Jahreschronik 1957

JANUAR
  • 01.01.

    Das Saarland wird zehntes Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Erster Ministerpräsident wird Hubert Ney (1892-1984).

  • 02.01.

    In zwölf Großbetrieben der DDR wird die 45-Stunden-Woche eingeführt.

  • 10.01.

    Harold Macmillan wird als Nachfolger von Anthony Eden britischer Premierminister.

  • 17.01.

    Das Gesetz über die "Örtlichen Organe der Staatsmacht" führt den "Demokratischen Zentralismus" in der DDR ein.

  • 21.01.

    Der Bundestag verabschiedet das Gesetz über die Rentenreform und führt damit die Dynamische Rente ein.

FEBRUAR
  • 01.02.

    Erstmalig wird in Deutschland der "Magister artium" als akademischer Titel von der Freien Universität Berlin verliehen.

  • 06.02.

    Die Nachfolgefirmen der IG Farben verpflichten sich zu Entschädigungszahlungen an ehemalige jüdische KZ-Häftlinge.

  • 27.02.

    Erste Aufführung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill im Deutschen Fernsehen.

MÄRZ
  • 01.03.

    In mehreren Betrieben der Bundesrepublik Deutschland wird die 45-Stunden-Woche eingeführt.

  • 08.03.

    Der bereits 1951 in der DDR uraufgeführte Film "Der Untertan" des Regisseurs Wolfgang Staudte nach dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann wird nun erstmals in der Bundesrepublik gezeigt, allerdings wegen vermeintlicher DDR-Propaganda mit erheblichen Schnitten.

  • 12.03.

    Abschluss des Abkommens über die zeitweilige Stationierung sowjetischer Streitkräfte auf dem Territorium der DDR.

  • 15.03.

    Die USA teilen mit, dass ihre Streitkräfte in der Bundesrepublik über Atomwaffen verfügen.

  • 23.03.

    Das Bundesarbeitsgericht in Kassel stellt fest, dass das Gleichberechtigungsgesetz auch beim Abschluss von Tarifverträgen gilt. Dementsprechend sind tarifliche Bestimmungen, die für Frauen bei gleicher Tätigkeit einen geringeren Lohn vorsehen als für Männer, nichtig.

  • 25.03.

    Vertreter der Benelux-Staaten, Frankreichs, Italiens und der Bundesrepublik Deutschland unterzeichnen die sogenannten Römischen Verträge über die Schaffung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM). Öffentliche Proteste gegen den geplanten Abriss der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in West-Berlin.

APRIL
  • 01.04.

    Die ersten rund 10.000 Wehrpflichtigen rücken in die Bundeswehrkasernen ein. General Hans Speidel wird zum Oberbefehlshaber der NATO-Landstreitkräfte in Mitteleuropa ernannt.

  • 04.04.

    Bundeskanzler Adenauer tritt in einer Pressekonferenz für die atomare Aufrüstung der Bundeswehr ein. In Oberhausen werden die ersten Massenimpfungen gegen Kinderlähmung durchgeführt.

  • 12.04.

    Im "Göttinger Manifest" fordern 18 führende deutsche Atomwissenschaftler die Bundesregierung zum Verzicht auf die atomare Bewaffnung der Bundeswehr auf.

  • 12.04. - 31.05.

    Ausstellung zum Werk von Otto Dix in der Deutschen Akademie der Künste, Ost-Berlin.

  • 23.04.

    Rund 150 Rundfunkanstalten übertragen weltweit eine Ansprache des Nobelpreisträgers Albert Schweitzer (1875-1965), der vor den Gefahren durch Atomstrahlen warnt und zur Einstellung der Atomwaffen-Versuche aufruft.

  • 27. - 28.04.

    Gründung des "Deutschen Turn- und Sportbundes" (DTSB) in Ost-Berlin.

MAI
  • 03.05.

    Der Bundestag verabschiedet ein Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Darin wird die Zugewinngemeinschaft als gesetzlicher Güterstand in der Ehe eingeführt. Außerdem wird entschieden, dass Männer weiterhin bei Uneinigkeit in Bezug auf die Kindererziehung einen "Stichentscheid" haben.

  • 06.05.

    Neugründung des Deutschen Museumsbundes in Essen.

  • 07.05.

    Auf der Büromaschinenfachausstellung in Hannover wird die erste transportable elektrische Schreibmaschine vorgestellt.

  • 11.05.

    Das Bundesarbeitsgericht erklärt die sogenannte "Zölibatsklausel" für ungültig, nach der ein Arbeitsverhältnis im öffentlichen Dienst mit der Eheschließung einer Arbeitnehmerin endet, sofern das Familieneinkommen für ihre wirtschaftliche Versorgung ausreicht.

  • 18. - 19.05.

    Auflösung der "Gesamtdeutschen Volkspartei" (GVP), ihre Mitglieder, darunter Gustav Heinemann und Helene Wessel, schließen sich überwiegend der SPD an.

  • 21.05.

    Das Bundesverfassungsgericht stellt fest, dass West-Berlin ein Land der Bundesrepublik ist und demnach dort auch das Grundgesetz gilt.

JUNI
  • 06.06.

    Uraufführung der Oper "Moses und Aaron" von Arnold Schönberg in Zürich.

  • 18.06.

    Verkündung des Gesetzes über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts in der Bundesrepublik.

  • 23.06.

    Borussia Dortmund wird nach einem Sieg über den Hamburger Sport-Verein Deutscher Fußballmeister.

  • 26.06.

    Der Schriftsteller Alfred Döblin stirbt in Emmendingen.

JULI
  • 01.07.

    Die ersten drei Divisionen der Bundeswehr werden der NATO unterstellt.

