Beide deutsche Staaten berufen sich auf den Widerstand gegen den Nationalsozialismus, jedoch auf völlig unterschiedliche Weise. In der Bundesrepublik Deutschland sind es vor allem die Attentäter des 20. Juli 1944, in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) die Kommunisten um Ernst Thälmann, das Nationalkomitee "Freies Deutschland" und die Widerstandsgruppe "Rote Kapelle", die als Widerstandskämpfer geehrt werden. Im Hof des Bendlerblocks in West-Berlin wird 1953 ein von Richard Scheibe entworfenes Ehrenmal für die Opfer des 20. Juli 1944 errichtet. Die bedeutendste Gedenkstätte der DDR entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, wo der KPD-Vorsitzende Thälmann ermordet wurde.

Westdeutschland

Als rechtsextreme Gruppen in der Bundesrepublik versuchen, die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 als "Landesverräter" hinzustellen, setzt Bundespräsident Theodor Heuss ein deutliches Zeichen: In seiner Gedenkrede am 20. Juli 1954 betont er das "geschichtliche Recht", den Anschlag auf Adolf Hitler zu wagen. Er dankt den Verschwörern für ihren Versuch, zumindest ein Zeichen gesetzt zu haben.

Ostdeutschland

In der DDR werden die Attentäter des 20. Juli als "antisowjetisch" und "imperialistisch" verurteilt. Das SED-Regime betont die Verwurzelung des Staates im Antifaschismus und den kommunistischen Widerstand. "Nationale Mahn- und Gedenkstätten" sollen diesen Anspruch bezeugen. Nach ihrer Einweihung 1958 wird die Gedenkstätte Buchenwald mit dem von Fritz Cremer gestalteten Ehrenmal alljährlich Schauplatz von Staatsakten, Vereidigungen und Jugendweihen. Teilnehmer des kommunistischen Widerstands zeichnet das SED-Regime mit der Medaille für "Kämpfer gegen den Faschismus" aus.

(ahw, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 19.02.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, Annette/Würz, Markus: Widerstandstraditionen, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/erinnerung-und-wiedergutmachung/widerstandstraditionen.html
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