Ausstellungsplakat Flucht, Asyl, Protest? Wir müssen reden! Ein Foto- und Textprojekt von Bettina Flitner
Vergangene Ausstellung
09.02.2016 bis 01.05.2016

Flucht, Asyl, Protest? Wir müssen reden!

Ein Foto- und Textprojekt von Bettina Flitner

"Was meinen Sie - schaffen wir das mit den Flüchtlingen?" - mit dieser Frage konfrontierte die Fotografin Bettina Flitner im Auftrag des Zeitgeschichtlichen Forums Passanten und prominente Leipziger. Mehr als 100 Personen antworteten während der mehrtägigen Aktionen im Oktober und November 2015 überraschend ehrlich und ließen sich mit ihrer Antwort porträtieren. Nach wie vor beherrscht das Thema "Flüchtlingskrise" den politischen und gesellschaftlichen Alltag in Deutschland. Hat sich die Stimmungslage nach den Terroranschlägen in Paris und Istanbul sowie den Übergriffen in Köln in der Neujahrsnacht geändert?


Unter den Porträtierten sind Menschen zu finden, die unmittelbar oder mittelbar mit Flüchtlingen zu tun haben, wie etwa Leipzigs Polizeisprecher Andreas Loepki oder ein Sanitäter der Johanniter. Es sind ältere Personen darunter, die sich an ihre eigene Flucht nach dem 2. Weltkrieg erinnern. Es gibt junge Leute, deren Wurzeln in Ägypten, Burundi oder Kasachstan liegen. Ihre Meinung äußerten auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, die Pfarrerin der Thomaskirche Britta Taddiken sowie "Prinzen"-Sänger Sebastian Krumbiegel.

Zwischen Zuversicht und Zukunftsangst - die Bandbreite der Antworten spiegelt die aktuelle Gefühlslage wider und verweist zugleich auch auf die gegenwärtige Ausstellung "Immer bunter! Einwanderungsland Deutschland", die noch bis 17. April 2016 die Zuwanderung seit 1945 beleuchtet.

Bettina Flitner (Jg. 1961) wurde für ihre provokanten Installationen im öffentlichen Raum bekannt. Flitner, die zunächst an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin studierte, arbeitet seit 1990 vorwiegend  als Fotografin. Ihre künstlerischen Arbeiten haben oft einen seriellen Charakter, kombinieren Bild und Text miteinander. Aufsehen erregte z. B. ihre Fotoserie über den Mauerfall 1989 unter dem Titel "Reportage aus dem Niemandsland", zu der sie Menschen aus Ost und West nach ihren Empfindungen befragte. Für ihr Fotoessay "Ich bin stolz, ein Rechter zu sein" (2002) erhielt sie den "Preis für politische Fotografie" aufgrund ihrer vorbehaltlosen Annäherung an das Thema.

Am 10. und 11. Februar ist die Fotografin wieder mit ihrem mobilen Atelier vor Ort und setzt die Kunstaktion fort. Die Resultate werden umgehend in die laufende Präsentation integriert. Bettina Flitner ist sich sicher: "Das Thema wird uns noch lange beschäftigen." Darum: Wir müssen reden!