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Vortrag und Gespräch Forum live
Zwischen Stigma und Spurensuche: Erinnerungen deutscher Besatzungskinder und -enkel
Eintritt frei


Zwischen Stigma und Spurensuche: Erinnerungen deutscher Besatzungskinder und -enkel
Vortrag und Gespräch
Mit Dr. Sophie Hubbe (Historikerin) und Stefanie Neumeister (Zeitzeugin)
Eintritt frei
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland Hunderttausende Kinder von alliierten Soldaten und einheimischen Frauen geboren – aus Liebesbeziehungen, kurzen Affären, „Versorgungspartnerschaften“ oder Vergewaltigungen. Diese Besatzungskinder wurden oft stigmatisiert: Unehelich geboren, als „Nachwuchs des Feindes“ betrachtet und meist ohne leiblichen Vater aufwachsend, erlebten sie familiäre Konflikte, Schuldzuweisungen und Ausgrenzung. Viele suchen bis heute nach ihren Vätern und familiären Wurzeln. Auch ihre Kinder, die Besatzungsenkelkinder, sind in diese Suche einbezogen. Wie werden Erinnerungen und Narrative in den Familien weitergegeben? Welche Bedeutung hat der „alliierte Großvater“ für die Familien im Heute?
Die Historikerin Sophie Hubbe, die zu diesem Thema geforscht hat, wirft bei der Veranstaltung im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig nicht nur einen Blick auf die individuellen Lebensgeschichten, sondern auch auf die Auswirkungen der Nachkriegserfahrungen auf die heutige Gesellschaft – insbesondere in Bezug auf Themen wie soziale Integration, Resilienz und transgenerationale Erinnerung. Ihr Vortrag und das anschließende Gespräch mit der Zeitzeugin Stefanie Neumeister, Enkelin eines in Stendal stationierten sowjetischen Soldaten, bieten einen Einblick in die komplexen Prozesse der Erinnerungskultur und der Weitergabe von Nachkriegserfahrungen über mehrere Generationen.
Die Veranstaltung lädt dazu ein, über dieses bisher wenig beachtete Kapitel deutscher Geschichte ins Gespräch zu kommen und über Fragen der Zugehörigkeit sowie Ausgrenzung nachzudenken.
Dr. Sophie Hubbe, geboren 1990 in Magdeburg, ist promovierte Historikerin und studierte in Magdeburg und Halle Geschichte und Germanistik. Ihre Forschung verbindet transgenerationale Erinnerungsstudien mit europäischer Kulturgeschichte. In ihrer Doktorarbeit hat sie sich mit dem Aufwachsen und Leben deutscher Besatzungskinder beschäftigt und diese auf der Suche nach ihren leiblichen Vätern begleitet. Heute lebt und arbeitet Sophie Hubbe in München.
Stefanie Neumeister, geboren 1979 in Burg, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Unternehmensrechnung und -besteuerung an der Universität Rostock und promoviert aktuell im Bereich Wirtschaftsprüfung. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre in Magdeburg und war langjährig bei einem internationalen Bankkonzern tätig – unter anderem in Paris und München.