Ausstellungsplakat Bilder zur Friedlichen Revolution
Vergangene Ausstellung
24.09.2009 bis 15.11.2009

BILDER ZUR FRIEDLICHEN REVOLUTION

Unser Bild von den Ereignissen des gesellschaftlichen Umbruchs der Jahre 1989/90 in der DDR wird heute vor allem von Fotografien bestimmt. Maler, Grafiker und Bildhauer haben sich dagegen eher selten mit der friedlichen Revolution auseinander gesetzt. Diese Ausstellung zeigt mit einer Auswahl von über 50 Werken erstmals eine Übersicht bild-künstlerischer Arbeiten zum Herbst 1989 und seiner Vorgeschichte.


Viele Künstler der DDR nahmen in den 1970 und 1980er Jahren in ihren Werken kritisch Stellung zum Zustand des Landes: Umweltzerstörung, Entfremdung und Probleme in den zwischenmenschlichen Beziehungen wurden von ihnen zunehmend thematisiert und stießen auf große Resonanz beim Publikum. Es gab aber auch eine Reihe von Tabu-Themen wie die Mauer, das Spitzelwesen der Staatssicherheit oder die Ausreiseproblematik, die nur wenige Künstler zu gestalten wagten. In öffentlichen Galerien gezeigt werden konnten diese Arbeiten kaum. Lediglich in kirchlichen Räumen und privaten Ateliers fanden sie ihr Publikum. Mit solchen, bisher kaum gezeigten Kunstwerken zu den Ursachen und der politischen Vorgeschichte der friedlichen Revolution von Manfred Butzmann, Frank Heine, Martin Hoffmann, Ulrich Pannicke, Rainer Stoltz u. a. beginnt die Ausstellung.

"Dieses kleine Land, in dem noch Träume wohnen" heißt eine mehrfarbige Zeichnung von Wasja Götze aus dem Jahr 1980, in der ein einsamer Hammer gegen die Mauer schlägt. Mit Gorbatschows Politik von Glasnost und Perestroika wuchs wenige Jahre später auch in der DDR die Hoffnung auf politische Reformen. Sie fand auch Eingang in die Werke bildender Künstler wie Wolfgang Petrovsky, Uwe Pfeifer, Jürgen Schieferdecker oder Baldwin Zettl. Als jedoch deutlich wurde, dass das altersstarrsinnige Politbüro der SED  auch „gen Osten mauert“ – wie Wolfgang Janisch in einer satirischen Fotocollage verdeutlicht – wuchsen Resignation aber auch die Wut im Land. Immer mehr Menschen lehnten sich entschlossen gegen die Ignoranz und den Reformunwillen der SED-Führung auf.

Leipzig wurde zu einem zentralen Ort des Protests. In und rund um die Nikolaikirche versammelten sich im September 1989 immer mehr Demonstranten, um aus der lähmenden Isolation jener bleiernen Zeit, wie sie Manfred Löffler und Waltraud Leschke in beklemmenden Arbeiten noch einmal vergegenwärtigen, auszubrechen.

In Anlehnung an mythische Metaphern schuf Wolfgang Mattheuer im Frühjahr 1989 seinen großformatigen Holzschnitt "Ikarus erhebt sich": Trotz persönlicher Gefährdung von Leib und Leben wollten viele Menschen nicht mehr duldsam in der Unmündigkeit verharren. Sie trugen in wachsender Zahl ihren Protest auf die Straße. Mit friedlichen Mitteln zwangen sie Erich Honecker und sein Politbüro abzutreten und brachten schließlich die Mauer zu Fall. Nahezu prophetisch nahm der Plastiker Wolfgang Scheib dieses Ereignis von weltpolitischer Tragweite in seiner großformatigen Holzplastik „Der Sturz“ bereits zu Beginn des Jahres voraus.

Den Mut der Tausenden Demonstranten, die sich unter der Losung "Wir sind das Volk!" in vielen anderen Orten der DDR zusammenfanden, würdigen Edgar Lange, Rolf Rehme, Walter Eisler und Rainer G. Schumacher in eindrucksvollen Bildern. Auch sie sind zum Teil zum ersten Mal am Ausgangspunkt der Massendemonstrationen – in Leipzig – zu sehen. Durch ihr entschiedenes Handeln vollendeten die Demonstranten im Herbst 1989 in der DDR die erste erfolgreiche und friedliche Revolution in der deutschen Geschichte. Neue politische Realitäten wurden geschaffen, die zu bewältigen – das verdeutlichen weitere Arbeiten von Thomas Jung,  Steffen Fischer u. a. – sie erneut vor große Herausforderungen stellen.

Die Ausstellung vereint Arbeiten namhafter und weniger bekannter Maler, Grafiker und Plastiker; Berufskünstler sowie Autodidakten, die aufgrund ihrer politischen Haltung in der DDR nicht oder nur unter großen Schwierigkeiten die künstlerische Laufbahn einschlagen konnten.
Ihnen allen gemein war und ist das Bemühen mit ihren Mitteln den Zustand der Gesellschaft nicht nur zu beschreiben, sondern auch zu verändern.