Globalisierung

Die Bundesrepublik Deutschland ist im 21. Jahrhundert Teil einer globalisierten Welt. Erhöhte Mobilität und verdichtete Kommunikation vernetzen Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Alltag der Deutschen wie nie zuvor weltumspannend. Folge der Globalisierung aller Lebensbereiche sind neue internationale Herausforderungen, die in der Bundesrepublik Debatten und Reformen auslösen.

Folgen von "9/11"

Nach den Anschlägen islamistischer Terroristen am 11. September 2001 in den USA wird auch in Deutschland die Sicherheit vor Bedrohungen der freien Gesellschaft Ziel der Innen-, Außen- und Sicherheitspolitik. Nicht nur in Afghanistan beteiligt sich die Bundesrepublik ab 2002 am Kampf gegen den internationalen islamistischen Terrorismus. Innenpolitisch reagieren die Bundesregierungen unter Bundeskanzler Gerhard Schröder und seiner Nachfolgerin Angela Merkel mit verschärften Sicherheitsgesetzen. Zugleich steigt ihre Bereitschaft, die Bundeswehr in Auslandseinsätze zu entsenden. Diesem Ziel dient auch die seit 2010 laufende Neuausrichtung der Armee. Ausgelöst durch die Terroranschläge 2001 blicken die Deutschen kritischer auf die Integration von Zuwanderern und besonders auf den Islam in Deutschland.

Europa

Zu den internationalen Herausforderungen zählt die Zukunft der Europäischen Union (EU) und der europäischen Gemeinschaftswährung. Das Ende der D-Mark und die Einführung des Euro-Bargeldes im Dezember 2001 erfahren die Deutschen als historischen Einschnitt. Unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft gelingt 2007 eine Reform der EU-Institutionen, doch die Bewältigung der sich 2010 dramatisch zuspitzenden europäischen Schuldenkrise und der Aufbau einer neuen Finanzordnung bleiben Fragen der Gegenwart.

Globale Kommunikation

Das Internet ist das neue Massenmedium des 21. Jahrhunderts. Es macht schnelle weltweite Kommunikation möglich, verbindet Menschen, Wirtschafts- und Finanzmärkte. Wie kaum eine Innovation zuvor prägt die neue digitale Welt das Leben der Menschen. Zu den Schattenseiten des Internets gehört, dass weltweit Unternehmen und Geheimdienste massenhaft Informationen über Menschen sammeln. Die Deutschen debattieren seit 2013 verstärkt über Datensicherheit im Internet.

Auswirkungen der globalen Verflechtung

Die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland Anfang der 2000er Jahre ist mitverursacht durch die Globalisierung der Wirtschaft. Zudem verursacht die demografische Entwicklung einer alternden Gesellschaft eine nachhaltige Krise des Sozialstaats. Die rot-grüne Bundesregierung reagiert 2003 mit der größten Arbeitsmarkt- und Sozialstaatsreform der Bundesrepublik, der sogenannten Agenda 2010. Sie versucht einen neuen Ausgleich zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und sozialer Gerechtigkeit zu schaffen. Die 2008 in den USA ausgelöste Bankenkrise greift aufgrund der engen weltweiten Vernetzung der Finanzmärkte auf Deutschland über und erfasst auch die Wirtschaft. Die Bundesregierung setzt gewaltige Geldsummen ein, um Banken und Wirtschaft zu stützen.

Als erste Industrienation weltweit beschließt die Bundesrepublik 2011 endgültig, die Nutzung der Atomenergie zu beenden. Atomausstieg und Energiewende sind dabei auch eine Antwort auf den globalen Klimawandel.

(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 07.06.2022
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Globalisierung, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/globalisierung.html
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