Übern Zaun - Gärten und Menschen
Neue Wechselausstellung ab 19.03.2025
Das historische Eingangstor des Greifswalder Kleingärtnervereins „Fortschritt“, der „Maschendrahtzaun“, der Entertainer Stefan Raab 1999 zu einem Hit inspirierte, oder ein Design-Sportschuh, der Pflanzensamen verteilen kann: Vom 19. März 2025 bis zum 31. Januar 2027 erzählt das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig in seiner neuen Wechselausstellung von „Gärten und Menschen“.
Rund 400 Objekte, anschauliche Inszenierungen und interaktive Medienstationen zeigen Gärten als Spiegel der Gesellschaft. Die Ausstellung beleuchtet historische, politische sowie gesellschaftliche Rahmenbedingungen und spannt den Bogen vom Kriegsende 1945 bis ins Heute. Sie fragt nach den sozialen Funktionen von Kleingärten, Hausgärten und Gemeinschaftsgärten in Deutschland. Zeitzeuginnen und Zeitzeugen berichten vom Kleingarten-Glück in der DDR, beschreiben den Nutzen eines Wochenendgrundstücks oder schildern das Leben in einer Landkommune in der Bundesrepublik der 1970er Jahre.
Heute sind Gemeinschaftsgärten wie auch „Urban Gardening“ und „Guerilla Gardening“-Aktionen Beispiele für neue Formen des Gärtnerns, die unsere Städte verändern sollen. Der Klimawandel zwingt zum Umdenken – im privaten Garten ebenso wie bei der Gestaltung unserer Städte. Dachgärten und begrünte Fassaden sollen sie zu Wasser speichernden „Schwammstädten" machen.
Mitmachen ist erwünscht: Die Besucherinnen und Besucher können an verschiedenen analogen wie digitalen Feedbackstationen abstimmen, beispielsweise zu Geschlechterklischees im Garten: Ist Rasenmähen (immer noch) ein Männerjob und Unkrautzupfen wirklich Frauenarbeit? Zudem ist es möglich, selbst Teil der Ausstellung zu werden, ein Bild zum Thema „Mein Glück im Grünen“ an einer Medienstation hochzuladen oder an einer imaginären Pflanze Blätter mit eigenen Notizen wachsen zu lassen.
Das Museum präsentiert zudem die Preisträgerinnen und Preisträger der Mitmach-Aktion „Gärtnern mit Zukunft“. Gemeinsam mit dem Ökolöwen – Umweltbund Leipzig e. V. und der Redaktion von „MDR Garten“ hatte das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig private Gärtnerinnen und Gärtner nach kreativen Lösungen und praktischen Ideen zu Klimawandel, Energieknappheit und schwindender Biodiversität gefragt.
Eine Fachjury wählte die sechs innovativsten Ideen aus. Besucherinnen und Besucher können sie an einer Medienstation abrufen und sich inspirieren lassen. Alle Beiträge, darunter eine Klimaoase in einem Leipziger Hinterhof und ein Naturgartenweg mit tierischen Bewohnern aus Fürstenwalde, zeigen die Umsetzung Schritt für Schritt.
Am Ende der Ausstellung bietet der gemütliche „Ideengarten“ Platz, um auszuruhen, zu spielen oder sich analog wie online weiter zu informieren.
Auf einen Blick:
Ausstellungsdauer: 19.03.2025–31.01.2027
Öffnungszeiten: Di–So sowie Feiertage 10–18 Uhr
Eintritt frei
Drei Fragen an Projektleiterin Anne Meinzenbach und Projektleiter Dr. Daniel Kosthorst:
Was ist Ihr Lieblingsobjekt und warum?
Das sind die auf einem Wandbrett versammelten Saatgutverpackungen aus aller Welt, die Aktive eines Gemeinschaftsgartens in Bochum als Zeichen ihrer unterschiedlichen Herkunft zusammengetragen haben. Hier wird beim gemeinsamen Gärtnern ganz selbstverständlich Integration verwirklicht.
Was war die spannendste Episode beim „Ausstellung machen“?
Im Zentrum des privaten Hausgartens steht die Terrasse. Um dies zu veranschaulichen, wollten wir ein „dreidimensionales Gemälde“ aus bunten Gartenmöbeln der 1960er Jahre hochkant an der Wand präsentieren. Die spannende Frage war, ob wir auch den gedeckten Kaffeetisch in die Vertikale bringen können. Es ist auf spektakuläre Weise gelungen!
Was ist das größte, was das kleinste Objekt und was war wirklich kompliziert, zu bekommen?
1. Das größte Objekt ist ein Rasentraktor der Firma John Deere aus den 1980er Jahren. Er war damals der Traum vieler Hausgartenbesitzer in Westdeutschland.
2. Das kleinste Objekt ist eine „Rache-Seedbomb“ in der Größe einer Trüffelpraline. Mit ihr lassen sich Unkraut-Samen beispielsweise im Garten eines missliebigen Nachbarn verteilen. Ursprünglich sind die „Samenbomben“ des „Guerilla Gardening“ dafür gedacht, städtische Brachflächen illegal mit Blühpflanzen zu verschönern.
3. Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser war ein Pionier der Stadtbegrünung. Seine Architekturmodelle sind in aller Welt zu sehen und nur mit hohen Kosten auszuleihen. Hier hat uns dankenswerterweise die Kreisverwaltung Wittenberg mit dem Modell des Luther-Melanchthon-Gymnasiums geholfen. Das Gebäude aus der Zeit der DDR hatte Hundertwasser in den 1990er Jahren umgestaltet. Um das fragile Objekt fachgerecht ins Zeitgeschichtliche Forum zu bekommen, wurde eigens eine passgenaue Transportkiste gebaut.
Über das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig:
Das Museum zur deutschen Zeitgeschichte seit 1945 ist Teil der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, zu der neben dem Haus der Geschichte in Bonn und dem Museum in der Kulturbrauerei in Berlin auch der Tränenpalast in Berlin gehört. Das Zeitgeschichtliche Forum wurde am 9. Oktober 1999 in der Leipziger Innenstadt eröffnet. Neben der Dauerausstellung bietet es wechselnde Ausstellungen zu unterschiedlichen Themen – immer mit zeitgeschichtlichem Fokus. Ein vielfältiges Veranstaltungs- und Bildungsangebot macht das Haus zum „Forum“.
Eine Veröffentlichung der Fotos ist nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung über die Ausstellung und unter Angabe des Copyright-Hinweises zulässig. Für höher aufgelöste Vorlagen wenden Sie sich bitte an den oben genannten Ansprechpartner.

Fahne des VKSK, des "Verbands der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter". Er gehört zu den Massenorganisationen der DDR. 1988 zählt er rund 1,5 Millionen Mitglieder.
Foto: Stefan Hoyer / punctum
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Jonte Mai, ein junger Hobbyimker aus Bremen, startet 2019 mit nur 11 Jahren sein Projekt “Naturschtz2Go”. Er nutzt einen alten Kaugummiautomaten um für die Ausgabe von Samen für bienenfreundliche Blühpflanzen.
Foto: Stefan Hoyer / punctum
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Im Ideengarten können die Besuchenden selbst Teil der Ausstellung werden und ein Bild von ihrem persönlichen “Glück im Grünen” hochladen.
Foto: Stefan Hoyer / punctum
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