Die Ausstellung „wir sind wir – Deutsche in Ost und West. Fotografien von Stefan Moses“ zeigt über 60 Bilder von Menschen in ihrer typischen Berufskleidung, die Stefan Moses 1963-65 in der Bundesrepublik und 1990 in der DDR aufgenommen hat.
Anfang der 1960er Jahre beginnt Stefan Moses mit seinen „Deutschenporträts“. Er reist durch Städte und Dörfer der Bundesrepublik und nimmt Menschen aller Milieus auf. Die Palette der von ihm fotografierten Personen reicht von Malern und Bergarbeitern über Pastoren und Polizisten bis zu Tänzern und Köchen. Moses will seine fotografische „Berufstypologie“ von Beginn an auch auf Ostdeutschland ausdehnen, „damit die Gemeinsamkeiten sichtbar werden.“ Doch er scheitert an den DDR-Behörden, so dass er dieses Vorhaben erst kurz nach dem Fall der Mauer realisieren kann.
Für seine Schwarz-Weiß-Fotografien stellt Stefan Moses Männer und Frauen in ihrer typischen Berufskleidung mit einem Requisit vor ein graues, fünf mal sechs Meter großes Filztuch, das er vor Hausmauern, an Dachrinnen oder Straßenlaternen befestigt. Was macht der Beruf aus den Menschen, fragt Moses und spürt sensibel forschend den Geschichten in den Gesichtern nach.
Humor und Melancholie, Neugier und Freude, Hoffnung und Enttäuschung werden in den Bildern sichtbar. Einige der gezeigten Berufe gibt es nicht mehr. Nicht zuletzt durch die Vielzahl der abgebildeten Berufe entwerfen die Fotografien ein facettenreiches Bild der deutschen Vergangenheit.
Der zeitliche Entstehungsabstand von gut 25 Jahren zwischen den west- und ostdeutschen Porträts scheint in den Fotos zu verschwinden. Moses fängt die verblüffenden Parallelen in Erscheinung und Auftreten zwischen West- und Ostdeutschen ein. „Bei all diesen neu entstandenen ‚Deutschenporträts’“, so Stefan Moses 1990, „fällt mir auf, wie nah die Gesichter und Bewegungen den Menschen aus den frühen Sechzigern sind, die ich damals im Westen besuchte.“
Stefan Moses zählt zu den bedeutendsten deutschen Fotografen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein Lebensthema sind „Deutschland und die Deutschen“. 1928 in Liegnitz/Schlesien geboren, war er von 1947 bis 1950 Bühnenfotograf am Nationaltheater in Weimar. 1950 zog er nach München, wo er bis heute lebt. Als freier Bildjournalist arbeitete er für die „Neue Zeitung“ und die „Revue“, ab 1960 für „Stern“, „Magnum“ und „twen“ und seit 1968 als selbstständiger Fotograf.