Vergangene Ausstellung
22.05.2008 bis 08.06.2008

"Honecker-Koffer" im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig

Museum zeigt persönliche Fotos und Dokumente aus dem Besitz des obersten Machthabers im SED-Staat

"Stimmt nicht!", vermerkte Erich Honecker auf dem Exemplar seines Haftbefehls vom 2. Dezember 1991. Der entmachtete Partei- und Staatschef wurde angeklagt, 1961 den "Schusswaffeneinsatz gegen Grenzverletzer" angeordnet zu haben. Das Schriftstück ist eines von vielen Unterlagen aus dem privaten und öffentlichen Leben des Ehepaars Erich und Margot Honecker. Verpackt in zwei Koffer blieben Fotos, Briefe und Dokumente im März 1991 während der Flucht nach Moskau in Berlin zurück. Sie gewähren Einblick in das Leben und Denken des ehemals mächtigsten Mannes der DDR und seiner Frau. Das Magazin FOCUS, in dessen Hände das Material gelangte, übergab die Objekte 2008 der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Eine Auswahl ist vom 22. Mai bis 8. Juni 2008 im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Besonders aufschlussreich sind 20 Briefe aus dem Jahr 1991. Sie zeugen von den Bemühungen der Honeckers, mit der politischen und persönlichen Krise umzugehen. Die Genossen, von denen sie sich verraten fühlen, beschimpft Margot Honecker: "Der Krenz hat ja nun wirklich nicht alle Tassen im Schrank, sich vor einem bürgerlichen Gericht auszukotzen . . . und sich zu brüsten als 'Vordenker der Wende'."

Im Juli 1991 gibt sich das einst so mächtige Ehepaar noch optimistisch: "Ein bisschen wollen wir doch noch abhaben von diesem verdammt schönen Leben, oder?", schreibt Frau Honecker an ihre Schwägerin. Ihr Mann erklärt wenige Monate später trotzig: "Schließlich ist doch die DDR nicht wegen 'unserer Fehler' untergegangen."

Das politische Leben der Honeckers dokumentieren Fotografien vom Aufstieg in der Partei und Urkunden aus ihrer politischen Karriere. So finden sich in den Koffern Zeugniskopien aus Erich Honeckers Zeit auf der Lenin-Schule 1930/31 in Moskau und die originale Berufungsurkunde für Margot Honecker zur Ministerin für Volksbildung 1963.


Das Privatleben der SED-Machthaber war in der DDR für die Öffentlichkeit tabu. Jetzt zeigen private Fotos das geradezu bürgerliche Familienleben des Partei- und Staatschefs. Auch ein Fotoalbum von Honeckers geliebtem Jagdhund ist darunter.