Er gehört zu jener Generation, die schon als Schüler in den Strudel des Krieges gerissen werden, als letztes Aufgebot eines verbrecherischen Regimes. Er gehört zu jener Generation, die nach dem verlorenen Krieg gierig nach Leben ist. Auf Einladung eines Onkels aus Amerika geht Robert Lebeck 1949 nach New York und studiert Völkerkunde. Doch holt ihn der Krieg wieder ein, dieses Mal in Korea. Lebeck kehrt heim nach Deutschland und entkommt der Einberufung. In Heidelberg schenkt ihm seine Frau zum Geburtstag eine Kamera – der Beginn einer langen Leidenschaft.
Lebeck fängt an zu fotografieren. Das Fotografieren hat ihm niemand beigebracht. Allein "Life" ist sein Lehrer. Im US-Magazin hat er gesehen, was ein "gutes" Bild ist. Lebeck arbeitet als freier Fotograf für Heidelberger Tageszeitungen. Bereits nach vier Monaten gelangt ein Adenauer-Foto von ihm auf die Titelseite der "Rhein-Neckar-Zeitung". Zehn Jahre später zählt er zur internationalen Spitzengruppe der Bildjournalisten. Nach Stationen als Frankfurter Büroleiter der Illustrierten "Revue" und als Fotoreporter der Zeitschrift "Kristall" wechselt Lebeck 1966 zum "Stern". Hier versammelt Henri Nannen nahezu alle berühmten Kollegen der Zunft um sich. Abgesehen von einem kurzen Ausflug als Chefredakteur zu "Geo" bleibt Lebeck dem Hamburger Magazin treu. An der Alster entstehen Bildreportagen, die bis heute legendär sind: Deutschland zwischen Wiederaufbau und Wirtschaftswunder, Deutschland zwischen Ost und West, Deutschland zwischen Schmidt und Kohl, Deutschland zwischen Großstadt und Provinz.
Lebeck porträtiert Spitzenpolitiker aus und in aller Welt. Er nähert sich ihnen in der gleichen nüchternen Art und Weise, in der er auch das Alltagsleben festhält. Niemand wird aufgestellt, nichts arrangiert. Allein der Augenblick zählt, von Lebeck behutsam gewählt. Denn "Durchschnitt fotografiert sich nicht" lautet seine Maxime. Stille und Kraft sind die Attribute seines Werks: Konrad Adenauer an seinem 90. Geburtstag in Bonn 1966, Helmut Kohl vor dem Kapitol in Washington 1972, Willy Brandt im Speisewagen 1973, Helmut Schmidt in seinem Haus am Brahmsee 1976, Johannes Rau und Gerhard Schröder in Hannover 1986, Edmund Stoiber und Franz Josef Strauß in München 1987. Doch erst konfrontiert mit den Dichtern und Denkern ihrer Zeit ergibt sich ein Gesamtbild: Ernst Bloch in Tübingen 1965, Ernst Jünger in Wilflingen 1975, Günter Grass und seine Frau Ute in Italien 1992, Walter Jens in Tübingen 1993.