Die Bestseller der 1950er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland sind Übersetzungen aus dem westlichen Ausland, Sachbücher und Triviales, oft zu zeitgeschichtlichen Themen. In wenigen Jahren erreichen diese Bücher Auflagen von hunderttausenden Exemplaren. Möglich wird dies auch durch die neuartigen Taschenbücher. Das Bildungsbürgertum greift auf vertraute literarische Muster zurück. Viel gelesen werden neben den Weimarer Klassikern prominente Romanciers wie Franz Kafka, Hermann Hesse und Thomas Mann, ferner Autoren der "inneren Emigration" wie Ernst Jünger und Werner Bergengruen.
Gegenwartsliteratur
Die Gegenwartsliteratur erhält ihre Impulse vor allem durch die von Hans Werner Richter initiierte "Gruppe 47", in der sich junge Schriftsteller wie Heinrich Böll, Günter Eich und Ingeborg Bachmann zusammenfinden. Die Gruppe erwirbt sich schnell den Ruf einer literarisch-gesellschaftskritischen Instanz und bestimmt für zwei Jahrzehnte die westdeutsche Literaturentwicklung entscheidend mit. Seit 1950 vergibt sie alljährlich einen vielbeachteten Preis für Werke der jungen deutschen Gegenwartsliteratur.
Politische Romane finden sich nur selten. "Das Treibhaus" von Wolfgang Koeppen mit seiner Kritik am politischen Klima der frühen Adenauer-Zeit bildet eine Ausnahme.
Taschenbücher
Nach dem Vorbild der angelsächsischen Pocket-Books werden seit 1950 in der Bundesrepublik Taschenbücher herausgegeben. Ihre hohen Auflagen und ihr niedriger Preis revolutionieren den Büchermarkt und machen "gute Literatur" für alle zugänglich. Besonders erfolgreich wird die erste Taschenbuch-Reihe "rororo" (Rowohlts Rotations-Romane). 1957 eröffnet im Kölner Hauptbahnhof der erste deutsche Taschenbuchladen.
Kölner Mittwochgespräche
Von 1950 bis 1956 veranstaltet der Buchhändler Gerhard Ludwig in den Wartesälen des Kölner Hauptbahnhofs "Mittwochgespräche". Unter dem Motto "Freier Eintritt, Freie Fragen, Freie Antworten" diskutieren und referieren bekannte Schriftsteller, Künstler, Politiker und Wissenschaftler darunter Heinrich Böll, Gustaf Gründgens, Werner Finck, Carlo Schmid, Theodor W. Adorno, Ernst von Salomon und Wolf Graf Baudissin. Die Veranstaltungen sind ein neuartiger und überregional anerkannter Beitrag zur Entwicklung einer demokratischen Gesprächskultur.
(ahw, mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 13.03.2015
Text: CC BY NC SA 4.0
Empfohlene Zitierweise:
Hinz-Wessels, AnnetteWürz, Markus: Literatur West, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/kulturelles-leben/literatur-west.html
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