Vergangene Ausstellung
15.06.2000 bis 30.07.2000

Rückkehr in die Fremde?

Remigranten und Rundfunk in Deutschland 1945-1955

Gastausstellung des Deutschen Rundfunkarchivs

Die Rückkehr der Rundfunkmitarbeiter, die Deutschland während der nationalsozialistischen Zeit verlassen mussten, steht im Mittelpunkt der Ausstellung "Rückkehr in die Fremde? Remigranten und Rundfunk in Deutschland 1945 - 1955". Die Gastausstellung des Arbeitskreises selbständiger Kultur-Institute e.V. (AsKI) präsentiert erstmals akustische, bildliche und textliche Dokumente zu einem Thema, das in der Nachkriegsgeschichte äußerst kontrovers diskutiert wurde. Ausgewählte Biographien von Remigranten, die mit dem wohl wichtigsten publizistischen Medium der Nachkriegszeit, dem Rundfunk, in enger Beziehung standen, verdeutlichen nicht nur die Problematik der Remigration, sondern auch allgemeine Fragen zur geistigen Situation im Nachkriegsdeutschland. Multimedial konzipiert werden in 13 Kapiteln einzelne Phasen und Schwerpunkte dieses Themas vorgestellt.

Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Deutschen Bundestages, Wolfgang Thierse. Sie wurde federführend vom Deutschen Rundfunkarchiv in Kooperation mit der Stiftung Archiv der Akademie der Künste, Berlin, und dem AsKI erarbeitet.

Die Situation des Rundfunks am Ausgang der Weimarer Republik und zu Beginn der nationalsozialistischen Zeit steht am Anfang der Ausstellung. Die Nationalsozialisten erkannten schnell die propagandistische Bedeutung des neuen Mediums. Missliebige Rundfunkmitarbeiter jüdischer Abstammung oder Mitglieder der kommunistischen oder sozialdemokratischen Partei wurden nach der nationalsozialistischen Machtübernahme verhaftet oder entlassen.

Viele Emigranten engagierten sich in der Zeit des Nationalsozialismus bei den deutschsprachigen Redaktionen der Rundfunkstationen ihrer Gastländer: Sie arbeiteten als Übersetzer, Autoren und Regisseure, durften die Sendungen aber nicht zur Durchsetzung eigener politischer Ziele und Vorstellungen nutzen.

Nach dem Krieg lehnten viele Deutsche die Rückkehr der Exilanten ab, nur vereinzelt wurden Stimmen laut, die sie dazu aufforderten. Einige kehrten in Uniformen der Alliierten zurück, viele halfen beim Wiederaufbau des Rundfunks und beteiligten sich an der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. So spiegelt der Rundfunk u.a. die kontroversen Debatten, die sich z.B. auf dem Schriftstellerkongress 1947, am Nürnberger Kriegsverbrecherprozess oder dem Thema "äußerer und innerer Emigration" entzündeten, exemplarisch dargestellt an der Person Thomas Manns.

Zur Ausstellung erscheinen ein umfangreicher, reich bebildeter Begleitband mit einem einleitenden Essay von Peter Steinbach und eine CD mit ausgewählten Tondokumenten zum Thema.