  • 04.07.

    Der Bundestag verabschiedet das Kartellgesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen. Der Aufbau des Bundeskartellamtes zur Sicherung des freien Wettbewerbes stellt eine der Grundlagen der freien Marktwirtschaft dar.

  • 06.07.

    In West-Berlin wird die Internationale Bauausstellung (Interbau) eröffnet.

  • 25.07.

    Errichtung der "Stiftung Preußischer Kulturbesitz" als öffentlich-rechtliche Einrichtung des Bundes zur Pflege und Verwaltung der in der Bundesrepublik befindlichen Kulturgüter des ehemaligen preußischen Staates. Der Kölner Buchhändler Gerhard Ludwig eröffnet den ersten Taschenbuchladen in der Bundesrepublik Deutschland.

  • 27.07.

    Die Regierung der DDR schlägt die Bildung eines Staatenbundes/Konföderation zwischen der DDR und der Bundesrepublik vor.

  • 29.07.

    Die drei Westmächte und die Bundesrepublik veröffentlichen die "Berlin-Erklärung" zur deutschen Einheit. Darin wird die Forderung nach Viermächte-Verhandlungen und Abschluss eines Friedensvertrages mit einer freigewählten gesamtdeutschen Regierung gestellt.

AUGUST
  • 01.08.

    Aufgrund des Bundesbankgesetzes vom 26.7. wird die Deutsche Bundesbank als zentrale Notenbank der Bundesrepublik und West-Berlins gegründet.

  • 24.08.

    Konstituierung des "Forschungsrates" als zentrales Organ des Ministerrates der DDR für naturwissenschaftlich-technische Forschung.

SEPTEMBER
  • 01.09.

    In der Bundesrepublik wird die Geschwindigkeitsbegrenzung in geschlossenen Ortschaften eingeführt.

  • 07.09.

    Das Deutsche Fernsehen zeigt mit seiner eigenen Filmproduktion "Der Richter und sein Henker" nach einem Roman von Friedrich Dürrenmatt (1921-1990) den ersten abendfüllenden Spielfilm.

  • 15.09.

    Wahlen zum 3. Deutschen Bundestag. Die CDU/CSU erreicht mit 50,2 Prozent der gültigen Stimmen die absolute Mehrheit.

  • 16.09.

    Die ersten Einwegflaschen ersetzen die Mehrwegflaschen für Wein und Traubensäfte in der Bundesrepublik.

  • 21.09.

    Das deutsche Segelschulschiff "Pamir" sinkt südwestlich der Azoren. Nur sechs der 86 Besatzungsmitglieder können gerettet werden.

  • 26.09.

    In New York wird Leonard Bernsteins (1918-1990) Musical "West Side Story" als moderne Version des "Romeo und Julia"-Dramas von William Shakespeare (1564-1616) uraufgeführt.

OKTOBER
  • 03.10.

    Willy Brandt wird zum Regierenden Bürgermeister von West-Berlin gewählt.

  • 04.10.

    Die UdSSR starten den ersten künstlichen Erdsatelliten "Sputnik1" und eröffnen damit die Ära der Raumfahrt. Der technologische Erfolg der Sowjets löst in den USA den sogenannten Sputnik-Schock aus.

  • 06.10.

    John Heartfield erhält den Nationalpreis für Kunst und Literatur der DDR.

  • 07.10.

    Auf Beschluss der Volks- und der Länderkammer wird die Amtszeit von Wilhelm Pieck als Präsident der DDR um weitere vier Jahre verlängert.

  • 15.10.

    Die DDR und Jugoslawien nehmen gegenseitig diplomatische Beziehungen auf.

  • 19.10.

    Im Fall Jugoslawiens wird erstmals die Hallstein-Doktrin angewandt und die diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Jugoslawien abgebrochen.

  • 22.10.

    Konrad Adenauer wird erneut zum Bundeskanzler gewählt. Die Regierung besteht aus CDU, CSU und DP.

  • 23.10.

    Der Bundesgerichtshof erkennt die Züchtigungsbefugnis der Lehrer gegenüber Schülern grundsätzlich an, verweist aber zusätzlich darauf, dass diese nur in Ausnahmefällen angewendet werden sollte.

  • 27.10.

    Gründung des Bundes der Vertriebenen (BdV) in Deutschland.

  • 31.10.

    In Garching bei München geht als erstes bundesdeutsches Kernkraftwerk ein Forschungsreaktor in Betrieb.

NOVEMBER
  • 01.11.

    Die 24-jährige Prostituierte Rosemarie Nitribitt (1933-1957), die offensichtlich Kontakte zu hohen Persönlichkeiten aus Industrie, Politik und Wirtschaft hatte, wird erwürgt in ihrer Wohnung in Frankfurt/Main aufgefunden. Ihr Leben und der nicht aufgeklärte Mord entwickeln sich zur meistdiskutierten Affäre der Nachkriegszeit und werden 1958 verfilmt.

  • 10.11.

    In West-Berlin wird mit dem Aufbau eines jüdischen Gemeindezentrums begonnen.

DEZEMBER
  • 01.12.

    Der Westdeutsche und der Norddeutsche Rundfunk strahlen erstmals ein regionales Fernsehprogramm aus.

  • 10.12.

    Verleihung der Nobelpreise: Albert Camus erhält den Literaturnobelpreis. Der Friedensnobelpreis geht an den kanadischen Außenminister Lester Bowles Pearson (1897-1972), der sich besonders für die Lösung der Suezkrise eingesetzt hat.

  • 16.12.

    Der erste Atomreaktor der DDR wird in Rossendorf bei Dresden in Betrieb genommen.

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.09.2014
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Jahreschronik 1957, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/jahreschronik/1957.html
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