Veranstaltungen und Termine
Film Saal
Amour fou im Kalten Krieg – Frankreich und die DDR
Eintritt frei
Dokumentarfilm, D 2024, 44 Min, Regie: Nina Rothermundt
Filmvorführung und Gespräch
Mit den Protagonistinnen Ute Lindner und Gabrielle Robein, Regisseurin Nina Rothermundt und arte-Redakteur Michael Gries
In Kooperation mit arte
Eintritt frei
Die Existenz der DDR ist nach dem Zweiten Weltkrieg aus französischer Sicht vor allem eine Absicherung gegen ein großes, starkes und eventuell bedrohliches Deutschland. Doch die Beziehung der beiden Länder bleibt lange davon geprägt, dass Frankreich die DDR nicht als zweiten souveränen deutschen Staat anerkennt.
Ab 1959 entstehen ostdeutsch-französische Städtepartnerschaften, vor allem mit kommunistisch regierten Städten in Frankreich. Dabei wirbt die SED-Regierung für sich als das antifaschistische, friedliche Deutschland und versucht, eine diplomatische Anerkennung von unten zu erreichen. Jeden Sommer kommen außerdem französische Kinder, meist aus kommunistischen Arbeiterfamilien, in DDR-Ferienlager. Fahnenappelle, Sportwettkämpfe und kulinarische Unterschiede sind für viele französische Kinder ein Kulturschock.
In der DDR – einem Staat, der die Reisefreiheit massiv einschränkt – wird Frankreich für viele Menschen das Land der Sehnsüchte und Träume. Französische Chansons, Literatur und Filme treffen den Nerv der Menschen in der DDR. Mit Erich Honecker beginnt Anfang der 1970er Jahre eine kulturpolitische Liberalisierung. Berühmte französische Stars wie Gilbert Bécaud oder Mireille Mathieu feiern große Erfolge auf DDR-Bühnen und in Fernsehshows. Aber nur wenige Menschen aus der DDR haben das Glück, nach Frankreich reisen zu dürfen, meist dienstlich. Dort angekommen, lernen sie das berühmte „savoir vivre“ kennen, tauchen ein in das französische Lebensgefühl und merken, wie sich Freiheit wirklich anfühlt.
Ute Lindner studierte 1981 bis 1986 Modedesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und war nach dem Diplomabschluss Meisterschülerin bei Artur Winter, dem künstlerischen Leiter des Volkseigenen Handelsbetriebs Exquisit. Zwischen 1987 und 1988 wurde sie nach Paris delegiert und lernte als Designassistentin für Louis Féraud, Daniel Hechter, Per Spook sowie im Designatelier des Stoffherstellers Jenast die Luxusmodewelt kennen. 1993 machte sie sich mit einem eigenen Label selbständig und lebt heute bei Berlin.
Gabrielle Robein stammt aus Chaumont in der Champagne. Angeregt durch eine Freundin fuhr sie 1986 mit 10 Jahren das erste Mal in ein DDR-Ferienlager. Weitere Ferienlager folgten, die in ihr die Liebe zur deutschen Sprache weckten. Nach Abschluss Ihres Studiums in Ethnologie und Französisch als Fremdsprache kam sie im Jahr 2000 im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes nach Berlin. Seitdem lebt sie in Deutschland, arbeitete als Französischlehrerin und ist heute Lehrkraft an der Universität in Potsdam.
Nina Rothermundt studierte Germanistik, Journalistik und Hispanistik und arbeitet seit 2003 als freie Journalistin. Sie realisiert als Fernsehautorin und Regisseurin zahlreiche Dokumentationen für ZDF, ZDFinfo, Arte und 3sat. Ihr Schwerpunkt liegt auf zeitgeschichtlichen, gesellschaftspolitischen und kulturjournalistischen Themen.
Michael Gries studierte Biologie und ist langjähriger Wissenschaftsjournalist, Filmemacher, Fernsehredakteur und Formatentwickler von TV-Magazinen, Onlineprojekten und Dokumentationen. Für seine Arbeit bekam er zahlreiche Auszeichnungen. Seit September 2023 ist Michael Gries Subkoordinator Wissen bei ZDF / ARTE.