Ausstellungsplakat Melodien für Millionen Das Jahrhundert des Schlagers
Vergangene Ausstellung
09.05.2008 bis 05.10.2008

"Melodien für Millionen"

Das Jahrhundert des Schlagers

Geliebt oder gehasst – gleichgültig lässt der Schlager fast niemanden: Millionen von Fans verehren ihre Schlager-Stars, kaufen deren Schallplatten und CDs. Im Schlager spiegelt sich der Wandel von Gesellschaft und Mentalität wider, er reagiert auf politische und gesellschaftliche Strömungen. Als kommerzielles Massenprodukt ist er eng mit der modernen Industriegesellschaft und ihren technologischen Neuerungen verbunden.
Die Ausstellung präsentiert über 1.500 Exponate, darunter der gläserne Flügel von Udo Jürgens, Caterina Valentes Gitarre, Bühnenkostüme u.a. von Zarah Leander, Plattencover, Fotos und Plakate. Eine Schallplattenpresse und Auszeichnungen wie der „Grand-Prix der Volksmusik” dokumentieren auch den wirtschaftlichen Aspekt dieser Musik.


Die Ausstellung führt den Besucher chronologisch durch die Geschichte des deutschen Schlagers – vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Acht Bühnen stehen für verschiedene Zeitabschnitte und erzeugen die Atmosphäre einer Showproduktion. Der Bühneninnenraum thematisiert die musikalische und emotionale Seite des Schlagers und präsentiert wichtige Stars und Themen. An Plattentischen kann der Besucher zeittypische Schlagermusik anhören und dabei unter insgesamt mehr als tausend Titeln auswählen. Die Außenseiten der Bühnen beleuchten wichtige politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Aspekte sowie die jeweiligen technischen Besonderheiten der Zeitabschnitte.

Nach den Anfängen des Schlagers gegen Ende des 19. Jahrhunderts behandelt ein erster Teil der Ausstellung die Zeit der Weimarer Republik, in der die Schlagermusik ihren ersten Höhepunkt erlebt und sich durch die Medien Schallplatte, Rundfunk und Film weit verbreitet. Die nationalsozialistische Propaganda versucht, den Schlager systemstabilisierend und -verherrlichend einzusetzen.

Trotz des Versuchs des SED-Regimes, den Einfluss westlicher Schlagermusik zurückzudrängen, bleiben in der DDR viele Schlager unpolitisch und weisen eine große thematische Nähe zum Schlager der Bundesrepublik auf. In der Nachkriegszeit wollen Schlager vom Kampf ums Überleben abzulenken, einzelne Texte äußern verhalten Kritik an den wirtschaftlichen Verhältnissen. Fernsehen, Kino und Musikboxen verdrängen in den 1960er Jahren die Schlagermusik zunehmend in den privaten Raum. In der „Hitparaden”-Zeit der 1970er Jahre prägen Dieter Thomas Heck und die „ZDF-Hitparade” das Image des Schlagers, während sich die Schlagermusik in den 1980er Jahren in einer Krise befindet und sich neu orientieren muss.

Seit den 1990er Jahren stehen Künstler wie Guildo Horn für ein Revival des Schlagers, Volksmusiksendungen erreichen in Rundfunk und Fernsehen ein Millionenpublikum.

Zum Kooperationspartner "Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv"