Die beiden christlichen Kirchen sind nach 1945 wichtige gesellschaftliche Kräfte in Deutschland. Sie genießen das Vertrauen der Bevölkerung und sind für die Besatzungsmächte Gesprächspartner. Unmittelbar nach dem Krieg sind sie auch die einzigen Institutionen, die Kontakte ins Ausland halten.

Organisation

Organisatorisch hat die katholische Kirche den Nationalsozialismus weitgehend unbeschadet überstanden. Die Fuldaer Bischofskonferenz etabliert sich nach 1945 als Sprachrohr der deutschen Bischöfe. Die evangelischen Landeskirchen schaffen 1948 mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein gemeinsames Dach. Trotz neuer Organisationsformen und einer Auseinandersetzung mit Verfehlungen in der NS-Zeit sind die Entwicklungen innerhalb der Kirchen nach 1945 durch Kontinuität geprägt.

Herausforderungen

Vertreter aller Konfessionen engagieren sich für Flüchtlinge, Vertriebene und Kriegsgefangene und bieten Unterstützung in Entnazifizierungsverfahren an. Die Hilfsdienste Caritas und Evangelisches Hilfswerk bemühen sich, die Not der Deutschen zu lindern. Sie erfahren dabei starke Unterstützung durch das Ausland. Notkirchen werden errichtet, zerstörte Kirchen wieder aufgebaut. Der Katholikentag in Mainz oder die Evangelische Woche in Frankfurt am Main zeigen beide 1948, dass der christliche Glaube den Menschen moralische Orientierung nach der Erfahrung von Krieg, Niederlage und Nationalsozialismus gibt. Neue Herausforderungen stellen sich den Kirchen auch selbst durch Flüchtlinge und Vertriebene. Mit ihnen verändert sich die konfessionelle Landkarte Deutschlands.

(mw, usc) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 28.01.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus/Schröber, Ulrike: Kirchen, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/neuanfaenge/kirchen.html
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