Lili Marleen - "the biggest hit of World War II" - mehr als ein deutsches Soldatenlied über Abschied, Trennung und ungewisse Heimkehr. Auf beiden Seiten der Front wird Lili Marleen zum populärsten Lied des Zweiten Weltkrieges. Seine Wirkungsgeschichte reicht weit in die Nachkriegszeit hinein. Mit Lili Marleen als Ausstellung des Hauses der Geschichte wird ein dramatisches Stück Zeitgeschichte lebendig nacherzählt.
Im internationalen Musikgeschäft gilt Lili Marleen als eines der erfolgreichsten deutschen Lieder des 20. Jahrhunderts. Eng verbunden mit dem Namen von Lale Andersen übernehmen es auch zahllose ausländische Interpreten: Marlene Dietrich, Bing Crosby, Perry Como, Anne Shelton, Suzy Solidor und viele andere. Punkbands besingen Lili Marleen; ein kanadisches Regiment wählt Lili Marleen als offiziellen Parademarsch; sogar in japanischen Karaoke-Bars gehört es noch heute zum Repertoire - ein melancholisch-sentimentaler Welterfolg voller Widersprüche.
Lili Marleen handelt nicht nur von dem Mädchen, das der Soldat zurücklässt. Das Lied berührt menschliche Grundbefindlichkeiten und trifft die allgemeine Gefühlslage der Zeit: Trennung von geliebten Menschen, Sehnsucht nach zu Hause, Einsamkeit, Angst vor dem Sterben. Es gibt diesen Gefühlen Raum, hebt sie in wehmütiger Verklärung auf. Das Lied wird in zahllose Sprachen übersetzt. Immer neue Varianten, aber auch Parodien und propagandistische Umdichtungen entstehen. Sowjetische Flugblätter appellieren an deutsche Soldaten, zu ihrer Lili Marleen heimzukehren.
Der englische Rundfunk fordert dazu auf, Hitler an Lili Marleens Laterne aufzuhängen. Norbert Schultze, Komponist der volksliedhaft eingängigen Melodie, kommt dank Lili Marleen nach Kriegsende glimpflich davon, obwohl er im NS-Deutschland mit Liedern wie "Bomben auf Engelland", "Vorwärts nach Osten" oder "Panzer rollen in Afrika vor" Karriere gemacht hatte. Der Mythos Lili Marleen wird zum Gegenstand von Theater- und Kabarettaufführungen, von Dokumentar- und Spielfilmen. Aber auch in den Kriegen nach 1945, ob Korea, Algerien, Vietnam oder jüngst im Kosovo: Lili Marleen ist immer dabei.
Die Ausstellung des Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland thematisiert die Entstehung des Liedes, seine Verbreitung und Rezeption. Vom Mythos Lili Marleen zeugen Notenhefte, Schallplatten, Liedkarten, Soldatenbriefe, Film- und Veranstaltungsplakate sowie Kostüme aus der Kriegs- und Nachkriegszeit. Audiovisuelle Medien belegen die beeindruckende Wirkungsgeschichte und weltweite Verbreitung des Liedes. Exponate aus den Nachlässen bzw. dem persönlichen Besitz von Lale Andersen, Marlene Dietrich, Hans Leip und Norbert Schultze werden zum größten Teil zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Das Spektrum der Exponate schließt dabei auch Kuriositäten wie die Lili-Marleen-Rose oder das gleichnamige Buddelschiff ein. Die Objekte lassen Geschichte lebendig werden. Sie beleuchten den zeitgeschichtlichen Hintergrund und spüren den Wirkungsmechanismen des Welterfolgs nach.