Nachdem die Einbindung der Bundesrepublik Deutschland in den Westen mit Inkrafttreten der Pariser Verträge abgeschlossen ist, ändert die Sowjetunion ihre Deutschlandpolitik: Während sie bisher versucht hat, durch Wiedervereinigungsangebote Westintegration und Wiederbewaffnung der Bundesrepublik zu verhindern, geht sie nun von der Teilung Deutschlands aus. Auf der Genfer Gipfelkonferenz im Juli 1955 zeichnet sich diese "Zwei-Staaten-Theorie" bereits deutlich ab.

Genfer Gipfelkonferenz

Neben einer Delegation aus der Bundesrepublik Deutschland sind in Genf auch Vertreter der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zugelassen. Die Teilnahme an einer internationalen Konferenz bedeutet für das SED-Regime eine große Aufwertung.

Bestandsgarantie

Die Zwei-Staaten-Theorie, wonach auf dem Gebiet des ehemaligen Deutschen Reiches zwei souveräne deutsche Staaten mit unterschiedlicher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Ordnung entstanden seien, wird vom sowjetischen Parteichef Chruschtschow auf dem Rückflug von Genf am 26. Juli 1955 bei einem Halt in Ost-Berlin öffentlich verkündet: Eine Wiedervereinigung sei allein Sache der Deutschen und setze zunächst die Annäherung zwischen der Bundesrepublik und der DDR voraus. Außerdem müssten die "sozialistischen Errungenschaften" der DDR gewahrt werden. Eine baldige Wiedervereinigung nach freien Wahlen ist damit ausgeschlossen. Für das SED-Regime unter Walter Ulbricht ist die Zwei-Staaten-Theorie endgültig die erhoffte Bestandsgarantie für die DDR. Sie wird fortan verstärkt in den sowjetischen Machtbereich integriert.

(ag, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 29.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Grau, Andreas/Würz, Markus: Zwei-Staaten-Theorie, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/deutsche-frage/zwei-staaten-theorie.html
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