersuchung über "Das sexuelle Verhalten der Frau" enthält.

  • 23.09.

    Eröffnung des neuen Bochumer Schauspielhauses.

OKTOBER
  • 06.10.

    Der Bildhauer und Graphiker Fritz Cremer erhält den Nationalpreis für Kunst und Literatur der DDR.

  • 07.10.

    Einstimmige Wiederwahl Wilhelm Piecks zum Präsidenten der DDR.

  • 09. - 20.10.

    Wiederwahl Adenauers zum Bundeskanzler. Bildung seiner zweiten Regierung aus Christlich Demokratischer Union (CDU), Christlich Sozialer Union (CSU), Freier Demokratischer Partei (FDP), Deutscher Partei (DP), und Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten (GB/BHE).

  • 24. - 25.10.

    Das ZK der SED beruft eine "Zentrale Konferenz werktätiger Frauen" in Ost-Berlin ein. Die SED versucht, verstärkt Frauen für den Arbeitswettbewerb zu mobilisieren.

NOVEMBER
  • 12.11.

    Eröffnung einer Ausstellung mit Werken des Künstlers Karl Hofer (1878-1955) in West-Berlin.

  • 17.11.

    In Güstrow wird die Ernst Barlach-Gedenkstätte eröffnet.

  • 19.11.

    Offizielle Einweihung des Bundesrechnungshofes in Frankfurt/Main.

  • 25.11.

    Aufhebung des Interzonenpasszwanges durch die DDR-Regierung. Damit ist der Personalausweis ausreichend für Reisen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR.

DEZEMBER
  • 01.12.

    Erstausgabe der Zeitschrift "Playboy" in den USA. Das Magazin, das "Unterhaltung für Männer" verspricht. Erstes Covergirl ist Marilyn Monroe (1926-1962).

  • 05.12.

    Deutschlandpremiere des Films "Das Gewand" von Henry Koster (1905-1988) mit Richard Burton (1925-1984) in der Hauptrolle. Der Film um die Kreuzigung Jesu ist der erste abendfüllende Cinemascope-Farbfilm.

  • 10.12.

    Wiederbegründung der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, die aus Mitteln des Auswärtigen Amtes Stipendien an hochqualifizierte ausländische Wissenschaftler für Studienaufenthalte in der Bundesrepublik vergibt. Verleihung der Nobelpreise in Stockholm und Oslo: Hermann Staudinger (1881-1965) erhält für die Erfindung der Makromoleküle, die Voraussetzung für die Herstellung von Kunstfasern und Kunststoffen sind, den Nobelpreis für Chemie, Winston S. Churchill erhält den Literatur- und George C. Marshall den Friedensnobelpreis.

  • 18.12.

    Das Bundesverfassungsgericht erklärt die im Grundgesetz vorgesehene Gleichberechtigung von Mann und Frau für rechtens. Für das Ehe- und Scheidungsrecht werden entsprechende Reformen gefordert.

  • 24.12.

    Die Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 tritt auch für die Bundesrepublik in Kraft.

  • 27.12.

    Ruth Leuwerik (1924-2016) und O.W. Fischer (1915-2004) werden als beliebteste Schauspieler des bundesdeutschen Films in Hamburg mit dem "Bambi" ausgezeichnet.

(iz/reh) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.09.2014
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard/Haunhorst, Regina: Jahreschronik 1953, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/jahreschronik/1953.html
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