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Freiheit und Mut. Eine Bilanz nach 35 Jahren Deutscher Einheit
Eintritt frei


Freiheit und Mut. Eine Bilanz nach 35 Jahren Deutscher Einheit
Gespräch mit Prof. Dr. Irina Scherbakowa (Historikerin und Publizistin) und Dr. Burkhart Veigel (Mediziner, in den 1960er Jahren Fluchthelfer)
Moderation: Blanka Weber (Journalistin)
Freiheit zu erkämpfen und zu verteidigen, erfordert oft ungeheuren Mut – in der Zeit der deutschen Teilung ebenso wie auch heute in vielen Regionen der Welt. Wer sich für Freiheit einsetzt, bringt sich oft genug selbst in Gefahr. Nach 35 Jahren Deutscher Einheit zieht das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig eine deutsch-deutsche, aber auch eine internationale Bilanz zu Freiheit und Mut – und fragt nach dem Preis dafür.
Zu Gast sind die Historikerin und Menschenrechtlerin Prof. Dr. Irina Scherbakowa, die die russische Menschenrechtsorganisation Memorial mit aufbaute, und der Mediziner Dr. Burkhart Veigel, der in den 1960er Jahren zahlreichen Menschen zur Flucht aus der DDR verhalf.
Irina Scherbakowa lebt seit 2022 im Exil in Deutschland, wo sie weiter forscht und geschichtspolitisch aktiv ist. Sie ordnet die aktuelle weltpolitische Lage ein, setzt sich mit der heutigen Rolle der Opposition in Russland auseinander und untersucht die Aufarbeitung der Verbrechen der Stalinzeit in der späten Sowjetunion.
Der in Südthüringen geborene und in Stuttgart aufgewachsene Burkhart Veigel hatte in den 1960er Jahren als Student begonnen, Kommilitonen von Ost- nach Westberlin auszuschleusen. In einem Jahrzehnt sollte er insgesamt etwa 650 Menschen die Flucht aus der DDR in die Bundesrepublik ermöglichen, unter anderem mit einem umgebauten US-Cadillac.
Darüber, was Freiheit heute bedeutet und wie viel Mut es braucht(e), um sie zu verteidigen, diskutiert die Journalistin Blanka Weber mit den beiden Podiumsgästen.
Irina Scherbakowa ist Historikerin und Publizistin und war bis 1987 hauptsächlich als Germanistin und Übersetzerin deutscher Belletristik tätig. Ab 1999 leitete sie die Bildungsprogramme der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial und koordinierte die Oral History-Projekte der Gesellschaft. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, migrierte Scherbakowa nach Deutschland. Seit 2023 ist sie Vorstandvorsitzende der Nachfolgeorganisation Zukunft Memorial und Со-Vorsitzende des Dachverbands International Memorial Association. Sie hat zahlreiche Publikationen herausgegeben und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Goethe Medaille sowie dem Marion-Dönhoff-Preis.
Burkhart Veigel, geboren 1938, studierte Medizin an der Freien Universität Berlin. In dieser Zeit begann er, Menschen aus der DDR zur Flucht zu verhelfen. Mit einer Gruppe Gleichgesinnter grub er unter anderem Tunnel oder baute verschiedene Autos zu Fluchtfahrzeugen um. Nach Entführungsversuchen durch das Ministerium für Staatssicherheit verließ Veigel 1969 Westberlin. 1976 ließ er sich als Orthopäde, Sportmediziner und Manualtherapeut in Stuttgart nieder. 2007 zog er wieder nach Berlin, wo er über seine Zeit als Fluchthelfer forscht und schreibt.
Blanka Weber, geboren in Thüringen, ist seit 30 Jahren als freie Journalistin tätig. Sie arbeitete unter anderem für den Mitteldeutschen Rundfunk und den Deutschlandfunk, später auch für ZDF, ARD und Deutsche Welle. Berufsbegleitend studierte sie an der FU Berlin. Heute liegt ihr Fokus vor allem auf dem Hör-funk und auf der Moderation von Formaten zu gesellschaftspolitischen und kulturellen Themen.