"Kanzler-Handy im US-Visier?", "Wir haben abgetrieben!": Auch Schlagzeilen machen Geschichte. Mit Berichten und Kommentaren bestimmen Presse und Rundfunk mit, wie die Bürger Politik und Gesellschaft wahrnehmen. Angesichts dieser Bedeutung gelten Medien neben Parlament, Regierung und Justiz auch als "vierte Gewalt".
Die Ausstellung beleuchtet mit mehr als 900 Objekten die Rolle der Medien in Deutschland seit 1945. Sie stellt die Entfaltung einer freien Medienlandschaft in der Bundesrepublik der Lenkung von Presse und Rundfunk in der SED-Diktatur gegenüber. Und sie zeichnet die Entwicklung bis zu den aktuellen Herausforderungen der digitalen Revolution nach.
Demokratie und Diktatur
Seit 1949 garantiert in der Bundesrepublik Deutschland das Grundgesetz die Pressefreiheit. Doch ihre Ausübung durch die Medien ist nicht immer konfliktfrei. Eine wichtige Bewährungsprobe ist 1962 die "Spiegel-Affäre". Für die Härte dieses Streits steht in der Ausstellung eine Zellentür aus dem Trakt des Hamburger Untersuchungsgefängnisses, in dem "Spiegel"-Herausgeber Rudolf Augstein einsaß. In der DDR dagegen sind Presse und Rundfunk von Anfang an Herrschaftsinstrument der SED. Sie bestimmt die Berichterstattung und kontrolliert Ausbildung und Karrieren der Journalisten: "Unsere Presse - die schärfste Waffe der Partei", formulieren die kommunistischen Funktionäre schon 1950.
Medienmarkt
Hinter Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen stehen Unternehmen mit eigenen wirtschaftlichen und politischen Interessen. Dass sie dadurch auch selbst in die Kritik geraten können, zeigt die Ausstellung anhand der Proteste gegen den Verleger Axel Springer in den 1960er Jahren. Fotos, zeitgenössische Sprechchöre, Pflastersteine und die Ausrüstung eines Polizisten veranschaulichen die damaligen Auseinandersetzungen mit den studentischen Demonstranten in West-Berlin.
Meinungsmacht
Journalisten berichten über politische Ereignisse und decken Missstände auf. Doch kennzeichnen auch zahlreiche Medienkampagnen und -skandale die Geschichte der Bundesrepublik. Bis heute umstritten ist etwa die Rolle der Medien beim Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff 2012. Eine Zäsur markiert die Veröffentlichung seiner telefonischen Nachricht auf die Mailbox des "Bild"-Chefredakteurs Kai Diekmann. Sie ist in der Ausstellung erstmals im Originalton zu hören.
Wandel von Öffentlichkeiten
Wie sich unabhängiger Journalismus angesichts sinkender Auflagen und Werbeeinnahmen zukünftig finanzieren lässt, ist offen. Gleichzeitig beeinflussen die Bürger über soziale Netzwerke zunehmend selbst die öffentliche Meinungsbildung. Als Beispiel dient in der Ausstellung der Hashtag "aufschrei" bei Twitter (seit 2023 X) im Frühjahr 2013, der eine gesellschaftliche Debatte über Sexismus im Alltag anstieß.
Begleitbuch mit Beiträgen namhafter Experten und Zeitzeugen, darunterKai Diekmann, Ernst Elitz, Uwe-Karsten Heye und Frank Plasberg, erhältlich für 19,90 Euro im Museumsshop.