Unter dem Motto "Chemie gibt Brot, Wohlstand, Schönheit" richtet das SED-Regime die Wirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) 1958 von der Schwerindustrie auf die chemische Industrie aus. Sie soll ein "strukturbestimmender Zweig" werden. Auf einer Chemiekonferenz Anfang November in Leuna beschließen das SED-Zentralkomitee und die Staatliche Plankommission ein ehrgeiziges Chemieprogramm. Es beabsichtigt, die chemische Produktion zu verdoppeln, alle Industriezweige zu modernisieren, mehr Konsumgüter für die Bevölkerung herzustellen und so die Lebensqualität der Menschen zu verbessen.

Zielsetzung

Das Chemieprogramm ist Kernstück der "ökonomischen Hauptaufgabe" des V. SED-Parteitags, die Bundesrepublik Deutschland im Pro-Kopf-Verbrauch an Lebensmitteln und Konsumgütern zu überholen.

Umsetzung

Das SED-Regime modernisiert und erweitert zunächst bestehende, Kohle verarbeitende Chemiewerke. Es plant, bis Mitte der 1960er Jahre eine erdölbasierte Industrie aufzubauen. Das notwendige Erdöl soll über die Rohrleitung "Freundschaft" aus der Sowjetunion bezogen werden, deren Bau 1959 beginnt. Als Erzeugnisse aus "Plaste und Elaste" ziehen in den 1960er Jahren Geschirr, Kleidung, Spielzeug und Möbel in die Haushalte der Menschen in der DDR ein und gelten dem Regime als Symbole der Moderne. Mit dem neuen Material wird Formgestaltung zum festen Bestandteil wirtschaftlicher und technischer zentralen Planungen in der DDR. In Büchern, Broschüren, Filmen und Comics preist das Regime den Nutzen moderner Kunststoffe, deren Herstellung und Produkte.

(mw) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 12.04.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Würz, Markus: Chemieprogramm, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-gruenderjahre/wirtschaft-und-gesellschaft-im-osten/chemieprogramm.html
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